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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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Blicke trafen einander, und Roses Miene erhellte sich. Dann streckte sie ihm die Zunge heraus.
    Er lachte und warf ihr eine Kusshand zu. Oh Gott, in welch schreckliche Wut würde sie geraten, wenn sie herausfand, was er getan hatte …
    Inbrünstig hoffte er, dass sie nicht ernsthaft an Sir Richard interessiert war. Um diese Frage zu beantworten, musste er ihr entlocken, was sie wirklich veranlasste, diese Reise auf sich zu nehmen.
    Und so trat er die Flucht nach vorn an. „Sag mir doch, kleine Blume – warum hat Adam nach dir geschickt?“
    Zögernd rutschte sie im Sattel herum und wich Bens Blick aus. „Ich habe die Hoffnung, dass er mich einlädt, bei ihm in Fulford zu wohnen.“
    Er nickte. Das hatte Herzog Hoël vorgeschlagen. Nicht dass es schwierig gewesen wäre, Adam dazu zu überreden. Er war sehr großzügig und liebte seine Pflegeschwester von Herzen. „Hoffentlich droht dir in England keine Gefahr. Vor nicht allzu langer Zeit haben die Angelsachsen noch mit aller Macht gegen uns Franken gekämpft.“
    „Ja“, bestätigte sie leise und seufzte voller Sorge. „Auch deshalb möchte ich hinreisen: Weil ich feststellen will, ob es Adam und Sir Richard gut geht.“
    „Sir Richard?“
    „Nun …“ Errötend räusperte sie sich. „Adam – er ließ mir ausrichten, falls ihm etwas zustößt, soll ich mich an Sir Richard wenden und ihn um Hilfe bitten.“
    „Ah, Sir Richard.“ Eisige Finger schienen sich um Bens Herz zu krallen. Obwohl es sein Plan gewesen war – der Ausdruck in Roses Augen, als sie von dem Ritter sprach, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    „Mhm.“ Noch immer dieser träumerische Glanz … „Adam ließ mir durch seinen Boten ausrichten, in Notfällen könne ich mich auf Richard verlassen.“
    Genau das hatte Ben erreichen wollen. Trotzdem runzelte er die Stirn, und ihm wurde immer kälter ums Herz. Richard. So vertraulich redet sie von dem Ritter. Nicht mit seinem Titel …
    Immer fester umklammerte Ben den Führzügel. Aus den Augenwinkeln sah er einen roten Blitz – ein Eichhörnchen flitzte an einem Baumstamm herab, durchstöberte das welke Laub und suchte nach Nüssen. „Und was, glaubst du, hat er damit gemeint?“, fragte er in möglichst gleichmütigem Ton.
    Darauf antwortete sie nicht.
    „Rose?“ Großer Gott, wir sind noch nicht einmal auf halbem Weg nach England, und sie sieht sich bereits seinen Ring tragen.
    Auf seine Nachfrage wandte sie wieder den Blick ab und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Ohren der Stute. Behutsam zog er am Führzügel, die Pferde rückten näher zusammen, Bens und Roses Knie streiften sich. Mit einer Nuss im Maul verschwand das Eichhörnchen im Unterholz. Kurz raschelte ein Zweig über ihren Köpfen. Dann herrschte tiefe Stille, bis auf die gedämpften Hufschläge und die pochenden Herzen.
    „Rose?“ Er wollte sicher sein, musste die Worte aus ihrem Munde hören.
    Zweifellos fühlte sie sich in ihrem Heim am wohlsten. Doch er kannte sie besser als sonst jemand – und so wusste er, dass sie eines besaß, das ihre Sehnsucht nach einem einfachen, gesicherten Leben besiegen konnte, nämlich Ehrgeiz. Und Rose und Sir Richard hatten sich immer gut verstanden. Oft genug hatte Ben die beiden zusammen lachen sehen, insbesondere, wenn der Ritter auf der Laute geklimpert hatte. Ben verzog das Gesicht. Mit dem Schwert mochte der Ritter meisterhaft umgehen, aber beim Musizieren brauchte er noch einige Übung.
    Nicht dass Rose die plumpen musischen Versuche Sir Richards abschreckend gefunden hätte – im Gegenteil. Vor seinem Auge erschien ein klares Bild des Paares. Fröhlich hatten sie in einer Ecke des „Weißen Vogels“ die Köpfe zusammengesteckt, während der Mann eifrig gemüht gewesen war, seiner Laute die simpelsten Akkorde zu entlocken.
    Ben machte einen tiefen Atemzug und erkundigte sich mit möglichst ruhiger Stimme: „Also ist Adams Einladung gerade zur rechten Zeit erfolgt?“
    Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Oh ja, allerdings.“
    „Ziehst du in Erwägung, Sir Richard zu heiraten?“ Zu seiner Genugtuung klang die Frage so beiläufig, wie er es beabsichtigte. Als würde ihn weder ein Ja noch ein Nein interessieren. Aber er merkte, wie wichtig ihm die Antwort war. Viel zu wichtig.
    Roses Schleier zitterte, und sie schaute ihn wieder an – nur ganz kurz, die Wangen rosig gefärbt. „Vielleicht“, gab sie zu.
    „Hat er dich um deine Hand gebeten?“
    „Nicht persönlich.“
    „Und Adam sagte, du

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