Bahners, Patrick
und sozialer Entfremdung. Frömmigkeit ist Index der
Desintegration. Die Menschen, die «die meisten Kinder schenken», also den
demographischen Druck erzeugen, sind zugleich diejenigen, die «ganz anders denken»,
also wegen ihrer Mentalität nicht integrierbar sind. Je mehr Muslime es hier
gibt, folgt dann mathematisch, desto weniger passt der einzelne hierher. Diese
Hochrechnung gibt dem Vorbringen der Islamkritik die Dringlichkeit, ihrer
Predigt den apokalyptischen Ton: In der Zukunft ist es, natürlich, zu spät.
Auch die politischen Konsequenzen aus dem Konzept wird man radikal nennen.
Zuzugsbeschränkungen, auch regelmäßige Ausweisungen, für die der Wetzlarer
Dichter das ökologisch korrekte Bild des Filtrierens findet. Vor allem und
zuerst ist aber eine geistige Revolution nötig, ein Umdenken. Denn im Westen
geben wir uns der Illusion hin, irgendwann würden die Einwanderer oder
jedenfalls ihre Kinder schon denken wie wir. Gerade die Einrichtungen, mit
denen wir die Eingliederung erleichtern wollen, dienen in der Sicht der
Islamkritik dem Feind als Brückenköpfe. Der Verteidigung unserer Lebensform
steht unsere Liberalität im Weg. Die Religionsfreiheit, auf den Islam
angewandt, wird zur Garantie für eine Fremd-Religion, einen Gottesstaat im
Staate. So muss die Islamkritik gegen unsere Intuitionen, unseren Stolz, unsere
besseren Geister argumentieren. Sie verlangt beharrlichen, trotzigen Einsatz;
Irmer mit seiner kostenlosen Zeitung verbreitet seine Botschaft «ohn'
Unterlass».
Psychologische Kriegsführung nach Udo
Ulfkotte
Der Vortrag vor einer ins Angebräunte hinüberspielenden
Studentenverbindung, der Irmer 2005 vorgeworfen wurde, hatte schon 1996
stattgefunden. Thema: «Der Islam als Gefahr für Deutschland». Damals kämpfte
Irmer gegen den Bau einer Moschee in Wetzlar, zu dem es dann tatsächlich nicht
gekommen ist. Lange vor dem 11. September hatte Irmer also seinen
islamkritischen Wachposten bezogen. Aus unterschiedlichen Geistesrichtungen
führen biographische Wege zur Islamkritik. Es gibt Christen, aber auch eine
Schule von Marxisten, die den Islam für einen zivilisatorischen Rückschritt
halten und daher in der muslimischen Einwanderung ein Menetekel sehen.
Umgekehrt hat wohl Thilo Sarrazin so lange über den Statistiken des
Sozialstaats gebrütet, bis er die Erklärung für den von ihm wahrgenommenen
Stillstand in der Tiefe natürlicher oder quasi natürlicher Kausalitäten suchen
musste. Seiner Belesenheit zum Trotz ist der Sozialdemokrat sozusagen auf dem
zweiten Bildungsweg zum Abendländer geworden. So findet man in einer Fußnote
seines Buchs auf einer Liste der «berühmten »
zwischen Pax Romana und dem Jahrhundert Ludwigs XIV. «das deutsche
Hochmittelalter unter den Saliern und Staufen von 1ooo bis 1250», aber
natürlich nicht das Bagdader Kalifat der Abbasiden von 750 bis 945. Das ist das
Geschichtsbild des deutschen Kaiserreichs, das laut derselben Liste in der
Zeit von 1871 bis 1914 ebenfalls ein goldenes Zeitalter durchlebte - definiert
dadurch, dass das «Fundament» der Epoche «die jeweils richtige Mischung aus
Stabilität und Elastizität aufwies». Der Islam weist nach der Erkenntnis der
Islamkritik immer die falsche Mischung aus Stabilität und Elastizität auf:
unwandelbar tyrannisch nach innen, dynamisch nur im erobernden Ausgriff. Die
Aprilausgabe 2004 des «Wetzlar Kuriers» berichtete über einen Vortrag, den Udo
Ulfkotte, ehemaliger Redakteur der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und Autor
des Buchs «Der Krieg in unseren Städten», auf Einladung des
Islam-Arbeitskreises der CDU Lahn-Dill vor zweihundert Zuhörern gehalten
hatte. Der Artikel trug die Überschrift: «Siegeszug des Islam geht über die
Kreissäle». Gemeint waren die Kreißsäle. Über die Kreissäle, die Vortragssäle
der Stadthallen, geht der Siegeszug der Islamkritik.
Ulfkotte präsentierte Prognosen zur
Bevölkerungsentwicklung, deren eigentliche Brisanz sich aus den historischen
Hintergrundinformationen des Referenten ergab. In seiner Freiburger
Doktorarbeit hatte Ulfkotte noch die klassische politikgeschichtliche Methode
verwendet: «Interessenspezifische Nahostpolitik der Großmächte im Nahen Osten
1948 - 1979». Inzwischen suchte der Geheimdienstexperte den Schlüssel zu den
Geheimnissen der Weltgeschichte im Reich des Geistes. Man müsse wissen, «dass
sich der Denkansatz der Moslems grundsätzlich von dem der Christen
unterscheide». Und zwar nicht nur,
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