Ball der Vampire
war's eben so. Ich durfte wohl auch mal ein bisschen jammern. Eric hatte eine Freundin von mir aus einer Gefahr befreit, aber nur unter der Bedingung, dass ich die Wahrheit ausspuckte. Ist das Erpressung? Ich finde schon.
Doch es gab keine Möglichkeit, es wieder rückgängig zu machen. Ich seufzte. »Wieso bist du hier?«
»Die Königin überwacht natürlich sehr genau, was bei den Vampiren in ihrer Stadt so los ist. Ich dachte, ich leiste dir etwas moralischen Beistand. Und falls du mich brauchst, um dich vom Blut zu säubern ...« Seine Augen flackerten, als er meinen Arm musterte. »Da bin ich dir natürlich gern behilflich.«
Beinahe musste ich lächeln. Er gab nie auf.
»Eric.« Das war Bills kühle Stimme, und da war er auch schon durch den Vorhang neben Eric an mein Bett getreten.
»Warum wundere ich mich nicht, dich hier anzutreffen?«, sagte Eric in einem Ton, der keinen Zweifel an seinem Missfallen ließ.
Erics Verärgerung konnte Bill nicht einfach ignorieren, denn Eric war von höherem Rang und stand weit über dem jüngeren Vampir. Bill war etwa hundertfünfunddreißig Jahre alt, Eric wahrscheinlich über tausend. (Ich hatte ihn mal gefragt, aber er schien es selbst nicht so genau zu wissen.) Eric war eine geborene Führungspersönlichkeit, Bill eher ein Einzelkämpfer. Nur eins hatten sie gemeinsam: Sie waren beide mit mir im Bett gewesen. Doch in diesem Augenblick nervte mich der eine genauso wie der andere.
»In der Residenz der Königin habe ich im Polizeifunk gehört, dass die Vampirpolizei zur Bändigung eines neuen Vampirs gerufen wurde. Und ich habe die Adresse erkannt«, erklärte Bill. »Natürlich fand ich heraus, wohin Sookie gebracht wurde, und bin so schnell wie möglich hierher geeilt.«
Ich schloss die Augen.
»Eric, du ermüdest sie«, sagte Bill fast noch kühler als üblich. »Du solltest Sookie in Ruhe lassen.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Aufgeladen mit irgendeinem starken Gefühl. Ich schlug die Augen auf und sah vom einen zum anderen. In diesem Moment hätte ich die Gedanken von Vampiren zu gern mal lesen können.
Bills Gesichtsausdruck entnahm ich, dass er seine Worte zutiefst bereute, aber warum? Eric sah Bill mit einem vieldeutigen Ausdruck an, in dem Entschlossenheit lag und noch etwas weniger Definierbares. Bedauern vielleicht.
»Ich weiß sehr gut, warum du Sookie hier in New Orleans isoliert halten willst«, sagte Eric. Wie immer, wenn er wütend war, rollte er das R sehr viel stärker.
Bill wich seinem Blick aus.
Obwohl mein Arm pulsierend schmerzte und ich der beiden wirklich überdrüssig war, wurde etwas in mir hellhörig und aufmerksam. In Erics Stimme hatte ein unmissverständlicher Unterton gelegen. Und dass Bill nicht antwortete, war seltsam... unheilverkündend.
»Was ist los?« Mein Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. Ich versuchte, mich auf den Ellbogen meines Arms zu stützen. Ein stechender Schmerz fuhr mir durch den Arm mit der Bisswunde. Ich drückte den Knopf, mit dem man das Kopfteil der Liege hochfahren konnte. »Was sollen all diese Andeutungen, Eric? Bill?«
»Eric sollte dich nicht aufregen, wenn du schon mit so vielem zu kämpfen hast«, sagte Bill schließlich. Auch wenn Bills Gesicht nie für seine Ausdruckskraft berühmt war, hatte er jetzt doch eine Miene aufgesetzt, die meine Großmutter »verschlossen wie meine Speisekammer vor Weihnachten« genannt hatte.
Eric verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete angelegentlich den Boden.
»Bill?«, fragte ich.
»Frag ihn, warum er nach Bon Temps zurückkam, Sookie«, sagte Eric sehr leise.
»Na ja, der alte Mr Compton starb, und er wollte sein Erbe ...« Jetzt konnte ich Bills Miene nicht mal mehr beschreiben. Mein Herz schlug schneller. Furcht begann mir den Magen abzuschnüren. »Bill?«
Eric wandte das Gesicht ab, doch ich sah noch, wie ihm ein Anflug von Mitleid über das Gesicht huschte. Nichts hätte mir mehr Angst einjagen können. Ich konnte vielleicht die Gedanken von Vampiren nicht lesen, doch in diesem Fall sagte seine Körpersprache alles. Eric wandte sich ab, weil er nicht mit ansehen wollte, wie das Messer mich durchbohrte.
»Sookie, du hättest es sowieso erfahren, wenn du der Königin begegnest... Aber du hättest es vielleicht nicht verstanden ... doch dafür hat Eric ja jetzt gesorgt.« Er warf Erics Rücken einen Blick zu, der sich bis zum Herzen hätte durchbohren können. »Als deine Cousine Hadley zur Freundin der Königin
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