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Bahners, Patrick

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Titel: Bahners, Patrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik-Macher
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dieser Sicht der kirchlichen Zeitgeschichte
das Werk des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Angleichung des katholischen
Dogmas an den Islam durch Verwerfung der Lehre von der Dreifaltigkeit. Den
«Islamdialog» deutet Raddatz nicht als religionsdiplomatisches Instrument,
sondern als «islamähnliche Glaubensform». In der Verkündigung der konziliar
reformierten Kirche sei die «Liberalisierung der Wahrheit» einhergegangen mit
der «Islamisierung der Offenbarung».
    Die Irrlehre, die Benedikt XVI. zum schmerzlichen Bedauern
des Katholiken Hans-Jürgen Irmer erneuerte, als er sich aus der Regensburger
Affäre zu ziehen versuchte, wird in den Büchern von Raddatz als Projekt der
Freimaurer dargestellt. Nicht nur sollen, was so ähnlich bei Tilman Nagel
steht, Lessing und Goethe mit freimaurerischer «Polit-Esoterik» das irenische
Islambild der deutschen Gebildeten geprägt haben. Raddatz glaubt an einen
maurerischen Masterplan mit dem polnischen Papst als Meister vom Heiligen
Stuhl. In seinem Buch «Von Allah zum Terror?» enthüllt er: «Kein Papst, kein
Kardinal, kein Politiker ist so umfassend für die Interessen des Islam, des
Wirtschaftsliberalismus, der Mafia und der Freimaurerei eingetreten wie Papst
Johannes Paul IL, der esoterisch geschulte Karol Wojtyla.» Die Kritik, die
Raddatz am religionspolitischen Dialogwesen übt, hat also einen präzise
bestimmbaren kirchenpolitischen Zweck. Er steht auf dem Standpunkt der Anhänger
Erzbischof Marcel Lefebvres, in deren Augen der Sündenfall des Konzils die
Anerkennung der (freimaurerischen) Religionsfreiheit war. Werner Höbsch,
Leiter des Referats für Interreligiösen Dialog des Erzbistums Köln, resümiert:
«Für Raddatz sind und diametral
entgegengesetzt, sie schließen sich gegenseitig aus. Entweder steht ein Mensch
oder die Kirche in der Wahrheit, dann ist kein Dialog vonnöten, oder es wird
Dialog betrieben, dann ist die Wahrheit bereits relativiert und aufgegeben.
Der Dialog mit anderen Religionen erscheint in dieser Sicht als Verrat an der
Wahrheit des Glaubens.» Es ist bizarr, dass Raddatz, der sich gerne als
Mitautor der angesehenen «Encyclopaedia of Islam» vorstellt, weil er zu diesem
großen Nachschlagewerk einen Artikel aus dem Kontext seiner Doktorarbeit
beigetragen hat, zum wissenschaftlichen Gewährsmann der Strömung der
öffentlichen Meinung geworden ist, die dem Islam vorwirft, seine Wahrheit
absolut zu setzen und die Religionsfreiheit nicht denken zu können.
    Der Göttinger Islamwissenschaftler Martin Riexinger macht
darauf aufmerksam, dass Raddatz mit seinen islamistischen Feinden in der
verächtlichen Sicht auf den dekadenten Westen und im verschwörungstheoretischen
Geschichtsbild übereinkommt. Über die Gründung des Staates Israel erfährt man
aus dem Buch, das Baring so nachdrücklich zum Verständnis der Welt nach dem
11. September empfohlen hat, «Amerika unter Führung der Rockefeller-Familie»
und «Europa unter Führung der Rothschild-Familie» hätten im Interesse einer
«globalen Oligarchie» die «Errichtung Israels» betrieben wie vorher schon «die
Förderung, Installation und Finanzierung von Lenin und Hitler». Der großen
Mehrheit der Leser wird die kirchenpolitische Agenda des Autors verborgen
bleiben. Die Bannflüche, die Raddatz gegen die Dialogwirtschaft schleudert,
finden Resonanz, weil die Leute erstens vom Islam sowieso nichts Gutes erwarten
und zweitens dem organisierten Diskussionswesen im öffentlichen Leben misstrauen,
den Ausschüssen und Beiräten, die Interessen verschleiern und Beschlüsse
vertagen, ostentativen Bekundungen des guten Willens überhaupt. So sind die
Verschwörungstheorien anschlussfähig, weil sie das Misstrauen gegenüber
Führungskräften bedienen. Matthias Küntzel illustriert diesen Schlüsselreiz der
Islamkritik Marke Raddatz mit dem Buch «Allah und die Juden - Die islamische
Renaissance des Antisemitismus» von 2007: Eine «islamisch-amerikanische
Elitenallianz» zieht die Strippen und sorgt dafür, dass Amerika Herr der europäischen
Entscheidungen bleibt. Wenn die Raddatz-Fans lesen, der spätere Paul VI. habe
«als Kollaborateur der CIA eine Liste von etwa 1500 geheim geweihten Priestern
an den KGB übermittelt» oder Joschka Fischer habe als Außenminister «im US-Interesse
per Massenvisum Extremisten importiert», dann mögen sie die eine oder andere
solche Geschichte für eine romanhafte Ausschmückung halten. Aber wahr daran ist
doch, glauben sie, dass

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