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Bahners, Patrick

Bahners, Patrick

Titel: Bahners, Patrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik-Macher
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Sarrazin beginnt der muslimische Marsch durch die politischen
Institutionen in Duisburg, wo die SPD einer islamischen Wählervereinigung das
Amt des Dezernenten für Kultur und Abfallwirtschaft überlässt. Als in Sarrazins
Weimar 2045 noch einmal die Anna-Amalia-Bibliothek brennt, haben Muslime
inzwischen die ostdeutschen Bundesländer wiederbevölkert. «Der
Oberbürgermeister, ein nachdenklicher, tiefreligiöser Mann mit arabischem
Migrationshintergrund, machte sich die Sache nicht leicht. Am Ende aber trat er
vor die Presse und verkündete, das Vorrecht auf dieser Welt gebühre den
Lebenden und nicht den Toten. Die knappen Städtebauförderungsmittel seien daher
in der Gestaltung des Vorplatzes für die neue Moschee besser angelegt.»
    Dass die Kaiserdome von Speyer, Mainz, Worms und Bamberg,
das Ulmer Münster, die Münchner Frauenkirche und der Kölner Dom zu Moscheen
umgewidmet werden, ist eine konservatorische Idee, die Sarrazins Kulturstaatsminister
2095 bei einem Besuch der Hagia Sofia einfällt. Bei Broder spricht schon 2067
ein Bundespräsident mit dem Namen Mahmoud Watan-Sadr die Neujahrsansprache.
Längst ist der Plan «eines inzwischen vergessenen grünen Abgeordneten» Wirklichkeit
geworden und Mohammeds Geburtstag staatlicher Feiertag. Pornokinos und
Spielhallen sind verboten, im Umkreis von tausend Metern um eine Moschee wird
kein Schweinefleisch verkauft, und kein Kirchturm darf höher sein als das
nächstgelegene Minarett. Der Weg in die muslimische Leitkultur führte wie in
allen westeuropäischen Ländern über ein Autonomie-Statut, das den Muslimen
erlaubte, ihre Angelegenheiten nach der Scharia zu regeln. Den Kaffeesatz, aus
dem Broder die phantastische Historie vom Bundespräsidenten Watan-Sadr las,
bildeten wahre Geschichten aus den vermischten Nachrichten der Jahre 2005 und
2006. Mehr oder weniger wahre: «Britische Banken wollen ihren Kunden keine
mehr anbieten, weil Schweine im Islam als unrein gelten.»
Besonders lustig: Dieses «Zeichen der Zeit» soll zunächst «keine größeren
Schlagzeilen» hervorgerufen haben.
    Am 25.Februar 2007 wurde im Internetjournal
«Perlentaucher» ein Essay von Ulrike Ackermann publiziert, der den Titel «Lob
der Dissidenz» trug. Lob spendete die Verfasserin Ayaan Hirsi Ali und Neda
Kelek, den «Dissidentinnen des Islam», mit Tadel übergoss sie Timothy Garton
Ash und Ian Buruma, die daran erinnert hatten, dass auch die Kirche Voltaires
ihre Zeloten hat. Frau Ackermann ereiferte sich über diese zersetzende Ironie.
Denunzianten und Schönredner seien die Kritiker der Islamkritikerinnen,
Verräter an der Sache der offenen Gesellschaft. So hätten «wohlmeinende
Intellektuelle» schon die antikommunistischen Dissidenten Ostmitteleuropas als
Störenfriede disqualifiziert, um in aller Ruhe den Dialog mit Diktatoren
kultivieren zu können. Nach der «Bild»-Zeitung braucht jede Wahrheit einen
Mutigen, der sie ausspricht. Nach Ulrike Ackermann auch einen Chor, der sie
mitspricht. Für die «leidenschaftliche Verteidigung eines selbstbestimmten
Lebens, der Freiheit des Individuums gegenüber einem religiösen,
domestizierenden Kollektiv» forderte sie «endlich lautstarke Unterstützung».
Eine Dissidenz, die sich mit abweichenden Meinungen begnügt, bleibt
leisetreterisch. Laut und deutlich nahm Frau Ackermann das Recht auf die
abweichende Tatsache in Anspruch. Broder hatte die Legende vom
Sparschweinmassaker Anfang Februar 2007 noch einmal in einem Videoblog unters
Fanvolk gebracht. Der Blogger Stefan Niggemeier hatte die Sache noch einmal
richtiggestellt. Zwei Wochen später folgte zur Warnung vor der «Verharmlosung
des Islam» die Lautsprecherdurchsage von Ulrike Ackermann: «In Großbritannien
werden die Sparschweine aus den Banken geräumt, weil sie die religiösen Gefühle
der Muslime verletzen könnten, die im Schwein ein unreines Tier sehen.» Und
weil's so laut war, stellte sie ihr «Lob der Dissidenz» auch bei Broders «Achse
des Guten» ein.
    2008 wurde Ulrike Ackermann zur Professorin der
Fachhochschule Heidelberg ernannt, an der sie 2009 ein
John-Stuart-Mill-Institut für Freiheitsforschung gründete. Aufklärung, möchte
man meinen, hat etwas zu tun mit dem Überprüfen, Nachgucken und Hinsehen, mit
dem Unterschied von Beobachtung und Einbildung. Warum hat Frau Ackermann sich nicht
vergewissert, ob es in den britischen Banken wirklich zum Syoklasmus gekommen
war? John Stuart Mill erklärt das Phänomen im fünften Buch seines

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