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Balkan Blues

Balkan Blues

Titel: Balkan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Ich will Pizza!«
    »Thodoris, mein Junge, hör mal. Du bist doch ein Ninja, oder? Sogar mit Uniform. Die Ninja essen keine Pizza, die essen Fleisch. Viel Fleisch. Also essen wir Spießchen, in Ordnung? … Komm mal her … Bring uns fünfzehn Fleischspießchen, zwei Portionen Pommes mit geriebenem Käse und zwei Tsatsiki. Was wollt ihr trinken?«
    »Orangenlimonade.«
    »Coca-Cola.«
    »Eine Orangenlimonade, eine Cola und ein Kaiser.«
    »Also, eine Limo, eine Cola und Bierchen. Soll ich Pommes gleich bringen oder mit Souflaki?«
    »Warum hast du das gemacht? Sag sofort, warum du das gemacht hast?«
    »Ich bin ein Ninja!«
    »Du bist absolut unmöglich!«
    »He, warum schlägst du ihn, Jota?«
    »Hast du denn nicht gesehen, wie er den Mann getreten hat?«
    »Na und? Weißt du, wie oft der im Leben schon getreten worden ist? Der Tritt von einem Kind wird ihm doch nicht weh tun!«
    »Habe ich richtig gesehen? Hat dich der Lümmel getreten?«
    »Laß nur, Gorgakis, mein Freund. Nicht weiter schlimm.«
    »Wehr dich, Mensch! Laß dich nicht treten! Die sind Nigger, nicht du!«
    »Keine Nigger, Amerikaner.«
    »Was für Amerikaner, verdammt noch mal?«
    »Der Kleine tritt mich, sein Papa mir gibt zwei Euro. So sind Amerikaner.«
    »Du bist nicht auf den Kopf gefallen, mein Freund, das muß man dir lassen. Deshalb lernst du auch eine so schwierige Sprache wie Griechisch. Komm, ich zeig dir was, da drehst du durch. Guck mal! Nein, schau’s dir gut an! Der Toyota Corolla Verso! Zweiunddreißig verschiedene Sitzkonfigurationen, neun Airbags, CD -Surroundsystem, DVD -Player mit Bildschirmen auf den Nackenstützen des Fahrer- und des Beifahrersitzes! Und auch abgesehen von der Ausstattung ein wahres Prachtstück! Alles habe ich durchgesehen: Auto-Motor-Sport, Vier Räder, Drive, Car and Driver, alles! Kein anderes kann es mit diesem Auto aufnehmen! Kurz habe ich auch an den Toyota Lancruiser gedacht, aber –«
    » Lan-d-cruiser , Gorgakis, mein Freund. So heißt es auf englisch: Lan-d-cruiser. «
    »Was du nicht sagst! Wo hast du denn den Oxfordakzent her, du Trottel, aus dem Sudan? Jetzt klapp die Zeitschrift zu, und schreib mir ›Windschutzscheibe‹ auf, kannst du das? … Na, siehst du? In einem Wort schreibt man das. Also, spiel dich nicht auf!«
    »Kannst du mir nach dem Privatunterricht ein Souflaki-Gyros mit Hühnerfleisch machen? In aller Ruhe, es ist nicht eilig.«
    »In Ordnung, junger Mann. Ich bringe einem armen Ausländer ein paar Brocken Griechisch bei. Nur ein wenig Geduld, du verhungerst schon nicht.«
    »Bis der Griechisch lernt, bin ich ein Skelett.«
    »He, komm, Basir, der Arsch ist ein Spielverderber. Guck dir bloß diese Stereoanlage an, Wahnsinn! Verstärker, CD -Player, Doppelkassettendeck, zwei Boxen mit 80 und zwei mit 40 Watt. Wenn du das voll aufdrehst, kann das Athener Konzerthaus einpacken! Und jetzt kommt das absolute, unüberbietbare Highlight: Das Heimkino von Philips! Schließ die Augen, und stell dir alles auf einem Riesenbildschirm vor! Am Morgen, bevor der Laden aufmacht, drehe ich die Stereoanlage bis zum Anschlag auf! Am Abend, wenn ich müde von der Arbeit nach Hause fahre und mich entspannen will, stelle ich das Heimkino an. Und dazwischen der Toyota Corolla Verso! Weißt du, wieviel das ganze Paket zusammen kostet?«
    »Wieviel?«
    »Dreizehn Richtige im Toto! Komm, jetzt bist du dran. Erzähl, was du mit dem Geld anfangen willst.«
    »Weiß nicht. Muß ich nachdenken.«
    »Kaufst du dir ein Haus in Khartum oder läßt du die Familie nachkommen?«
    »Ich nicht will Entscheidung treffen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es ist viel Geld, und ich nicht glaube an Gewinn. Deshalb ich will lieber nicht entscheiden.«
    »Wenn du gewinnen willst, mußt du dran glauben, Alter. Dran glauben und davon träumen. Nur dann gewinnst du. Wenn du nicht einmal im Traum daran glaubst, dann hast du uns alle beide auf dem Gewissen.«
    »In meine Heimat –«
    »In meiner Heimat. Heimat ist weiblich.«
    »In meiner Heimat man glaubt an Gott, nicht an Geld, Gorgakis, mein Freund.«
    »In Ordnung, wie du meinst. Wirf noch einen Blick auf den Totoschein, ich mach ihn jetzt fertig. Bist du einverstanden, wenn wir bei Panathinaikos unentschieden tippen?«
    »Einverstanden.«
    »Bist du mit dem Standardtip zwei bei Olympiakos einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Und bist du mit einem bombensicheren Einser bei Iraklis gegen Kalamaria einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Dann füll ich den Schein jetzt fertig

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