Bahama-Krise
das man mit
Baumwolle und Hühnerknochen vermengt hatte. Und dann hatte das Ganze
noch einen Nachgeschmack nach Lehm. Nachdem ich mich einigermaßen
gesättigt hatte, ging ich zu dem Waschtisch hinüber, um meine
fetttriefenden Finger abzuspülen. Als ich die Schüssel mit dem Wasser
vor mir sah, kam mir eine Idee. Ich wischte mir die Finger an den Jeans
ab und hob die volle Schüssel. Sie bestand aus gebranntem Ton und hatte
ein ansehnliches Gewicht. Es mußten über zehn Kilo sein.
Ich ging zu meiner Pritsche zurück, setzte mich auf die Kante
und strich etwas von dem Butterklacks auf ein dickes Stück Brot.
Während ich dieses Dessert hinunterwürgte, betrachtete ich die
Schüssel, in der das Wasser sanft hin und her schwappte. Ein Plan
begann Gestalt anzunehmen.
Zwei Stunden später kam Robinson zurück. Er wurde von Leroy
begleitet, der neben der Tür Aufstellung nahm. Robinson schloß die Tür
hinter sich und lehnte sich daran.
»Wie ich höre, Mr. Mangan, gab es bei Ihnen gewisse
Eheprobleme«, sagte er mit weicher Stimme. »Aber jetzt ist wohl wieder
ein Silberstreif am Ehehimmel sichtbar.« Er grinste, als er meinen
erstaunten Gesichtsausdruck bemerkte. »Sie raten richtig«, sagte er.
»Ich bin Zeuge Ihrer kleinen Aussprache gewesen.«
Ich fluchte innerlich. Ramon Rodriguez hatte mir vorgeführt,
was mit Abhörgeräten alles möglich war. Und ich hatte trotzdem keinen
Gedanken daran verschwendet, daß Robinson ein Mikrophon in meinem
Gefängnis angebracht haben könnte.
»War's schön?« fragte ich spöttisch.
Er stieß die Luft durch die Nase. »Unterhaltsam. Wenn man noch
etwas Musik dazu einspielt, kämen Sie mühelos in die Hitliste.«
»Sie Schwein!«
»Aber, aber«, sagte er beschwichtigend. »So spricht man doch
nicht, wenn man auf der falschen Seite vom Tisch sitzt, Mr. Mangan. Da
schaut doch wieder der aufmüpfige Pioniergeist der amerikanischen
Vorfahren durch.« Er schnalzte mißbilligend mit der Zunge. »Aber reden
wir lieber von etwas Interessantem, zum Beispiel von Jack Kayles. Wie
ich bei der Anhörung des Tonbands erfuhr, bekundeten Sie lebhaftes
Interesse, als Ihre Frau den Namen erwähnte. Wie haben Sie Kayles
aufgespürt?«
Ich antwortete ihm nicht und starrte ihn nur haßerfüllt an. Er
schüttelte den Kopf, als empfände er Mitleid mit mir. »Es ist
herzzerbrechend, wenn man sieht, wie die Leute sich ihr eigenes Grab
graben. Ein Doppelgrab, wie ich anmerken möchte.«
»Ich werde Ihnen Ihre Frage beantworten, wenn Sie mir sagen,
warum Kayles meine Frau Julie und mein Kind tötete.«
Robinson betrachtete mich prüfend. »Ihre Neugier soll
befriedigt werden«, sagte er nach einer Weile. »Kayles hat die beiden
umgebracht, weil er ein dummer Mensch ist. Wie dumm er ist, das beginne
ich gerade erst herauszufinden. Und das ist auch der Hauptgrund für
Ihren Besuch bei mir.«
Er gab die Tür frei und trat einen Schritt auf mich zu, die
Hände in den Taschen.
»Kayles hatte den Auftrag von mir, von den Bahamas nach Miami
zu segeln, und zwar mit seinem eigenen Boot. Er mußte bis zu einem
bestimmten Datum in Miami sein. Aber wie es bei Booten so geht, es gab
wohl irgendein technisches Problem.« Robinson zuckte die Achseln, es
war unter seiner Würde, auf die Art dieses Problems einzugehen.
»Jedenfalls ergab sich für Kayles plötzlich die Situation, daß er den
Termin nicht halten konnte. Sein eigenes Boot war nicht einsatzbereit.
Als er davon hörte, daß ein Skipper einen Bootsmann suchte, für eine
Fahrt nach Miami, erkannte er seine Chance. Können Sie mir folgen?«
»Soweit, ja.«
»Nun gut. Kayles führte etwas Wichtiges mit sich.« Robinson
vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich möchte Sie hier nicht
damit belasten, um was es sich dabei handelte. Jedenfalls war Kayles so
dumm, die mitgeführte Sendung nicht ordentlich zu verstecken, so daß
Ihr Skipper sie fand. Daraufhin brachte Kayles ihn um. Er erstach ihn
mit dem Messer, das er immer bei sich führt. Er wollte die Leiche
gerade über Bord werfen und alle Spuren beseitigen, als Ihre kleine
Tochter dazukam.« Robinson zögerte. »Und dann kam eins zum anderen.« Er
seufzte. »Ich war jedenfalls sehr ärgerlich über den Lauf der Dinge,
das können Sie mir glauben. Kayles brachte alle meine Pläne
durcheinander. Und nachdem er den Skipper und die beiden Passagiere
ausgeschaltet hatte, hatte ich sogar ein fremdes Boot am Hals. Es war
gar nicht so einfach, das Boot wieder loszuwerden.«
»Sie Mörder!« sagte
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