Ballade der Leidenschaft
ihm aus der Stirn und küsste ihn auf die Wange.
„Lass dich anschauen!“ Adam legte ihr die Hände auf die Schultern und unterzog sie einer gründlichen Musterung. „Du siehst gut aus. Auf deiner Reise hast du offenbar eine Menge Sonnenschein abbekommen.“
„Auch du siehst großartig aus. Die Ehe mit Lady Cecily scheint dir gutzutun.“
„Nun, ich kann nicht klagen“, erwiderte er in ernstem Ton. Doch sie merkte, dass er ein Lächeln unterdrückte.
Die Frage, ob er seine erste Frau immer noch vermisste, lag ihr auf der Zunge. Doch ihr war der warme Glanz in seinen Augen aufgefallen, als sie seine neue Gemahlin erwähnt hatte. Ein ähnlicher Ausdruck war in Cecilys Blick getreten, als sie durch die Küchentür Adam entdeckt hatte. Wehmütig erkannte Rose, dass ihre Freundin Gwenn stets einen besonderen Platz in der Erinnerung ihres Bruders einnehmen würde, sein Herz aber jetzt einer anderen gehörte.
Etwas schnupperte an ihrer Hand. Mittlerweile waren die Wolfshunde herangelaufen und kämpften um Roses Aufmerksamkeit. „Gehören sie dir, Adam?“, fragte sie und wich ein wenig zurück. Auch Graf Remond besaß Wolfshunde, und sie hatte gelernt, ihnen vorsichtig zu begegnen.
„Oh ja.“ Er zog eine Braue hoch. „Zumindest glaube ich das.“
„Bist du nicht sicher?“
„Ursprünglich gehörten sie Than Edgar.“
„Cecilys Vater?“
„Ja.“
„Und normalerweise sind Wolfshunde nur einem einzigen Herrn treu.“
„Genau.“ Er schnitt eine Grimasse. „Sagen wir mal, sie haben mir nicht sofort vertraut. Aber allmählich gewinne ich ihre Zuneigung – ein langer, mühsamer Weg.“
Die Hunde ließen sich rechts und links von Adam nieder. Wie Wachtposten mit heraushängenden Zungen. Rose musste lachen. „Haben sie Namen?“
„Darf ich dir Greedy und Lightning vorstellen?“ Er bot ihr einen Arm und führte sie zur Burg. Hinter ihnen erklangen wieder lachende Stimmen und Wasserplätschern. „Wann bist du angekommen? Hat Mutter dich begleitet?“
„Nein, Adam, tut mir leid.“ Rozenns Schritte verlangsamten sich. „Ivona schickt dir liebe Grüße. Und sie hat ein Paket mit Geschenken für dich gepackt. Aber sie lässt dir ausrichten, sie sei zu alt für eine solche Reise, zu sehr an ihre Heimat gebunden.“
Nachdenklich nickte er und schien sich mit der Enttäuschung abzufinden. „Das hatte ich befürchtet. Bis zu ihrem Lebensende wird sie in Quimperlé bleiben. Aber ich bedaure es. Hier könnte sie ihre letzten Jahre so ehrbar verbringen, wie es ihr gebührt.“
„Quimperlé ist ihr Zuhause.“
„Das verstehe ich.“
„Dort kennt sie sich aus und ist zufrieden.“
Adam zupfte an ihrem Zopf. „Während du in Quimperlé nicht glücklich warst.“
Um seinem Blick auszuweichen, betrachtete sie das Strohdach von Fulford Hall. „Das hast du gemerkt?“
„Ich bin kein Vollidiot.“
„Umso dümmer bin ich gewesen“, seufzte Rose. „Die Ehe mit Per war ein schrecklicher Fehler.“
„Was dich betrifft, habe auch ich Fehler gemacht“, gestand er ernsthaft. „Und das bereue ich zutiefst.“
Verwirrt blinzelte sie. Wovon redete er?
Er berührte ihren Arm. „Aber sobald ich von Pers Tod erfuhr …“
„Wie hast du das herausgefunden? Das habe ich mich oft gefragt.“
„Auf dem Markt von Winchester gab mir ein Kaufmann Bescheid, ein Wikinger – wie sich herausstellte, ein entfernter Verwandter von Ketill. Nachdem er gehört hatte, dass Lady Cecily mit einem Bretonen verheiratet ist, suchte er das Gespräch mit mir …“ Adam zuckte die Achseln. „Nun, die Welt ist kleiner, als wir glauben.“
„Also ist die Neuigkeit von Pers Tod mit den Kaufleuten nach England gereist. Wie ungewöhnlich.“
„In der Tat. Und, verzeih mir bitte – als ich davon hörte, empfand ich keine Trauer.“ Die Augen voller Mitgefühl, zögerte er. „Was geschah mit Pers Schulden, Rose?“
„Die habe ich alle bezahlt!“
„Tüchtiges Mädchen! Das freut mich.“
Rozenn holte tief Atem. Nun musste sie endlich die Fragen stellen, die bleischwer auf ihrer Seele lagen – die sie kaum auszusprechen wagte. Fragen nach Sir Richard. Wann würde er zurückkehren? Wo genau hielt er sich jetzt auf? „Adam, was Sir Richard betrifft …“
Schon nach wenigen Worten wurde sie unterbrochen, denn Ben bog um die Ecke des Küchenhäuschens. „Adam!“
Die Lippen zusammengepresst, beobachte Rose, wie die beiden Männer sich begrüßten und einander auf die Schultern schlugen – zwei Freunde, die
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