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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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gewesen.

Vierzehntes
Kapitel
    E s war Nacht, als ich aufwachte. Ich lag auf
dem Rücken und starrte in das Dunkel. Schmerzen hatte ich nicht. Als
ich mich bewegte, merkte ich, daß ich nackt war. Ich lag auf einem
Bett, zugedeckt mit einem dünnen Bettuch. Mein Schenkel schmerzte. Ich
wandte den Kopf und erkannte ein rechteckiges Fensterloch.
    Ich schlug das Laken zur Seite und setzte mich auf. Dann
tastete ich mich mit unsicheren Schritten zum Fenster. Niemand außer
mir schien im Raum zu sein. Ein grobmaschiger Vorhang war am Fenster,
ich zog ihn zur Seite. Draußen war wenig zu sehen. Dunkler Himmel, ein
paar Bäume. Im Westen schimmerte ein fahler Mond. Die Zikaden zirpten.
Das Quaken der Frösche war zu hören.
    Das Fenster war vergittert.
    Eine Verglasung gab es nicht und hatte es auch nicht gegeben.
Dies war ein vergittertes Fensterloch, die einzige Luftöffnung in einem
finsteren Verlies. Die Luft, die hereinstrich, nachdem ich den Vorhang
entfernt hatte, war feucht und schwül. Es roch nach verbrannten
Sträuchern, nach verfaultem Gras. Trotz der Schwüle zitterte ich, als
ich zu meinem Bett zurückkehrte. Ich war erleichtert, als ich mich
wieder ausstrecken konnte. Die wenigen Schritte zum Fenster hatten mich
völlig ausgepumpt. Mohammed Ali, so durchfuhr es mich, hätte die
Strecke vermutlich zweimal hinter sich gebracht.
    Aber ich war nicht Mohammed Ali. Ich beschloß zu schlafen.
    Als ich wieder aufwachte, fühlte ich mich etwas besser.
Vielleicht lag es an dem Sonnenschein, der in den Raum drang. Die
Strahlen bildeten ein auseinandergezogenes Viereck auf dem Boden. Auf
dem Tischchen neben dem Bett stand ein Tablett, das in der Nacht nicht
dagewesen war. Auf dem Tablett war ein Becher mit Orangensaft zu
erkennen. Außerdem gab es einen Stapel mit Brotschnitten, einen Klacks
Butter und ein hölzernes Messer, mit dem sich die Butter verstreichen
ließ.
    Der Orangensaft schmeckte ganz ordentlich. Meine Lebenskräfte
erwachten, besonders als ich auch noch einen Topf mit Honig entdeckte,
der hinter dem Stapel Brotschnitten verborgen gewesen war. Ich setzte
mich auf und begann zu frühstücken. Das Brot schmeckte feucht. Während
ich Schnitte um Schnitte verzehrte, betrachtete ich meine neue
Behausung. An der Wand stand ein Tisch, auf dem eine Waschschüssel und
ein Stück Seife zu sehen waren. Es gab auch einen Stuhl, über den eine
Hose und ein Hemd gebreitet waren. Die Sachen gehörten mir nicht. Dann
gab es noch das Bett, auf dem ich saß, und das Tischchen, auf dem das
Tablett stand. Das war alles.
    Nach dem Frühstück wusch ich mich. Aber vorher warf ich einen
Blick aus dem Fensterloch. Wie schon beim erstenmal, als ich
hinausgesehen hatte, war der Eindruck nicht gerade das, was
Hobbyfotografen ›unvergeßlich‹ nennen würden. Ein paar Bäume, die in
der drückenden Schwüle ihre Blätter hängen ließen. Der Geruch nach
verbrannten und verfaulenden Sträuchern war stärker geworden.
    Nachdem ich meine Morgentoilette beendet hatte, inspizierte
ich die Kleidung. Sie bestand aus einem Paar Jeans und einem T-Shirt,
auf dem die Inschrift HOUSTON COUGARS prangte. Unter dem Stuhl fanden
sich ein paar schmutzige weiße Slipper. Während ich die Jeans
überstreifte, fiel mir die gerötete Stelle auf meinem Oberschenkel auf.
Das Mal eines Stiches war zu erkennen. Die Stelle juckte, aber es tat
jetzt kaum noch weh. Nach den Jeans zog ich das T-Shirt über. Und dann
schlüpfte ich in die Schuhe. Das Frühstück war gut gewesen, und der Tag
war jung. Ich konnte jetzt losgehen und die Welt erobern.
    Dann fiel mir ein, daß ich wohl nicht weit kommen würde. Ich
hätte an die Tür gehen und mit den Fäusten dagegenhämmern können. Ich
hätte schreien können: »Was hat das zu bedeuten! Laßt mich hier raus!«
    Ich beschloß, von der Aufführung dieser Posse abzusehen. Meine
Entführer würden sich zu gegebener Zeit mit mir befassen, hatten sie
doch sogar an meinen morgendlichen Appetit gedacht. Ich ließ die
Ereignisse vor meinem inneren Auge Revue passieren. Eine der
Spielphasen im Rugby fiel mir ein, wo der Ball in eine völlig
unerwartete Richtung geschlagen wird. Die Mannschaft, die derzeit
hinter diesem Ball herlief, waren die Cunninghams. Ich stellte mir vor,
wie Billy Cunningham sich den Gürtel mit Magnum-Revolvern und
Achtunddreißigern vollsteckte, bevor er sich zur Verbrecherjagd in
einen vollklimatisierten schwarzen Continental mit Überlänge schwang.
    Einmal mehr ging ich den Inhalt der beiden

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