Ball der Vampire
dazwischen noch gab, dass ich mich richtig benommen fühlte. Ich hätte gern meinen Bruder Jason angerufen und ihm gesagt, dass er gar nicht so unwiderstehlich war, sondern seine Erfolge bei den Frauen seinem Elfenblut verdankte - nur um zu sehen, was er sagen würde. Nein, Moment mal, Andre hatte angedeutet, dass Menschen von Elfen nicht auf dieselbe Weise angezogen wurden wie Vampire. Das hieß aber nur, dass Menschen Elfen nicht direkt verschlingen wollten, sie begehrten sie allerdings sexuell. (Mir fiel sofort ein, wie viele Männer sich im Merlotte's stets um Claudine scharten.) Und Andre hatte gesagt, dass auch andere Supras von Elfenblut angezogen wurden, nur eben nicht in dieser Saug-sie-aus-Manier der Vampire. Eric wäre bestimmt sehr erleichtert. Jetzt konnte er sich sagen, dass er gar nicht in mich verliebt gewesen war. Es lag alles nur an meinem Elfenblut!
Ich sah die königliche Limousine abfahren. Und während ich mit mindestens sechs verschiedenen Gefühlen gleichzeitig zu kämpfen hatte, musste Quinn sich nur mit einem auseinandersetzen.
Er stand genau vor mir und sah mich verärgert an. »Wie hat sie dich dazu überredet, Sookie?«, fragte er. »Wenn du gerufen hättest, wäre ich sofort gekommen. Oder wolltest du es selbst? Ich hätte schwören können, der Typ bist du nicht.«
»Ich bin heute Abend mit niemandem im Bett gewesen«, sagte ich und sah ihm direkt in die Augen. Schließlich verriet ich damit nichts von der Geschichte der Königin, das war einfach nur... die Richtigstellung eines Irrtums. »Es ist in Ordnung, wenn die anderen es glauben«, sagte ich vorsichtig. »Nur du solltest es nicht tun.«
Einen langen Augenblick sah er mich schweigend an. Seine Augen forschten in den meinen, als würde er darin irgendetwas lesen können.
» Würdest du heute Abend denn gern mit jemandem ins Bett gehen?«, fragte er und küsste mich. Er küsste mich eine endlos lange Zeit lang, wir standen wie aneinandergeklebt da. Die Hexen kehrten nicht zurück, die Vampire blieben weg. Nur die gelegentlich auf der Straße vorbeifahrenden Autos oder in der Ferne aufheulende Sirenen erinnerten daran, dass ich mitten in einer großen Stadt war. Diese Umarmung unterschied sich so sehr von Andres wie nur irgend möglich. Quinn war warm, und ich spürte die Muskeln unter seiner Haut. Ich konnte ihn atmen hören und seinen Herzschlag fühlen. Ich konnte wahrnehmen, wie aufgewühlt seine Gedanken waren, die jetzt um das Bett kreisten, von dem er wusste, das es irgendwo da oben in Hadleys Apartment sein musste. Er liebte meinen Geruch, meine Berührung, meine Lippen ... und ein besonderes, großes Teil von Quinn gab dem nur allzu deutlich Ausdruck, das Teil, das er in diesem Moment an mich presste.
Ich war bisher mit zwei Männern im Bett gewesen, und die Beziehungen waren beide Male nicht gut ausgegangen. Ich hatte nicht genug über diese Männer gewusst. Ich hatte zu impulsiv gehandelt. Man sollte aus seinen Fehlern lernen. Doch einen Augenblick lang fühlte ich mich nicht sonderlich gelehrig.
Zum Glück für meine verbesserungswürdige Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen, klingelte in diesem Augenblick Quinns Handy. Gott sei Dank. Ich hatte schon wieder kurz davorgestanden, all meine guten Vorsätze über Bord zu werfen, nur weil ich den ganzen Abend in Angst und Schrecken und einem Gefühl der Einsamkeit verbracht hatte und Quinn sich dagegen so vertraut anfühlte und mich so sehr wollte.
Quinn, der diese Gedanken wohl nicht teilte - ganz und gar nicht-, fluchte, als das Handy immer weiter klingelte.
»Entschuldige«, sagte er wütend und ging dran.
»Okay«, sagte er, nachdem er eine Zeit lang der Stimme am anderen Ende der Leitung zugehört hatte. »Okay, ich komme.«
Er klappte das Handy zu. »Jake will mich sehen.«
Ich war so in einer seltsam gemischten Woge aus Lust und Erleichterung versunken, dass ich einen Moment brauchte, bis ich die richtigen Verknüpfungen herstellte. Jake Purifoy, Quinns Angestellter, erlebte gerade seine zweite Nacht als Vampir. Nachdem er sich an einer Freiwilligen hatte laben dürfen, war er jetzt anscheinend wieder so weit er selbst, dass er mit Quinn reden wollte. Er hatte wochenlang in einem leblosen Zustand vor sich hin vegetiert, und es gab sicher jede Menge, womit er sich vertraut machen musste.
»Dann musst du gehen«, sagte ich, stolz, dass meine Stimme so fest und entschlossen klang. »Vielleicht erinnert er sich, wer ihn angegriffen hat. Morgen
Weitere Kostenlose Bücher