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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Chinesen in der Lincolnstraße und tranken Bier und Wein und dazwischen auch mal einen Tequila. Sie unterhielten sich über Wenny, über Benny, die SpVg Altona-Nord und über das Theater und das Schauspielhaus in Hamburg. Meistens sprach Maike und Plotek hörte zu. Hin und wieder nickte er, sagte auch mal »Verstehe« oder »Aha« und bestellte die Getränke, wenn die Gläser leer waren.
    »Irgendwie fühle ich mich hier ganz wohl neben dir«, sagte Maike, als plötzlich die Tür aufging und eine splitterfasernackte Frau hereinkam. Sie trug nichts weiter als rote Stöckelschuhe und stellte sich wie selbstverständlich an den Tresen, um ein Glas Sekt zu bestellen.
    »Die kommt hier einmal im Monat vorbei«, erklärte Maike, als sie Ploteks Verwunderung sah.
    Ist das noch Exhibitionismus oder schon krank, dachte Plotek. Die katholische Kirche würde sagen, Exhibitionismus ist krank. Aber Gott sei Dank sind wir hier nicht im Vatikan, sondern beim ältesten Chinesen auf St. Pauli.
    »Und, gefällt sie dir?«, fragte Maike.
    Wenn sie was anhätte, vielleicht, dachte Plotek. »Hm«, antwortete er.
    »Irgendwie ist das schon mutig, oder?«
    Mutig wäre, in diesem Outfit am Ostersonntag auf dem Kapellplatz in Altötting auf und ab zu spazieren, dachte
    Plotek, das hier ist eher mentaler Infantilismus und in dieser Umgebung nicht mal eine Provokation.
    »Würdest du das auch machen?«
    »Spinnst du!«, sagte Plotek und dachte, die will wohl, dass ich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verknackt werde.
    Maike lachte so laut, dass die Nackte vom Tresen mit verkniffenem Gesicht herübersah.
    »Ich vielleicht schon«, sagte Maike, »nach fünf Tequila.«
    Jetzt hat sie drei, dachte Plotek und stellte sich schon mal vor, wie es denn wäre, neben der nackten Maike hier zu sitzen. Und dann stellte er sich die nackte Maike vor.
    »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Dir wäre das peinlich, stimmt’s?« Maike lachte.
    »Stimmt.«
    »Keine Angst, das war nur ein Witz.«
    Auch wieder schade, dachte Plotek.
    »Jetzt haben wir fünf Minuten über die Nackte geredet und sie hat kein Wort gesagt«, sagte Maike, »das nennt man Interesse wecken.«
    Sie sah Plotek tief in die Augen und zwinkerte ihn an.
    »Lass uns über dich reden.«
    »Hm«, antwortete Plotek wieder und machte eine Miene, als würde dabei nicht viel herauskommen. »Oder über dich«, entgegnete er, um das Schlimmste abzuwenden.
    »Oder über uns beide«, fügte Maike augenzwinkernd hinzu und trank noch einen Schluck von ihrem Wein. »Oder über Agnes.«
    Woher kennt Maike ihren Namen, fragte sich Plotek und konnte sein Erstaunen nicht verbergen. Maike genoss seine Verwunderung sichtlich. Aber gerade als sie etwas sagen wollte, ging die Tür auf und ein junger, kaum zwanzigjähriger Mann betrat das Lokal. Er ging an ihrem Tisch vorbei, blieb überrascht stehen und sagte: »Hallo.«
    »Hey, du hier?«, antwortete Maike und schien genauso überrascht zu sein. Plotek dagegen war froh, dass Agnes plötzlich keine Rolle mehr spielte.
    »Darf ich?«, fragte der Mann und setzte sich neben Plotek.
    »Klar, setz dich«, sagte Maike, als er bereits saß. »Ein Kommilitone«, erklärte sie Plotek und fing sofort ein Gespräch mit ihm an. Plotek starrte abwechselnd auf den Hintern der Nackten, wo er ein Muttermal entdeckte, das die Form von Italien hatte, und auf den sich drehenden Ventilator an der Decke.
    »Ich geh dann mal wieder«, sagte der junge Mann, nachdem sie sich nicht einmal fünf Minuten über ihr Studium unterhalten hatten. »Wollte eigentlich nur Zigaretten ziehen.«
    »Bis morgen.«
    Die Nackte am Tresen kratzte sich gerade am Rücken und warf sich mit großer Geste die langen Haare über die Schultern. Plotek stand auf und ging aufs Klo. Die Nackte und Maike vor Augen versuchte er zu onanieren. Vermutlich weil er zu viel Alkohol im Blut hatte, brachte er es nur zu einer armseligen, noch nicht einmal mittelprächtigen Erektion.
    Am Waschbecken wusch er sich die Hände, klatschte sich Wasser ins Gesicht und dachte, als er in den Spiegel sah: O Gott, o Gott, seh ich verzweifelt aus.
    Als Plotek wieder zurück war, fragte Maike: »Wo waren wir stehen geblieben?«, und Plotek bestellte noch zwei Tequila.
    So ging das noch eine Weile, bis Plotek ziemlich betrunken war und dachte, jetzt sind es fünf Tequila. Maike stand auf, nahm ihn bei der Hand und sagte: »Los, komm, wir gehen noch woanders hin.«
    Wohin, wollte sie nicht verraten.
    Draußen war es dunkel. Überall lockten

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