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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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könntest dich auf ihn verlassen.“
    „Mhm – ich soll Richard vertrauen.“ Ihre Stimme nahm einen schwärmerischen Klang an. „Offenbar liegt ihm mein Wohl am Herzen.“
    Was für Worte! Am Herzen … Am Herzen! Ben unterdrückte ein Stöhnen, obwohl er selber die Schuld an dieser Situation trug. „Liebst du ihn, Rose?“ Verdammt, wie kam er denn dazu, das zu fragen?
    „Ob ich ihn liebe?“ Rose kräuselte die Lippen. Bei jedem Atemzug wippte die Ringelblume im Ausschnitt ihres Kleides. „Er sieht gut aus, und er ist so stark.“
    „Und ein galanter Ritter“, murmelte Ben. Sie musterte ihn, und als er die Verwirrung in ihrer Miene bemerkte, riss er sich zusammen. Keinesfalls durfte er mit allzu beharrlichen Fragen ihr Misstrauen erregen – schon gar nicht, nachdem sie die Reise eben erst angetreten hatten. „Anscheinend“, begann er gedehnt, zuckte mit den Achseln und zwinkerte ihr zu, „habe ich einen Rivalen.“
    „Einen Rivalen?“ Sie verdrehte die Augen. „Mach dich nicht lächerlich, Ben!“
    „Oh, das meine ich ernst!“, seufzte er dramatisch. „Und meine Chancen stehen wirklich nicht gut. Wie soll sich ein einfacher Lautenspieler mit einem Ritter messen, insbesondere mit einem wie Sir Richard, der mich in allen Belangen übertrumpft? Wahrlich, ich bin kurz davor, in ein Kloster zu gehen …“
    Rose musste kichern, die Ringelblume an ihrer Brust bebte. „In ein Kloster – du ? Oh Ben, du Dummkopf!“ Das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, weckte wieder einmal den Wunsch, sie zu küssen. Sekundenlang ließ sie den Sattelknauf los und berührte Bens Ärmel.
    In ihren schönen braunen Augen schimmerten Wärme und Zuneigung. Obwohl er das Lächeln erwiderte, erfasste ihn heller Zorn und erschütterte ihn bis in die Tiefen seiner Seele.
    Ach, zum Teufel mit Sir Richard und seiner Ritterschaft und seinen Ländereien in der Normandie!

8. KAPITEL
    D ie Straße führte zu einer kleinen Anhöhe hinauf. Allmählich spürte Rozenn ihre Beine nicht mehr. Nein, gestand sie sich die Wahrheit ein, schon seit einigen Meilen sind meine Beine gefühllos.
    Eine halbe Ewigkeit schien sie im Sattel verbracht zu haben. Wenigstens war die Gegend, durch die Ben sie jetzt führte, nicht mehr so dicht bewaldet, und der Reiseweg war breiter geworden. Aber auf einem Großteil der Strecke hatten sie sich durch Bäume und Sträucher gekämpft.
    „Sind die Pferde nicht müde?“, fragte sie. „Müssten sie nicht rasten?“
    Ein Lächeln umspielte Bens Lippen, als er sich vorbeugte und Pipers Hals tätschelte.
    Oh, diese warmen, sanften Lippen, die sie so wundervoll geküsst hatten … Allmächtiger, bewahre mich vor solchen Gedanken!
    „Sorg dich nicht um die beiden, Rose“, erwiderte er. „Wir bewegen uns nur im Trott voran. Diese Gangart verkraften Pferde einen ganzen Tag und auch noch eine Nacht lang, wenn es sein muss.“
    Na großartig … Rozenn starrte ihn missmutig an. „Einen Tag und eine Nacht lang? Hoffentlich machst du Witze.“
    „Wieso, chérie ? Bist du etwa müde? Dann musst du es mir nur sagen.“ Er zog an den Zügeln, und die Pferde blieben stehen.
    Immer wieder warf sie ihm einen verstohlenen Blick durch gesenkte Wimpern zu. Schon seit dem Aufbruch beunruhigte sie ein Gedanke, mit dem sie sich früher hätte befassen sollen. Für ihr Versäumnis gab es nur eine Entschuldigung – in Quimperlé war sie vollauf mit ihren Reisevorbereitungen beschäftigt gewesen und hatte keine Zeit zum Nachdenken gefunden. Das hatte sie an diesem Nachmittag gründlich nachgeholt, trotz der unablässigen Mühe, nicht von Pechs Rücken zu fallen. Und ihre Überlegungen trieben ihr heiße Röte ins Gesicht.
    Wo würden sie schlafen? Und wie? Getrennt? Natürlich. Aber wenn alle Gasthäuser besetzt wären – wenn sie im Freien übernachten müssten … Das hätte sie längst mit Ben erörtern sollen. Sie fand es furchtbar peinlich, dieses Thema jetzt anzuschneiden. Womöglich glaubte Ben, sie wollte … Ihre Wangen brannten.
    Im Hafen, als er sich erboten hatte, sie zu ihrem Bruder nach England zu begleiten, war sie froh und erleichtert gewesen. Erfolgreich hatte sie die Erinnerung an den Kuss auf dem Steg verdrängt. So wunderbar er ihr auch erschienen war, sie hatte sich eingeredet, dass es von Ben nur eine momentane Verirrung gewesen sei. Der Kuss – genauso wie jener, den Mikaela bekommen habe – war nur ein Spektakel für Denez und die Wachtposten auf der Brücke gewesen. Mehr ganz sicher

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