Ballade der Leidenschaft
Mädchens willen sprach er in sanfterem Ton weiter und zwang sich zu einem Lächeln. „Nimm das Geschenk an, kleine Blume. Oder soll ich mich auf dem Rückweg mit einem Pferd am Führzügel abplagen?“
Nachdenklich schaute Lady Cecily ihn an. Dann legte sie Rozenn eine Hand auf die Schulter. „Ja, ich finde, Ihr solltet die Stute annehmen, Rose – wenn ich dich so anreden darf. ‚Rozenn‘ klingt so förmlich. Wenn Adam über dich redet, nennt er dich immer ‚Rose‘.“
„Oh, natürlich darfst du mich so nennen.“
Lächelnd hob Lady Cecily eine fein geschwungene Braue. Ihr Blick schweifte zwischen Ben und Rose hin und her. „Nun, nimmst du das Geschenk an?“
„Ja, sehr gern.“ Die Grübchen zeigten sich wieder. „Vielen Dank, Ben, du bist überaus großzügig.“ Sie drückte einen zarten Kuss auf seine Wange. Dann gab sie Lady Cecilys Drängen nach und folgte ihr in die Halle. „Mit keinem Wort hat er das erwähnt“, fügte sie vertraulich hinzu. „Und ich glaube, er hatte es auch nicht vor.“
„Oh, warum vermutest du das?“
Rose seufzte. „Nun, Ben ist – eben Ben.“ Sie zögerte, senkte die Stimme, und Ben stolperte beinahe über den Saum von Rozenns blauem Kleid, so schnell eilte er hinter den beiden Frauen her, um sich kein einziges Wort entgehen zu lassen. „Wenn du ihn kennenlernst, wirst du verstehen. Ben – ist ein Unterhaltungskünstler, stets bestrebt, sein Publikum zu fesseln. Manchmal ist es schwierig, herauszufinden, was er ernst meint und was nicht.“
Aufmerksam sah Ben sich in der Halle um. Getünchte hölzerne Wände, an manchen Stellen rußgeschwärzt vom Feuer, das in der Mitte brannte. Im Licht eines der Fenster, deren Läden geöffnet waren, saßen ein Mann und eine Frau, in ein Gespräch vertieft.
Am anderen Ende der Halle, unter dem Vorsprung eines Raums im oberen Stockwerk, stand ein langer Tisch voller Karaffen und Tonbecher. Auf einem Brett lag ein Brotlaib, halb von einem Tuch verhüllt, in einer Schüssel glänzten grüne Äpfel.
Lady Cecily führte Rose zu dem Tisch, und Ben folgte ihnen wieder. Dabei fühlte er sich, als würde er zu seiner eigenen Hinrichtung schreiten. Irgendwie kam ihm das alles falsch vor …
„Gudrun!“ Lady Cecily winkte die Frau, die am Fenster saß, zu sich. „Komm her, du musst Adams Schwester kennenlernen, die aus der Bretagne zu uns gereist ist. Und hier siehst du einen guten Freund der beiden …“
Lächelnd nickte Ben, während sie alle einander vorgestellt wurden, und hoffte, die richtigen Worte zu finden.
Ein kleiner Junge, kaum älter als ein Baby, wurde hochgehoben, damit er ihn betrachten konnte. Er hieß Philip und war offenbar Lady Cecilys Bruder. Behutsam berührte Ben die Nase des Kindes und fasste einen Entschluss.
16. KAPITEL
D anke.“ Ben nahm den Becher Wein entgegen, den Gudrun – offenbar die Haushälterin – ihm reichte. Wein, Gott sei Dank, Fulford ist zivilisiert …
Rose wandte sich zu Adams Gemahlin. „Mylady?“
„Bitte, ihr beide müsst mich Cecily nennen.“
„Vielen Dank, Cecily. Ist Sir Richard mit Adam auf dem Exerzierplatz?“
Ben hielt den Atem an. Großer Gott, das konnte sehr unangenehm werden. Hatte Adam seiner Frau erzählt, dass sie Sir Richards Namen verwendet hatten, um Rose zu dieser Reise zu veranlassen? Hoffentlich nicht. Wie auch immer, er würde nichts sagen. Noch nicht. Schon öfter war er in heikle Situationen geraten, und manchmal war es am besten, einfach zu schweigen. Bei seiner Tätigkeit fand er es oft ratsam, Diskretion zu üben, statt Wagemut zu zeigen.
„Tut mir leid, Sir Richard ist nicht hier“, antwortete Cecily. „Er wurde in die Garnison von Winchester beordert. Heute Morgen ist er abgereist.“
„Heute Morgen?“ Rose runzelte die Stirn, tastete nach dem goldenen Kreuz an ihrem Hals und wickelte sich die Kette um einen Finger. Rundherum, rundherum. „Also haben wir ihn nur um wenige Stunden verpasst?“
„Ja.“
Zu Bens Verwunderung glättete sich Roses Stirn, als würden die Neuigkeiten sie erleichtern.
Erleichtern?
„Und – Sir Richard wird vorerst nicht zurückkehren?“
„Wahrscheinlich nicht.“ Cecily berührte Roses Ärmel, die Augen voller Sorge und Verwirrung. „Wäre es wichtig für dich, ihn zu sehen? Ich glaube, er hat neue Befehle vom König erhalten. Aber ich kann es nicht genau sagen. Vielleicht weiß Adam mehr.“
Ben atmete wieder ein wenig freier. Offensichtlich hatte Adam seine Frau nicht in gewisse Pläne
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