Ball der Vampire
vom zweiten und endgültigen Tod meiner Cousine erzählt.
»Ja. Und ich muss sehen, was sie mir sonst noch vererbt hat.«
»Das kommt recht plötzlich.« Sam wirkte besorgt. Er fuhr mit der Hand durch seine rotblonden Locken, bis sie wie ein wilder Heiligenschein um seinen Kopf standen. Er musste dringend zum Friseur.
»Ja, finde ich auch. Mr Cataliades hat mir vor einiger Zeit einen Brief geschickt, aber die Kurierin wurde ermordet.«
Ich hörte, wie Andy den Fernseher anbrüllte, das Spiel verlief wohl nicht nach seinem Geschmack. Komisch, ich hätte Andy nie für einen Sportfan gehalten; JB übrigens auch nicht. Ich habe nie all die Zeit zusammengezählt, die ich Männer an geniale Steilvorlagen und Korbwürfe denken hörte, während ihre Frauen mit ihnen über neue Küchenvorhänge oder Rudys schlechte Note in Mathematik sprachen. Sollte ich diese Zeit irgendwann mal zusammenzählen, käme dabei wahrscheinlich heraus, dass der einzige Zweck des Sports darin besteht, Männern einen gesicherten Rückzug von allen heiklen Themen des Lebens zu ermöglichen.
»Du solltest da jetzt nicht hinfahren«, sagte Sam plötzlich. »Klingt, als könnte es gefährlich werden.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich muss«, erwiderte ich. »Hadley hat mir ihr Apartment hinterlassen, ich muss die Wohnung auflösen.« Ich war bei weitem nicht so ruhig, wie ich mich gab. Aber was hätte es genützt, wenn ich darüber in Heulen und Zähneklappern ausgebrochen wäre?
Sam wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber noch einmal. Schließlich fragte er: »Geht's um Geld, Sook? Brauchst du das Geld, das sie dir vererbt hat?«
»Sam, ich weiß nicht mal, ob Hadley auch nur einen Cent besessen hat. Sie war meine Cousine, und das muss ich jetzt einfach für sie tun. Außerdem ...« Ich war drauf und dran, ihm zu erzählen, dass die Reise nach New Orleans in irgendeiner Weise wichtig sein musste, da jemand sie mit aller Macht zu verhindern versuchte.
Aber Sam machte sich ständig Sorgen, vor allem wenn es um mich ging, und ich wollte nicht, dass er sich unnötig aufregte. Mich konnte sowieso nichts von dieser Reise abhalten. Nein, ich finde mich nicht eigensinnig; ich war einfach nur der Meinung, dass ich meiner Cousine diesen letzten Dienst schuldig war.
»Du könntest doch Jason mitnehmen«, schlug Sam vor und nahm meine Hand. »Hadley war auch seine Cousine.«
»Die beiden waren bis zuletzt total verkracht«, sagte ich. »Deshalb hat sie all ihre Sachen mir vererbt. Außerdem hat Jason gerade selbst ziemlich viel am Hals.«
»Ach, noch was außer Hoyt herumkommandieren und jede Frau bumsen, die lange genug stillhält?«
Ich starrte Sam an. Ich wusste, dass er nicht der größte Fan meines Bruders war, aber dass seine Abneigung so tief saß, war mir neu.
»Ja, genau«, erwiderte ich fast genauso kühl und frostig wie ein Bierkrug, der aus dem Eisfach kam. Nein, ich würde ihm nicht von der Fehlgeburt der Freundin meines Bruders erzählen, schon gar nicht hier draußen auf den Stufen vor seiner Wohnwagentür, und erst recht nicht angesichts seiner feindseligen Haltung.
Sam wandte den Blick ab und schüttelte, empört über sich selbst, den Kopf. »Es tut mir leid, Sookie, entschuldige bitte. Ich finde nur, Jason sollte sich etwas besser um die einzige Schwester kümmern, die er hat. Du hältst doch auch immer zu ihm.«
»Jason würde nie zulassen, dass mir was passiert«, sagte ich verwundert. »Jason würde immer für mich eintreten.«
Noch ehe Sam »Natürlich« sagen konnte, hatte ich den in seinen Gedanken aufflackernden Zweifel vernommen.
»Ich muss jetzt gehen, ich habe noch nicht gepackt.« Es widerstrebte mir, einfach so wegzugehen. Ganz egal, wie er über Jason dachte, Sam war mir wichtig; und dass ich ihn in dieser unguten Stimmung zwischen uns zurücklassen musste, nahm mich ziemlich mit. Aber im Wohnwagen hörte ich die beiden anderen Männer grölend ihre Mannschaft anfeuern. Ich musste Sam wieder zu seinen Gästen und seinem Sonntagsvergnügen zurückkehren lassen. Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Ruf an, wenn du mich brauchst.« Er sah aus, als wollte er noch eine ganze Menge mehr sagen. Ich nickte nur, drehte mich um und ging die Stufen hinunter zu meinem Auto.
»Bill, du wolltest doch mit mir nach New Orleans fahren, wenn ich dort Hadleys Wohnung auflöse.« Endlich war es ganz dunkel, und ich konnte Bill anrufen. Selah Pumphrey war ans Telefon gegangen und hatte in sehr kühlem Tonfall nach Bill
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