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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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längst schon geschehen war. Aber wir waren alle schockiert. Die Zwillingsbrüder Bert schrieen auf, Jade Flower zog ihr Schwert, ohne dass ich auch nur eine Handbewegung wahrgenommen hatte, und die Königin stand mit offenem Mund da.
    Nur noch Jakes Füße waren zu sehen, die wild zappelten. Und auf einmal lagen sie reglos da.
    Wir alle sahen einander schockiert an, sogar die Hexen, deren Konzentration schwankte und nachließ, bis sich im Innenhof alles in Nebel aufzulösen begann.
    »Hexen!«, rief Amelia streng. »Zurück an die Arbeit!« Schon einen Augenblick später hatten sich die Nebel wieder geklärt. Doch Jakes Füße lagen immer noch reglos da, und jetzt schien ihr Abbild immer schwächer zu werden. Es schwand dahin, wie alle anderen leblosen Dinge auch. Ein paar Sekunden später erschien meine Cousine oben auf der Galerie. Vorsichtig sah sie hinunter, sie wirkte besorgt, wahrscheinlich hatte sie etwas gehört. Wir sahen es ihr an, als sie den Körper entdeckte; in rasendem Vampirtempo eilte sie die Treppe herunter. Sie fegte durch die Einfahrt und wurde unsichtbar, doch schon im nächsten Augenblick war sie wieder da und zog den Körper an den Füßen in den Hof. Solange sie ihn berührte, war er ebenso sichtbar wie vorhin das Glas oder der Tisch. Dann beugte sie sich über ihn und sah, dass Jake eine große blutende Wunde am Hals hatte. Bei dem Anblick wurde mir fast übel, was ich von den Vampiren allerdings nicht behaupten kann, sie wirkten geradezu begeistert.
    Die ektoplasmische Hadley sah sich um und hoffte auf Hilfe, aber es kam natürlich keine. Sie wirkte verzweifelt unentschlossen. Ihre Hände lagen an Jakes Hals und fühlten beständig seinen Puls.
    Schließlich beugte sie sich über ihn und sagte etwas zu ihm.
    »Es ist die einzige Möglichkeit«, sprach Andre ihre Worte nach. »Auch wenn Sie mich vielleicht hassen werden, es ist die einzige Möglichkeit.« Wir sahen, wie Hadley sich mit den eigenen Fangzähnen ins Handgelenk biss und die blutende Wunde an Jakes Mund hielt; wie ihr Blut nach und nach hineintropfte; wie er genug Kraft schöpfte, um nach ihr zu greifen und sie an sich zu ziehen. Als Hadley sich endlich wieder von Jake löste, wirkte sie erschöpft, und er selbst schien unter krampfartigen Konvulsionen zu leiden.
    »Der Werwolf wird kein guter Vampir«, flüsterte Sigebert. »Sah ich nie, dass ein Werwolf herübergeholt wird.«
    Das war sicher ziemlich hart für den armen Jake Purifoy. Als ich seine Leiden sah, begann ich, ihm die Schrecken des vergangenen Abends zu verzeihen. Meine Cousine Hadley hob ihn auf und trug ihn die Treppe hinauf, wobei sie immer wieder kurz stehen blieb, um sich umzusehen. Ich folgte ihr ein weiteres Mal zum Apartment hinauf, die Königin hinter mir. Wir sahen, wie Hadley Jake den zerrissenen Anzug auszog und ihm Handtücher um den Hals wickelte, um so die Blutung zu stoppen. Danach legte sie ihn in den begehbaren Schrank, deckte ihn sorgfältig zu und schloss die Tür, damit die Morgensonne den neuen Vampir nicht verbrannte, der erst einmal drei Tage im Dunkeln ruhen musste. Die blutigen Handtücher stopfte Hadley in den Wäschekorb. Schließlich legte sie noch ein Handtuch vor den Schlitz zwischen Schranktür und Boden, damit Jake auch wirklich in Sicherheit war.
    Dann saß sie im Flur und dachte nach. Eine Weile später griff sie nach ihrem Handy und tippte eine Nummer ein.
    »Sie fragt nach Waldo«, sagte Andre, und als Hadleys Lippen sich wieder bewegten: »Sie verabredet sich für die nächste Nacht mit ihm. Sie sagt, sie müsse mit dem Geist von Marie Laveau reden, falls der Geist wirklich komme. Sie brauche einen Rat, sagt sie.« Nach ein paar weiteren Worten klappte Hadley das Handy zu und stand auf. Den zerrissenen und blutigen Anzug des ehemaligen Werwolfs steckte sie in einen Müllsack.
    »Die Handtücher solltest du da auch reintun«, flüsterte ich ihr leise zu, doch sie ließ sie im Wäschekorb, wo ich sie bei meiner Ankunft finden würde. Hadley fischte noch die Autoschlüssel aus der Tasche der Anzughose, ging die Treppe hinunter, stieg in den Wagen und brauste mit dem Müllsack davon.

       Kapitel 19
    »Majestät, wir müssen aufhören«, sagte Amelia, und die Königin machte eine Handbewegung, die etwas wie Zustimmung bedeuten mochte.
    Terry war so erschöpft, dass sie sich schwer atmend am Geländer der Treppe anlehnen musste. Patsy auf der Galerie sah fast ebenso erledigt aus. Nur der Strebertyp Bob schien unverändert,

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