Ball der Vampire
Ich wollte, dass die Königin endlich mal zum Punkt kam.
»Um zum Punkt zu kommen«, sagte die Königin prompt. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir - durch die Hexen - konkretere Informationen zu Hadleys Tod vermittelt haben. Und außerdem haben Sie mir zu der Erkenntnis verholfen, dass es viel weiter gefasste Intrigen gegen mich gibt als nur Waldos Eifersucht.«
Hatte ich das?
»Ich stehe also in Ihrer Schuld. Sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
»Oh. Vielleicht können Sie mir Umzugskartons schicken, damit ich Hadleys Sachen packen und nach Bon Temps zurückkehren kann? Und könnte wohl jemand die Sachen, die ich nicht haben will, zu einer Wohltätigkeitsorganisation fahren?«
Die Königin sah zu Boden, und ich hätte schwören können, das sie sich ein Lächeln verkniff. »Ja, das kann ich tun. Gleich morgen schicke ich Ihnen ein paar Menschen, die sich um all das kümmern.«
»Und wenn jemand die Sachen, die ich mitnehmen will, in einen Transporter packen und nach Bon Temps fahren würde, wäre das auch prima. Vielleicht könnte ich sogar gleich mit zurück nach Bon Temps fahren?«
»Auch das ist kein Problem.«
Und jetzt zu dem großen Gefallen. »Muss ich wirklich mit Ihnen auf diese Konferenz gehen?«, fragte ich und wusste, das ich es damit ziemlich direkt anging.
»Ja«, erwiderte sie.
Okay, da hatte ich auf Granit gebissen.
»Aber«, fügte sie hinzu, »ich werde Sie fürstlich dafür entlohnen.«
Das hörte ich gern. Ich hatte zwar noch etwas von dem Geld auf meinem Bankkonto, das Eric mir für meine Dienste gezahlt hatte, und ich hatte auch eine enorme Summe gespart, als Tara mir ihr Auto für einen Dollar »verkauft« hatte, doch ein kleines finanzielles Polster war mir stets willkommen, zumal ich sonst meist gerade so über die Runden kam. Ich fürchtete immer, dass ich mir ein Bein brechen, das Auto zu Schrott fahren oder mein Haus abbrennen könnte... Moment, das Letzte war ja bereits passiert... na ja, dass eben irgendeine Katastrophe eintreten könnte, und sei es, dass ein Wirbelsturm das dämliche Blechdach meines Hauses, auf das meine Großmutter bestanden hatte, abtragen würde.
»Möchten Sie eigentlich irgendwas von Hadleys Sachen haben?«, fragte ich sie, nachdem ich meine Gedanken wieder vom Geld losgerissen hatte. »Irgendein Erinnerungsstück?«
In ihren Augen flackerte etwas auf, etwas, das mich überraschte.
»Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund«, meinte die Königin mit einem reizenden französischen Akzent.
Oho. Das konnte nichts Gutes bedeuten, dass sie die Charmemaschine anwarf.
»Ich habe Hadley gebeten, etwas für mich zu verstecken«, sagte sie. Mein Katastrophometer schlug wie wild aus. »Und falls Sie es beim Packen der Sachen finden, hätte ich es gern zurück.«
»Was ist es denn?«
»Ein Schmuckstück«, sagte sie. »Mein Ehemann hat es mir zur Verlobung geschenkt, und ich habe es zufällig vor der Hochzeit hier liegen lassen.«
»Sie können jederzeit einen Blick in Hadleys Schmuckkasten werfen«, erwiderte ich sofort. »Wenn es Ihnen gehört, müssen Sie es natürlich wiederbekommen.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Jetzt hatte das Gesicht der Königin wieder jene glatte, undurchdringliche Miene angenommen. »Es ist ein Diamant, ein großer Diamant, und er sitzt auf einem Platinarmband.«
Ich erinnerte mich nicht, so etwas unter Hadleys Sachen gesehen zu haben, aber darum hatte ich mich auch noch nicht gekümmert. Hadleys Schmuckkasten hatte ich ungeöffnet mitnehmen und zu Hause in Bon Temps durchsehen wollen, wenn ich einmal viel Zeit dafür hätte.
»Sehen Sie doch jetzt gleich nach«, schlug ich vor. »Ich kann mir denken, dass es ein bisschen unangenehm wäre, das Geschenk Ihres Ehemanns zu verlieren.«
»Oh«, sagte die Königin sanft, »Sie machen sich keine Vorstellung.« Sophie-Anne schloss einen Augenblick lang die Augen, als hätte sie Angst, auch nur ein weiteres Wort auszusprechen. »Andre«, sagte sie, und da lief er auch schon Richtung Schlafzimmer - ohne nach dem Weg fragen zu müssen, wie mir auffiel. Während seiner Abwesenheit wirkte die Königin seltsam unvollständig. Ich fragte mich, warum er sie nicht nach Bon Temps begleitet hatte, und ganz spontan fragte ich sie danach.
Mit großen blanken Augen sah sie mich an. »Ich hätte gar nicht zu Ihnen kommen dürfen«, erklärte sie. »Doch ich wusste, wenn Andre sich in New Orleans zeigt, würden alle annehmen, ich wäre auch in der Stadt.« Ob das wohl
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