Ball der Vampire
bitten, mit auf die Polizeiwache zu kommen, dort werden dann Ihre Aussagen aufgenommen. Das macht Detective Coughlin; wir fahren die Festgenommenen ins Krankenhaus.«
»In Ordnung. Muss das noch heute Abend sein? Meine Freundin braucht Ruhe. Sie ist erschöpft. Das ist eine ziemliche Tortur für sie gewesen.«
»Es wird nicht lange dauern«, sagte der Polizist nicht ganz wahrheitsgetreu. »Sind Sie sicher, dass Sie diese beiden Kerle noch nie vorher gesehen haben? Denn das Ganze sieht doch stark nach einem persönlichen Angriff aus, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Keiner von uns beiden kennt sie.«
»Und die Lady weigert sich noch immer, sich medizinisch behandeln zu lassen?«
Ich nickte.
»Na, dann will ich mal hoffen, dass Sie keine weiteren Schwierigkeiten bekommen.«
»Danke, dass Sie so schnell gekommen sind«, sagte ich und wandte ein wenig den Kopf, um Officer Boling anzusehen. Sein Blick war besorgt, und in seinen Gedanken las ich, dass er sich fragte, wie es in Begleitung eines so gewalttätigen Mannes wie Quinn wohl um meine Sicherheit bestellt sein mochte, eines Mannes, der zwei Teenager mehrere Meter weit durch die Luft schleudern konnte.
Wir wurden im Polizeiwagen auf die Wache gefahren. Ich wusste nicht genau, welchen Hintergedanken sie damit verfolgten, aber Bolings Kollege sagte, wir würden später zu Quinns Wagen zurückgebracht werden, also fügten wir uns dem Routineablauf. Vielleicht wollten sie nicht, dass wir Gelegenheit bekamen, allein miteinander zu sprechen. Ich weiß auch nicht warum; das Einzige, was ihnen verdächtig vorkommen konnte, war Quinns Größe und seine Erfahrung im Abwehren von Angreifern.
In dem kurzen Augenblick, den wir allein im Wagen saßen, ehe sich ein Polizist auf den Fahrersitz setzte, sagte ich zu Quinn: »Wenn du in Gedanken direkt zu mir sprichst, kann ich dich verstehen - falls du mir ganz dringend etwas mitteilen willst.«
»Wie praktisch«, erwiderte er. Der Gewaltausbruch vorhin schien irgendwas in ihm beruhigt zu haben. Er rieb seinen Daumen über meine Handfläche und dachte daran, wie gern er dreißig Minuten mit mir allein hätte, im Bett, jetzt sofort, oder auch nur fünfzehn; verdammt, auch nur zehn, sogar auf dem Rücksitz eines Autos, das wäre fantastisch. Ich versuchte nicht zu lachen, konnte mich aber nicht dagegen wehren. Als er bemerkte, dass ich all seine Gedanken klar und deutlich verstanden hatte, schüttelte er lächelnd den Kopf.
Nachher muss ich dich noch wohin mitnehmen, dachte er absichtlich. Hoffentlich will er kein Zimmer mieten oder mich mit zu sich nach Hause nehmen, um mit mir Sex zu haben, dachte ich. Denn egal wie attraktiv ich ihn auch fand, dazu war ich heute Abend noch nicht bereit. Doch seine Gedanken hatten sich ziemlich von aller Lust entfernt, und ich nahm wahr, dass er irgendeine andere Absicht verfolgte. Also nickte ich.
Werde nicht zu müde, sagte er. Wieder nickte ich. Wie ich die Müdigkeit allerdings willentlich verhindern sollte, war mir ein Rätsel. Doch ich versuchte, ein wenig Kraft zu schöpfen.
Die Polizeiwache war genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Auch wenn man viel Gutes über Shreveport sagen kann, gibt es in der Stadt doch eine recht ansehnliche Verbrechensrate. Wir erregten kaum Aufmerksamkeit, bis die Streifenpolizisten, die vor Ort gewesen waren, mit Kollegen von der Wache die Köpfe zusammensteckten. Sie warfen verstohlene Blicke auf Quinn. Er sah eindrucksvoll genug aus, um mit reiner Körperkraft in der Lage zu sein, zwei solche Angreifer abzuwehren. Aber dieser ganze Vorfall war ihnen eine Spur zu seltsam, da gab es ein paar sonderbare Aussagen von Augenzeugen... und dann entdeckte ich plötzlich ein mir bekanntes, wettergegerbtes Gesicht. Oho.
»Detective Coughlin«, sagte ich und wusste sofort, warum der Name vorhin so vertraut geklungen hatte.
»Miss Stackhouse«, erwiderte er, in etwa genauso begeistert wie ich. »Was machen Sie denn hier?«
»Wir wurden überfallen«, erklärte ich.
»Als ich Sie das letzte Mal sah, waren Sie mit Alcide Herveaux verlobt, und Sie beide hatten gerade die am übelsten zugerichtete Leiche gefunden, die ich je gesehen habe«, sagte er leichthin. Sein Bauch schien in den paar Monaten, seit ich ihn in Shreveport am Tatort eines Mordes gesehen hatte, noch an Umfang zugenommen zu haben. Wie die meisten Männer mit überdimensionalem Bauch trug er seine khakifarbenen Hosen unterhalb des Überhangs (um es mal so auszudrücken) zugeknöpft. Sein
Weitere Kostenlose Bücher