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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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mal den Sarg aussuchen.
    »Das ist ja der Punkt«, sagte Wenny. »Ich trau denen nicht.«
    Wem, dachte Plotek.
    »Die haben ihn zwar versteckt, aber so einer ist leicht zu finden und dann ...«
    Wenny machte eine kurze Pause und schniefte. »Also muss ich möglichst schnell herausfinden, wer hinter den Todesfällen steckt.«
    »Um Benny zu schützen«, ergänzte Maike schniefend.
    Und warum habt ihr so ein großes Interesse daran?, fragte sich Plotek. Aus reiner Menschenliebe oder doch eher aus persönlichen Gründen?
    »Benny und ich«, fing Maike an, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Sind ein Paar«, ergänzte Wenny den Satz, denn Maike konnte vor lauter abgrundtiefem Schluchzen nicht mehr weitersprechen.
    Scheiße, dachte Plotek und ertappte sich dabei, wie seine Sympathien für Benny van der Tal plötzlich schwanden.
    »Und Maike hat Angst, dass es mit ihrer Beziehung bald vorbei ist, wenn sie ihn auf spüren.«
    Schon klar, dachte Plotek.
    »Also müssen wir die Mörder finden, bevor Benny gefunden wird, verstehst du?«
    Wieder Schluchzen von Maike und halbherziges Nicken von Plotek.
    Nur wie, das war ihnen nicht klar. Lange dachten sie nach, aber keiner hatte eine Idee. Maike stand auf und ging ins Bad. Auch Plotek stand auf und trat an die Vitrine.
    »Zeugnisse erfolgreicher Jugendarbeit«, sagte Wenny. »Irgendwie ist das schon ein klasse Verein.«
    »Was machst du eigentlich bei der SpVg Altona-Nord?«, fragte Plotek wie nebenbei.
    »Torwarttrainer«, antwortete Wenny betrübt. »Aber das kann ich jetzt bis zum Saisonende knicken.«
    »Schade.«
    »Ja.« Wenny nickte und lächelte verzweifelt. Er sah aus, als würde er weinen.
    Irgendetwas stimmt mit dem nicht, dachte Plotek. Irgendwie kommt mir der Typ nicht ganz sauber vor. War eigentlich noch nie der Fall gewesen. Und dann fiel ihm wieder ein, dass Wenny schon als Fußballer beim VfR Aalen irgendwie seltsam war, so als hätte er ständig irgendetwas zu verbergen gehabt. Ein Einzelgänger war er, wie Torwarte so oft. Er redete wenig, was Plotek gar nicht so unsympathisch war. Nur auf dem Platz scheuchte er die Abwehr herum wie eine Schar Hühner. Und dabei konnte er einen unbegabten Verteidiger schon derart zusammenscheißen, dass dieser beinahe zu weinen anfing, oder er ging gar zu Handgreiflichkeiten über. Schubser, Hirnschnalzer, Arschtritte und alles. Und danach Schweigen. Bis der Trainer mahnte: »Wenny, reiß dich zusammen!«
    Und warum das Ganze? Tja, da gab es natürlich ein ganzes Universum voller Erklärungen, hoch kompliziert und kniffelig. Vielleicht genügte auch die Gegenfrage: Warum spielten junge Burschen Fußball und machten keinen Kochkurs? Darauf gab es eine einfache Antwort: um reich zu werden, berühmt und begehrt. Natürlich von den Mädchen, die am Spielfeldrand mit lüsternen Blicken nicht dem Ball, sondern den leicht bekleideten Jungs nachschauten. Deswegen auch die kurzen Hosen. Nicht, dass sich die Spieler damit besser bewegen können. Die Zuschauer respektive Mädchen sollten mehr zu sehen bekommen. Das war zwar eine eigenwillige, aber für Plotek durchaus einleuchtende Erklärung. Das war früher schon so, dachte er, und ist heute nicht anders. Da nahm man auch schwerste Verletzungen, Kreuzbandrisse, Knochenbrüche, Meniskusverletzungen und alles gerne in Kauf. Ja, so war das mit den Fußballkarrieren, den gemachten und gedachten. Und nie realisierten. So war das auch bei der von Plotek. Seine Fußballkarriere hatte damals angefangen wie viele: auf dem Schulhof mit einer Coladose, dann Bolzplatz, auf der Wiese vor dem Haus. Ein schlechter Ball und meistens barfuß. Damals, als kleiner Plotek stellte er sich vor, der Bomber der Nation zu sein, der Müller Gerd aus dem benachbarten Nördlingen, der es geschafft hatte, der beim FC Bayern Tore am Fließband schoss und Weltmeister wurde. Manchmal wollte er auch Günter Netzer sein oder Paul Breitner – so wie die wollte auch er werden, der kleine Plotek, wie die Männer auf den Fußballsammelbildern, mit denen in der Schule, ob in der Pause oder unter der Schulbank, leidenschaftlich gehandelt wurde. Ein Schwarzenbeck und Berti Vogts gegen einen Beckenbauer. Das war, was die Buben in kurzen Hosen und mit aufgeschürften Knien antrieb und motivierte, auch Plotek. Das waren Fußballkarrieren aus der tiefsten Provinz, aus Nördlingen, der Pfalz oder vom hintersten Zipfel des Niederrheins. So wie sie wollte es auch Plotek schaffen. Letzte Ausfahrt Fußballkarriere. Wegkommen

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