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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Sie bei Sophie-Anne Leclerq vorsprechen wollen, können Sie dies nicht in Alltagskleidung tun«, erzählte er der Gruppe und zeigte auf mich. »Diese junge Lady trägt die angemessene Kleidung für ein Interview mit einem Vampir ... mit der wichtigsten Vampirin Amerikas.« Er lächelte die Touristen an in der Hoffnung, dass sie seine Anspielung verstanden hatten.
    Es gab noch fünfzig andere genauso wichtige Vampire. Doch das wusste die Öffentlichkeit nicht, denn sie führten nicht ein so öffentliches und schillerndes Leben wie Sophie-Anne Leclerq.
    Die Residenz der Vampirkönigin umgab nicht so sehr eine Aura exotischer Schaurigkeit, sondern eher eine Disneyland-Atmosphäre dank all der fliegenden Souvenirhändler, kostümierten Touristenführer und neugierigen Schaulustigen. Sogar einen Fotografen gab es. Als ich mich dem ersten Ring der Sicherheitsleute näherte, sprang mir ein Mann vor die Füße und machte eine Aufnahme von mir. Ich erstarrte in dem grellen Blitzlicht und sah ihm hinterher - oder jedenfalls in die Richtung, wo ich ihn vermutete, da ich einen Moment lang nichts erkennen konnte. Als meine Augen sich wieder erholt hatten, sah ich einen kleinen schlampigen Mann mit großer Kamera und entschlossener Miene. Er eilte sofort davon, wohl zu seinem üblichen Standort, der Straßenecke gegenüber. Er forderte mich nicht auf, das Foto zu kaufen. Er gab gar keine Erklärung ab.
    Ich hatte ein ziemlich ungutes Gefühl bei diesem Vorfall. Und als ich einen der Sicherheitsvampire darauf ansprach, bestätigte sich mein Misstrauen.
    »Der ist ein Spion der Bruderschaft der Sonne«, sagte der Vampir, nickte in Richtung des kleinen Mannes und suchte meinen Namen auf der Checkliste seines Klemmbretts. Der Vampir selbst war ein kräftiger Mann mit brauner Haut und sichelförmig gebogener Nase. Er war im Nahen Osten geboren worden, irgendwann vor langer Zeit. Auf dem Namensschild an seinem Helm stand Rasul.
    »Es ist uns verboten, ihn zu töten«, sagte Rasul, als würde er mir einen etwas peinlichen Volksbrauch erklären. Er lächelte mich an, was aber irgendwie beunruhigend wirkte.
    Der schwarze Helm reichte ihm tief über die Stirn, und der Kinnriemen war so breit, dass ich nur einen Ausschnitt seines Gesichts zu sehen bekam. Und dieser Ausschnitt bestand vor allem aus scharfen weißen Zähnen. »Die Bruderschaft fotografiert jeden, der hier ein und aus geht. Und wir können nichts dagegen tun. Wir wollen uns ja das Wohlwollen der Menschen erhalten.«
    Rasul ging ganz selbstverständlich davon aus, dass ich eine Verbündete der Vampire war, da mein Name auf der Besucherliste stand, und behandelte mich mit einer Ungezwungenheit, die ich sehr angenehm fand. »Es wäre schön, wenn diese Kamera irgendwie kaputtgehen würde«, schlug ich vor. »Die Bruderschaft ist bereits hinter mir her.« Auch wenn ich leichte Gewissensbisse hatte, weil ich einem anderen Menschen einen Vampir auf den Hals hetzte, war mir mein eigenes Leben doch lieb genug, um es retten zu wollen.
    Seine Augen glühten, als wir unter einer Straßenlaterne entlanggingen. Das Licht fing sich in seinen Pupillen, die einen Augenblick lang rot aufleuchteten wie manchmal bei Menschen, wenn der Fotograf ein Blitzlicht benutzt hat.
    »Komischerweise gehen seine Kameras öfter mal kaputt«, sagte Rasul. »Zwei waren so zertrümmert, dass sie nicht mal mehr zu reparieren waren. Wieso sollte nicht auch diese runterfallen? Ich garantiere für nichts, aber wir werden unser Bestes tun, schöne Lady.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Ich weiß Ihre Mühe sehr zu schätzen. Nach dem Besuch bei der Königin rede ich mal mit einer Hexe darüber, die kann Ihnen möglicherweise bei dem Problem helfen. Vielleicht bringt sie es fertig, dass die Fotos dieses Sonnenbruders alle überbelichtet sind oder so was. Sie sollten mal mit ihr telefonieren.«
    »Hervorragende Idee. Das hier ist Melanie«, sagte er, als wir den Haupteingang erreichten. »Ich gebe Sie in ihre Obhut und gehe wieder auf meinen Posten. Und vergessen Sie nicht, mir nachher Namen und Adresse der Hexe zu geben.«
    »Wird gemacht«, erwiderte ich.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ganz bezaubernd wie eine Elfe riechen?«, setzte Rasul noch hinzu.
    »Oh, ich war in Begleitung einer Elfe, meines Schutzengels«, erklärte ich. »Sie ist mit mir einkaufen gefahren.«
    »Und das Ergebnis ist wirklich wundervoll«, sagte er galant.
    »Sie schmeicheln mir.« Ich konnte nicht anders, ich musste sein

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