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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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hineingeraten sind?«
    »Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf«, sagte ich. »Du bist
das netteste Mädchen, das ich je in einem Gefängnis kennengelernt
habe.« Sie sah ungläubig zu mir auf. »Ich mag dich, Debbie.«
    Ihr Schluchzen verebbte, sie kuschelte sich an mich. »Es ist
lange her, daß du das gesagt hast.«
    »Was denn?«
    »Daß du mich magst.«
    Ich schwieg und dachte nach. »Du hast recht. Ich habe wenig
über die Gefühle gesprochen, die ich für dich habe, besonders in der
letzten Zeit.« Eine Unterhaltung mit einem Scheidungsanwalt fiel mir
ein. Es war bei einem Empfang im ›Royal Palm Hotel‹ gewesen, und ich
hatte ihn gefragt, warum eigentlich so viele Ehen auseinandergehen.
Seine Antwort war, daß die Schuld immer auf beiden Seiten liegt. Nach
dem, was ich mit Debbie erlebt hatte, war ich geneigt, ihm Recht zu
geben.
    Sie hatte sich aufgesetzt und war dabei, ihre Tränen mit dem
Saum ihres Kleides zu trocknen. »Ich muß fürchterlich aussehen, nicht?«
    »Du bist noch nie so schön gewesen«, sagte ich. Es war die
Wahrheit. »Du mußt nicht die Hoffnung verlieren, Debbie. Ich bin
ziemlich sicher, in diesem Augenblick ist dein Clan dabei, ganz Texas
von oben nach unten zu kehren. Die lassen keinen Stein auf dem andern,
bis sie uns nicht gefunden haben.«
    »Texas ist ein großer Staat«, sagte sie düster.
    Ich nickte. »Der größte von Amerika, wenn man von Alaska
absieht.«
    Debbie war skeptisch, zu Recht. Es gab wenig Hoffnung, daß die
Cunninghams uns sehr bald in diesem Verlies aufspürten. Sie wußten
nicht, wo sie suchen sollten, und die Flächen, die sie dabei abdecken
mußten, waren ungeheuer. Was mir kalte Schauer den Rücken
hinuntertrieb, war die Tatsache, daß sich Robinson nicht maskiert
hatte, als er mich verhörte. Auch zu Debbie hatte er ohne Maskierung
gesprochen. Ein schlechtes Zeichen. Das Todesurteil, wenn man es
nüchtern betrachtete. Debbie und ich wußten jetzt, wie er aussah. Wir
konnten ihn jederzeit identifizieren. Die einzige Möglichkeit, das zu
verhindern, war, uns zu töten. Eine Erkenntnis wurde mir zur Gewißheit.
Debbies Freilassung hatte Robinson nie ernstlich erwogen. Ebensowenig
den Gedanken, mich nach dem Verhör gegen ein Lösegeld laufenzulassen.
    In dieser Situation bedeutete es wenig Trost, daß die
Cunninghams dabei waren, mit Suchpatrouillen zu Wasser, zu Lande und in
der Luft ganz Texas durchzukämmen und den ganzen Staat notfalls mit
Bulldozern auf eine Tiefe von fünf Metern umzupflügen. Wahrscheinlich
würde man Robinson aufstöbern und seiner Bestrafung zuführen. Aber für
Debbie und mich würde es zu spät sein.
    »Es tut mir leid, wie ich mich benommen habe«, sagte Debbie in
meine trüben Gedanken hinein.
    »Vergiß es«, sagte ich. »Es ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Aber du hast mich herausgefordert«, setzte sie nach. »Du hast
mich wochenlang behandelt, als wäre ich Luft. War da eigentlich eine
andere Frau im Spiel?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich bin dir treu geblieben.«
    »Aber du hast an Julie gedacht, stimmt's?«
    »Julie ist tot«, sagte ich. »Damit habe ich mich damals
abgefunden.« Ich sah sie an und streichelte ihre Schläfe. »Es ist
wirklich nicht so, daß der Geist von Julie zwischen uns steht.«
    »Dann war es das Geschäft, deine Arbeit. Ich war eifersüchtig
auf dein Büro, auf die viele Zeit, die du dort verbracht hast.« Sie
lächelte. »Dabei hätte ich als eine Cunningham wissen müssen, was auf
mich zukommt, wenn ich einen Geschäftsmann heirate. Irgendwie hatte ich
die Hoffnung, du würdest anders sein.«
    »Warum sollte es bei mir anders sein?« sagte ich. »Wenn man
Geld hat, muß man ziemlich viel Zeit aufwenden, damit man's behält.
Stell dir einen Haufen Goldmünzen vor und einen Kreis Menschen
drumherum. Da bist du voll damit ausgelastet, jedem auf die Finger zu
schlagen, der die Hand ausstreckt.« Ich betrachtete sie, wie sie neben
mir saß. »Vielleicht habe ich wirklich zuviel Zeit im Geschäft
zugebracht.«
    »Nein«, sagte sie nachdenklich. »Du hast nur getan, was getan
werden mußte. Der Mann verdient das Geld für die Familie, daran gibt's
nichts zu deuteln. Das Dumme ist, daß ich das jetzt erst so klar sehe.
Ich hab' vieles falsch gemacht. Du hast ein Kind geheiratet, weißt du
das?«
    Ich beschloß, diese Erkenntnis ganz einfach im Raum
stehenzulassen. »Es war wohl nicht leicht für dich, plötzlich die
Ehefrau zu sein«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mein Fehler war, ich habe alle

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