Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
Vom Netzwerk:
of Asculf! Also wirklich! Mit meiner ersten Vermutung hatte ich völlig recht, du liebst Benedict …“
    Entschieden schüttelte Rozenn den Kopf. „Nein, ich sagte doch – Ben und ich sind eng befreundet. Er ist mein ältester Freund. Das bestreite ich nicht.“
    „Lügnerin“, wiederholte Mikaela selbstzufrieden. Dann wandte sie sich zur Pont du Port und blinzelte. „Ist er schon drüben?“
    „Fast. Jemand hat ein Seil ins Wasser geworfen. Daran klettert er gerade hinauf.“
    „Und Jerome?“
    Rozenn spähte in die Richtung von Hauteville. „Gerade läuft er am Hafen entlang. Aber er wird es nicht schaffen. Ben gewinnt mühelos. Hätten wir bloß auf ihn gewettet … In gewissen Dingen ist Benedict verlässlich. In allem, was unmöglich erscheint. Zum Beispiel siegt er bei allen Wetten.“
    „Natürlich gewinnt er.“ Mikaelas Stimme nahm einen sonderbaren Klang an. „Das wusste ich von Anfang an.“
    Ehe Rozenn fragen konnte, was dieser merkwürdige Tonfall bedeutete, wandte ihre Freundin sich ab.
    „Wo um alles in der Welt habe ich diese Aalfalle gelegt?“, seufzte sie.
    Am liebsten hätte Ben sich selbst getreten. Was zum Geier war in ihn gefahren? Warum hatte er Rose diesen Kuss aufgezwungen? Noch dazu in der Öffentlichkeit? Er stieg an dem Seil zum Pont du Port hinauf und ließ das Schulterklopfen und die Glückwünsche der Wachmänner über sich ergehen, die auf ihn gesetzt und die Wette gewonnen hatten.
    Kurz darauf erschien Jerome, schweißüberströmt, das Gesicht feuerrot. Ben begrüßte ihn lächelnd und bot ihm zum Trost einen Krug Bier in der „Barke“ an. Doch mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Auf dem Steg im Sumpf. In seiner Fantasie erlebte er den Kuss noch einmal.
    Verdammt, Rose zu küssen – das hatte nicht zu seinem Plan gehört. Ihre Bereitschaft, ihn nach England mitzunehmen, war lebenswichtig. Deshalb musste sie ihm vertrauen und sich bei ihm sicher fühlen, so wie früher. Keinesfalls durfte sie ihn für eine Bedrohung halten. Das konnte er am allerwenigsten gebrauchen.
    Er trocknete sich mit seiner chainse ab, streifte sie sich über den Kopf und nahm dem Wachtposten, der die Kleidungsstücke verwahrt hatte, die grüne Tunika ab. „Vielen Dank.“ Trotz seines Zorns gegen sich selbst gelang ihm ein Grinsen.
    „Gern geschehen, Spielmann. Soeben hast du meinen Sold verdoppelt.“ Der Mann erwiderte das Grinsen. „Vor dem Abendessen bin ich dir ein Bier schuldig.“
    Wie Ben sich eingestand, ging es ihm nicht nur darum, dass Rose ihn zum Reisebegleiter wählte. Auch seine Beziehung zu ihr wollte er nicht gefährden. Sie war sein Leitstern in einer chaotischen Welt. Die Arbeit für den Herzog bedeutete ihm viel, ebenso seine Musik. Aber so stolz er auf diese beiden Aspekte seines Lebens auch war – sie verdammten ihn zu einem Dasein als Wandervogel. Und das passte nicht zu Roses Sehnsucht nach einem sicheren Zuhause, nach Geborgenheit. Als spezieller Mittelsmann des Herzogs der Bretagne zog er ständig zwischen den Höfen und Machtzentren Frankreichs hin und her. Jetzt würden ihn seine Pflichten sogar nach England führen. Und so lag seine Heimat gewissermaßen auf den Straßen.
    Wohin auch immer ihn seine Tätigkeit für Herzog Hoël verschlug, manchmal an düstere, unheilvolle Orte – eins war ihm stets bewusst gewesen: Hier in Quimperlé lebte Rose. Auch während ihrer Ehe mit Per hatte er stets an sie gedacht. Und jetzt? Obwohl er sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach England locken wollte, nahm er die Freundschaft zwischen ihnen immer noch sehr wichtig. Zu wichtig, um sie aufs Spiel zu setzen, und das beunruhigte ihn.
    Er unterdrückte einen Fluch und schaute zum Anlegesteg hinüber. Rozenn und Mikaela waren nicht mehr zu entdecken. Aber er sah die beiden vor seinem geistigen Auge so klar wie den helllichten Tag. Sie knieten auf den wackeligen Brettern und zogen die Aalfalle aus dem Wasser. Ja, das sah er ganz deutlich. Genauso deutlich wie Roses Gesicht, als er Mikaela geküsst hatte. Wie die Grübchen in den rosigen Wangen verschwanden.
    In jenem Moment war alles schiefgegangen. Mikaela in den Armen, hatte er Rose angeschaut und sich eingebildet, Sehnsucht in ihren Augen zu lesen. Falsch, Ben, ganz falsch.
    Vor dem betörenden Kuss hatte sie gezögert. Das hätte ihn warnen müssen. Entschlossen war sie einen Schritt zurückgewichen. „Oh nein“, hatte sie sogar gesagt. Diese Ablehnung hätte er beherzigen müssen. Seufzend schüttelte er

Weitere Kostenlose Bücher