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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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Ben … Sie würde es nicht ertragen, ihn zu verlieren.
    Unsicher spielte sie mit der Kette, an der ihr goldenes Kreuz hing. „Offen gestanden, ich befinde mich in einer schwierigen Situation. Und wie ich zugeben muss – Sir Richards Abwesenheit überrascht mich.“
    Ihre Schwägerin starrte sie verständnislos an. „Warum sollte er hier sein?“
    „Um mich zu erwarten! Er schickte nach mir, und er musste doch wissen, dass ich so schnell wie möglich nach Wessex kommen würde.“
    Sekundenlang musterte Cecily das Kreuz, das Rose zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her drehte, und furchte die Stirn. „Sir Richard hat nach dir geschickt?“ Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Das glaube ich nicht – es war Adam, der dich hierherholen wollte.“
    Rozenns Wangen erhitzten sich. „Nein, Cecily! Du verstehst nicht. Adams Nachricht – er teilte mir mit, Sir Richard habe um meine Hand angehalten.“
    „Tatsächlich?“
    „Ja. Und ich dachte, ich würde ihn sehr gern heiraten. Das Problem ist nur … jetzt … jetzt …“
    Verwundert betrachtete Cecily wieder das Kreuz. „Sir Richard hat wirklich um deine Hand gebeten?“
    Rose reckte ihr Kinn vor. Diesen Mann wollte sie nicht mehr heiraten. Aber sie fand es ärgerlich, dass an ihrem Wort gezweifelt wurde. „Ja! Ja! Das ließ Adam mir ausrichten.“
    Behutsam berührte Cecily das goldene Kreuz. „Wie ich annehme, hat Sir Richard dir das vor ein paar Jahren geschenkt?“
    Rozenn nickte ungeduldig. „Vor einigen Jahren lernten wir uns kennen. Aber ich begreife nicht …“
    Mit einem sanften Lächeln erklärte Cecily: „Meine Liebe, du bist nicht die einzige Frau, die ein solches Kreuz von ihm erhielt.“
    Rose blinzelte entgeistert. „W…was?“
    „Ein ähnliches Kreuz sah ich in Adams Reisetruhe liegen. Er erklärte mir, dass Richard es Gwenn geschenkt hat, als sie Adam heiratete.“
    „Oh, tatsächlich?“ Zwei Kreuze? Es gab zwei solche Kreuze? Wenn das stimmte, war Roses Kreuz kein Zeichen besonderer Zuneigung. Befreit atmete sie auf.
    „Nur eine freundschaftliche Geste.“ Nachdenklich sah Cecily vor sich hin. „Warum Adam dich auf diese Weise täuschen sollte, weiß ich nicht, Rose, aber ich fürchte, du bist hintergangen worden. Das ist unverzeihlich. Ich kann nur vermuten, er wollte dich mit aller Macht hierherlocken. Um dieses Ziel zu erreichen, war ihm wohl jedes Mittel recht.“
    „Also hat Sir Richard gar nicht um meine Hand angehalten?“ Ein Lächeln umspielte Roses Mundwinkel.
    „Nicht dass ich wüsste. Bist du jetzt sehr wütend?“
    Lachend schüttelte Rozenn den Kopf. Vor Erleichterung wurde ihr fast schwindlig, und vorerst konnte sie nicht sprechen. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Nicht Sir Richard hatte nach ihr geschickt, sondern nur Adam. Weil er sie nach Fulford holen wollte. Wahrscheinlich wusste Richard of Asculf gar nichts von dem Täuschungsmanöver! Nun brauchte sie eine Weile, um ihre Gefühle zu ordnen. Eigentlich müsste sie sich ärgern, dass der Mann, von dem sie geträumt hatte, womöglich nicht mehr an sie gedacht hatte, seit er aus der Bretagne abgereist war. Und er hatte niemals erwogen, sie zu heiraten.
    Wie seltsam … Sie spürte keine Kränkung, keine Enttäuschung, keinen verletzten Stolz. Nur maßlose Erleichterung. Als wäre ein gefährlicher Gewittersturm an ihr vorbeigezogen … Trotzdem blieb eine gewisse Sorge. Ein Unwetter mochte verebbt sein, aber am Horizont ballten sich bereits neue Wolken …
    Durch den Obstgarten hindurch warf sie einen Blick auf den Mühlteich. Mehrere schwer mit Früchten beladene Äste nahmen ihr die Sicht auf Adam und Ben. Doch sie hörte einen Schrei, gefolgt von Jubel und schallendem Gelächter. Um zu wissen, was dort geschah, musste sie es nicht sehen. Ben unterhielt wieder einmal sein Publikum. Vielleicht versuchten Adam und er, einander in den Teich zu werfen. Wie in der Kindheit. Glücklicherweise hatten sie ihren Streit begraben.
    An ihrer Seite erklang eine leise Stimme. „Ich glaube, du denkst an Benedict.“
    „Oh – äh – verzeih mir, hast du etwas gesagt?“
    „Ich habe dir vorgeschlagen, bei uns zu bleiben. Natürlich erwarte ich keine sofortige Antwort. Aber bitte überlege es dir, Adam zuliebe.“
    „Ja, gewiss. Vielen Dank für das Angebot.“ Nur mühsam konnte Rose sich zu einem Lächeln durchringen. Plötzlich kannte sie nur noch einen einzigen Gedanken, und es war kein erfreulicher. Nirgendwo wollte sie wohnen, solange Ben woanders

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