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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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nur für ein Narr? Diese Frau hatte ihn völlig in die Irre geführt. Er wurde aus ihrem Charakter einfach nicht schlau. War sie die unberührte Jungfrau, die sich vorgenommen hatte, das Leben einer Kurtisane zu führen, wie sie behauptete? Oder die naive Unschuld, die von ihrem Verlangen überwältigt wurde, das er in ihr geweckt hatte?
    Eine knappe Stunde später war das Haus in einem makellosen Zustand, als hätten er und Rose es nie betreten. Er ging zu Fuß in die Audley Street und redete sich ein, es gäbe keine Veranlassung, Roses Motive zu verstehen. Sie gehörte Tanner, und das war das Ende.
    Unterwegs bemühte Flynn sich, eine Mauer um sein Herz zu errichten. Doch dann stahl sich eine Erinnerung ein an ihren Duft, ihr Lächeln, ihr erhitztes Gesicht, und die Mauer stürzte in sich zusammen. Er war seinen Qualen schutzlos ausgeliefert.
    Plötzlich löste sich eine Männergestalt aus dem Schatten und entfernte sich in die andere Richtung. Flynn wurde kalt ums Herz.
    Beinahe hätte er vergessen, dass da draußen ein gefährlicher Mann herumschlich, ein Wahnsinniger, der zwei Morde begangen hatte und der vor nichts zurückschrecken würde, um Rose zu gewinnen. Mochte Flynn auch noch so tief verletzt und verzweifelt sein, Rose brauchte seinen Schutz.
    Er betrat Tannertons Haus im gleichen Moment, als der Marquess die Bibliothek verließ.
    „Wo, zum Teufel, haben Sie den ganzen Tag gesteckt?“ Eine für Tanner typische Frage, wenn Flynn viele Stunden damit beschäftigt war, Aufträge für ihn zu erledigen. Heute allerdings zerrte die ungeduldige Stimme seines Herrn unerträglich an Flynns blank gescheuerten Nerven.
    „Ich hatte Verschiedenes zu tun“, antwortete er ausweichend, um rasch das Weite zu suchen.
    Ein vergeblicher Versuch. „Kommen Sie“, sagte Tanner. „Ich habe Neuigkeiten.“
    Resigniert folgte Flynn ihm in die Bibliothek.
    „Welche Neuigkeiten?“ Er bemühte sich, interessiert zu klingen.
    Tanner lehnte sich lässig an den Schreibtisch und schlug die Beine übereinander. „Ich habe Meldung von einem Bow Street Runner, den ich gestern nach Brighton geschickt habe. Er machte mir vor etwa einer Stunde Meldung.“
    Interessiert horchte Flynn auf. „Und?“
    „Seit Tagen hat niemand Greythorne zu Gesicht bekommen.“
    Flynns Finger krümmten sich zur Faust. „Kaum überraschend.“
    „Richtig.“ Tanner hob den Zeigefinger. „Aber ich konnte mir nicht erklären, wieso der Herzog mich nicht davon unterrichten ließ. Kurz nach der Ankunft im Schloss zog Greythorne sich in seine Gemächer zurück und ließ Seine Königliche Hoheit wissen, dass er von einer ansteckenden Krankheit befallen sei. Er gestattete nur seinen Dienern Zutritt zu seinen Räumen.“
    „Ziemlich gerissen. Dem Anschein nach hält er sich in Brighton auf, was aber nicht stimmt. Und wenn sein Racheplan an … Miss O’Keefe …“ Flynn versagte die Stimme. Es war ihm nicht einmal möglich, ihren Namen auszusprechen.
    Tanner schien keine Notiz davon zu nehmen und beendete Flynns Satz. „Wenn der Plan durchgeführt ist, kehrt er nach Brighton zurück, präsentiert sich der Öffentlichkeit und behauptet, er sei auf wundersame Weise von seiner schweren Krankheit genesen.“ Tanner stieß sich vom Schreibtisch ab. „Der Runner, der Greythornes Stadthaus observierte, ist davon überzeugt, dass er nicht dorthin zurückgekehrt ist. Aber in dem Elendsviertel, wo die Leichen gefunden wurden, wird gemunkelt, ein feiner Herr habe einem Stadtstreicher eine hohe Summe dafür bezahlt, die Leichen in eine Gasse zu werfen, wo sie schnell gefunden wurden.“
    Tanner hatte offenbar keine Mühen gescheut, die Bow Street Runners auf Greythornes Spur zu setzen. Wie viele Männer der freiwilligen Bürgertrupps, die für Ruhe und Ordnung in den unsicheren Straßen Londons sorgten, mochte er wohl angeheuert haben?
    „Das Dumme an der Sache ist“, fuhr Tanner mit ernster Miene fort, „dass es mir nicht gelungen ist, Greythorne zu überlisten. Ich habe ihn nur wütender und damit gefährlicher gemacht und ein schönes Schlamassel angerichtet.“ Er rieb sich verärgert die Stirn. „Wo, zum Teufel, kann der Mistkerl nur stecken?“, knurrte er.
    Greythorne verabscheute den schwarzen Umhang, den er sich um die Schultern warf. Der Stoff war schwer und grob und zudem miserabel schlecht geschnitten. Aber wenn er sich als Händler ausgeben wollte, musste er sich auch als solcher kleiden.
    Herablassend musterte er den hageren Kerl, der vor ihm

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