Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
Vom Netzwerk:
sich lange nicht gesehen hatten. Sie runzelte die Stirn und überlegte, was Ben im Schilde führte. Während ihres Rundgangs mit Lady Cecily hatte er sich nicht blicken lassen. Nun sah es so aus, als wäre er direkt aus dem Waffenlager gekommen. Was hatte er dort zu suchen? Nun, es spielte keine Rolle. Wahrscheinlich war er im Stall gewesen und hatte nach Piper gesehen.
    „Also hast du Rose nach England eskortiert, mein Freund!“ Adam grinste von einem Ohr bis zum anderen.
    Seltsam … Es klang fast so, als hätte er so etwas erwartet. Wie konnte das sein? Seit ihrer Hochzeit mit Per waren die beiden zerstritten. Und sie wüsste nicht, dass sie danach noch einmal miteinander gesprochen hätten. Doch jetzt umarmten sie sich, als hätte es niemals einen Zwist gegeben.
    „Sei versichert, Adam, diese Reise war eine einzige Qual!“ Ben verdrehte die Augen. „Deine Schwester …“ Zu ihrem Leidwesen zupfte er an ihrem Zopf, wie schon an Bord des Schiffs im Hafen von Bosham. Wie Adam es soeben getan hatte. Wie ein Bruder … „Weißt du, wie sträflich du ihre Erziehung vernachlässigt hast?“, neckte Ben sie weiter.
    „Inwiefern?“
    „Nun, sie konnte den Kopf eines Pferdes nicht von seinem Hintern unterscheiden! Offensichtlich hatte sie nie zuvor in einem Sattel gesessen!“ Stöhnend schüttelte Ben den Kopf, während Rose empört nach Luft schnappte.
    „Das habe ich nie gesagt! Natürlich saß ich auch früher schon im Sattel! Aber es gefiel mir nicht!“ Inzwischen hatte sie sich bereits damit abgefunden, dass ihre Fragen nach Sir Richard warten mussten, weil Ben hinzugekommen war. Außerdem erschienen ihr die Fragen sonderbarerweise nicht mehr so wichtig. Stattdessen wollte sie Bens Hand ergreifen. So etwas Verräterisches durfte sie vor Adam natürlich nicht tun. Sicherheitshalber trat sie einen Schritt zur Seite.
    „Ausgerechnet du, der Sohn eines Stallmeisters und ein Ritter – Schande über dich, Adam!“, tadelte Ben.
    „Jetzt kann ich reiten“, versicherte Rose ihrem Bruder voller Stolz, „und ich besitze sogar ein Pferd.“
    Adam hob die Brauen.
    „Ja, eine schöne Stute namens Pech. Ben hat sie mir geschenkt.“ Während sie sprach, spürte sie Bens forschenden Blick und schaute ihn kurz an. Irgendetwas in seiner Miene erinnerte sie an ihre Schwägerin – in jenem Moment, wo Cecily ihren Gemahl erblickt hatte.
    Heiße Röte stieg Rozenn in die Wangen. Hastig erneuerte sie ihr Interesse am Strohdach von Fulford Hall. Wunschdenken, sagte sie sich, nur Wunschdenken.
    „Nun – nun werde ich euch allein lassen“, stammelte sie und wandte sich ab. „Damit ihr Neuigkeiten austauschen könnt … Cecily hat erklärt, sie wolle mir ihren Kräutergarten zeigen.“
    „Der liegt da drüben, hinter dem Stall“, erklärte ihr Bruder und wies mit dem Finger dorthin. „Südlich vom Obstgarten. Du kannst ihn gar nicht verfehlen.“
    „Ja, ich entsinne mich.“ Die Röcke gerafft, floh sie in die Richtung, die Adam beschrieben hatte.
    Ben betrachtete ihre schwingenden Hüften, als sie das sonnenhelle Gras überquerte und durch einen Torbogen in einem Zaun aus geflochtenen Zweigen lief. Dahinter ragten Apfel- und Birnbäume voller reifer Früchte empor.
    Langsam verzogen sich Adams Lippen zu einem Lächeln. Dann legte er den Kopf schief. „Danke, dass du Rose wohlbehalten hierhergebracht hast. Und es freut mich, dich endlich in Wessex zu sehen.“
    „Ich wollte schon früher zu dir kommen. Aber der Herzog bat mich zu warten, bis deine Position in England gesichert ist.“
    „Darüber bin ich sehr froh.“ Adams Augen verengten sich. „Wäre meine Stellung gefährdet gewesen, hätte ich dir nicht gestattet, Rose oder meine Mutter in unsere Pläne hineinzuziehen. Jetzt glaube ich, meine Schwester ist hier sicherer als in der Bretagne.“
    „Da hast du vermutlich recht.“
    „Wie ich gestehen muss, habe ich die kleine Rose schmerzlich vermisst. Hoffentlich bleibt sie hier. Kennt sie die Wahrheit?“
    „Nein. Und – Adam, ich ersuche dich, ihr vorerst nichts über Sir Richard zu erzählen.“
    „Wieso nicht, um alles in der Welt? Der Mann ist meilenweit entfernt, er hat mich nie um ihre Hand gebeten, und dieses Täuschungsmanöver wird mir immer unangenehmer. Soeben wollte sie sich nach ihm erkundigen.“
    „Und was hast du gesagt?“
    „Nichts.“ Adam grinste. „Für eine Antwort fehlte mir die Zeit, denn du hast unser Gespräch genau im richtigen Moment unterbrochen. Wahrscheinlich war es

Weitere Kostenlose Bücher