Bahners, Patrick
Islam, wie sie
nach ihrer Auffassung am Christentum schon vollzogen worden ist. Ein Blick ins
Gesetzbuch zeigt, dass diese Auffassung sich nicht mit den historischen
Tatsachen deckt. Wenn der Rechtsstaat die Scharia als Prinzip religiöser
Legitimierung von Rechtsnormen nicht wohlwollend betrachten oder auch nur
neutral beobachten kann, dann darf dieser Staat auch kein Kirchenrecht gelten
lassen, selbst wenn dieses Recht seine Geltung auf die Gläubigen beschränkt,
die der Kirche durch freie Wahl angehören. Dass der deutsche Staat an seinen
Universitäten Lehrstühle für Kirchenrecht unterhält, muss man in der
Perspektive der Islamkritik als bestenfalls historisch erklärbare
Selbstschädigung bewerten.
Der Drohbrief eines anonymen Kreuzritters
Mathias Rohe hatte im FR-Interview 2002 die Frage erörtert,
ob «eine religiös orientierte Sonderrechtsordnung» wünschenswert sei - mit
negativem Resultat. «Dafür spricht, dass sich Muslime damit besonders
akzeptiert fühlen. Dagegen spricht, dass damit Illusionen gefördert werden,
Muslime könnten sich von der allgemein gültigen Rechtsordnung verabschieden.
Das darf nicht sein.» Für Hans-Peter Raddatz ist Mathias Rohe dennoch der
Oberschariarichter im Wartestand: «Erste Schritte in Richtung einer
Rechtsprechung im Sinne des Islam sind erkennbar gemacht, inzwischen beherzt
verstärkt vom Erlanger Juristen Rohe, der zusammen mit anderen
fortschrittlichem Kollegen richtungweisend für das Entstehen eines parallelen
Rechtswesens werden könnte.» Am 18. Juli 2007 hielt Rohe in München ein
Referat auf einer von der Stadt München und der bayerischen Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit veranstalteten Tagung zum Thema «Scharia und
Grundgesetz». Sein Vortrag wurde von Zwischenrufern gestört, die ihn in der
anschließenden Diskussion so lange mit pöbelhaften Beschimpfungen
bombardierten, bis die Veranstaltung abgebrochen werden musste. Die Leser einer
Internetseite, die «Deus vult» als Namen führt, das Motto des ersten Kreuzzugs,
waren aufgerufen worden, den Vortrag dieses «Gutmenschen» zu besuchen und ihm
«Paroli zu bieten».
Rohe erhielt hinterher viel Elektropost, darunter
folgenden anonymen Brief: «Einen möglichst schlechten Tag wünsche ich Ihnen.
Sie sind also auch einer von jenen verbrecherischen Hochverrätern, die
Deutschland und die Deutschen an den faschistoiden, totalitär-militaristischen
und zutiefst imperialistischen Islam verraten und verkaufen möchten? Ich sage
Ihnen was, es ist mir völlig gleichgültig, ob Sie das tun, weil Sie dumm wie
ein Toastbrot sind, oder aber ob Sie ein gekaufter Quisling, ein Judas der
Deutschen sind. Für ein Tun wie Ihres kann und darf es nur eine Strafe geben,
den Tod. Und darum hoffe und bete ich, dass ich den Tag noch erlebe, an dem
Ihresgleichen, jene schmierigen Subjekte, die uns Deutschen das Millionenheer
des gewaltkriminellen, barbarischen Bodensatzes der dritten Welt importiert und
vor die Türe gekippt haben und noch die Chuzpe besitzen, uns diesen Völkermord
auf Raten auch noch als Bereicherung zu verkaufen, an dem Ihresgleichen seine
gerechte Strafe erhält. Ich werde mich unglaublich bereichert fühlen, wenn
Ihresgleichen, am Halse aufgehangen, am Baukran baumelt. Von mir aus auch an
einer Straßenlaterne oder an einem Ast, auf jeden Fall aber aufgehangen. Und
wenn Ihnen dann die Visage blau anläuft, die Zunge aus dem Maule und die Augen
aus dem Kopfe quellen, wenn Ihr Schließmuskel versagt und Sie ein letztes Mal
unter sich machen, dann ja dann, werde ich bereichert sein. Bereichert,
glücklich und zufrieden. Dieser Tag wird ein Feiertag sein. In der Hoffnung auf
Ihr baldiges Ableben... Ein Einheimischer.» Die Anrede lautete: «Sie
schmieriger Dhimmi».
Das Dhimmitum und seine Prophetin
Das arabische Wort für die «Schutzbefohlenen», die
Angehörigen der vorislamischen monotheistischen Religionen, deren
Gemeinschaften im klassischen islamischen Gemeinwesen ein Status minderen
Rechts garantiert wird, ist das Lieblingsschimpfwort der Islamhasser und ein
Schlüsselbegriff des islamkritischen Weltbilds. Zwischen den Behauptungen der
Islamkritik über die unaufhaltsame Unterwanderung der westlichen Gesellschaften
und dem Alltagswissen über die tatsächliche Machtverteilung klafft eine Lücke.
Nirgendwo haben die Muslime eine Partei nach dem Vorbild des politischen
Katholizismus gegründet; es fehlt ihnen das Führungspersonal, das in der
christlichindifferenten
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