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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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leuchtende Neonschriftzüge und kündigten Girls, Sex, Sex, Sex und Eros World an. Plotek wurde vor lauter Geflacker ganz schummrig vor Augen. Dicke, in die Jahre gekommene Türsteher vor den einschlägigen Etablissements ruderten mit den Armen und riefen: »Heiße Weiber, wilde Lust: Komm rein, Tabledance und Getränke auch für deinen Hosensack!« Plotek verstand Hodensack und musste kichern. Maike verstand gar nichts, kicherte aber trotzdem.
    Horden junger Männer, alle frisch geduscht und parfümiert, gaben sich vergnügt und überholten jaulend Plotek und Maike. Mit ausgestreckten Fingern zeigten sie auf die Nutten am Hans-Albers-Platz. Ein älteres Pärchen, dem Dialekt nach zu urteilen aus dem Sächsischen, hielt sich aneinander fest, als ob sie nicht verloren gehen wollten in dieser wilden Welt der sündigen Meile.
    Plotek hielt sich auch an Maike fest oder Maike an ihm – so genau hätten das beide nicht mehr sagen können. Auf jeden Fall fühlt es sich gut an, dachte Plotek und spürte die nackte Haut an ihrer Hüfte.
    Zwei Straßen weiter und einige dunkle Ecken später ließ Maike ihn los und schob ihn vor sich her in einen Club, in den er allein, freiwillig und halb so betrunken niemals gegangen wäre. Das Durchschnittsalter schien weit unter dem von Maike zu liegen und Plotek wurde angesichts der Tanzenden zum alten Sack, zum immer älter werdenden Sack. Einige musterten ihn irritiert. Während Maike tanzte und sich dabei im bunt flackernden Licht mal elegant, mal lasziv drehte, hielt Plotek sich am Rand der Tanzfläche an einer Flasche Bier fest und ließ sich von Maikes zauberhaften Bewegungen den Kopf verdrehen. Wie kann man nur so jung sein, dachte er und sah auf ihre Hüfte, die sich wie eine Betonmischmaschine unentwegt um sich selbst drehte und ihn schier um den Verstand brachte.
    Als seine Augen allein vom Zuschauen zu tränen begannen, kam Maike wieder auf ihn zu. Sie hüllte ihn ein in ihren verführerischen Geruch aus Schweiß, Jugend und Weiblichkeit, den er heimlich einsog. Sie zog ihre Schuhe aus und legte völlig erschöpft ihren Kopf auf seine Schulter. »Gehen wir?«
    Plotek legte seinen Arm um ihre Taille und führte sie schwankend, aber sicher aus diesem dröhnenden Schuppen hinaus in die kühle Nacht von St. Pauli. Leichter Nieselregen hatte eingesetzt.
    »Und jetzt?«, fragte Maike, noch immer barfuß, und gähnte.
    »Taxi«, rief Plotek in die Nacht und Maike kicherte, als wäre Plotek einer der rudernden Türsteher und erzählte von Hosen- und Hodensäcken.

    Wenny schlief schon. »Psst«, machte Maike immer wieder. »Psst!« Theatralisch wollte sie immer wieder ihren Zeigefinger auf den Mund legen, traf aber ein ums andere Mal die Nase.
    »Lass uns noch einen rauchen?«, lallte sie kaum verständlich und zog einen bereits gedrehten und seltsam gebogenen Joint aus der Tasche. Erschöpft ließ sie sich auf die Couch fallen.
    Plotek setzte sich in den Sessel, streckte beide Beine weit von sich und sah auf Maikes hochgerutschten Rock, der einen Streifen ihres rosafarbenen Unterhöschens freigab. Verlegen sah er weg.
    »Hier.« Maike reichte ihm den mittlerweile entflammten
    Joint und blies Rauch in Ploteks Richtung. Eine verwegene Würze verteilte sich im Raum.
    Plotek zog eher halbherzig und gab den Joint an Maike zurück. Kaum hatte sie gezogen, bekam er ihn schon wieder in die Hand gedrückt.
    Nach vier Zügen war Maike eingeschlafen. Jetzt wollte sich Plotek dem rosafarbenen Unterhöschen widmen. Aber vergiss es. Alles um ihn herum war plötzlich rosa, nicht nur das Höschen: Maike, die Couch, der Mahagoni-Einbauschrank, die Pokale und Wimpel an der Wand, alle Wände, der Couchtisch, das komplette Wohnzimmer. Eine wabernde rosa Masse umgab Plotek, hatte ihn fest im Griff.
    Plotek wollte aufstehen. Aber kaum stand er, lag er auch schon wieder. Dieses Mal allerdings auf dem Boden. Wie komme ich jetzt ins Bett, dachte er noch, aber da robbte er bereits auf allen vieren durchs Wohnzimmer. Er stieß an den Couchtisch, dann an den Einbauschrank und den Türrahmen, bis er schließlich auf dem Flur war. Von dort krabbelte er die Treppe hinauf in den ersten Stock. Orientierungslos ging es längere Zeit den Flur entlang. Wie lange genau, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Irgendwie schien ihm jegliches Zeitgefühl abhandengekommen zu sein. Es war wohl einige Zeit vergangen, bevor er sein Zimmer endlich gefunden hatte. Draußen wurde es bereits hell. Mit letzter Kraft schleppte er

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