Ballade der Liebe
Bewegung.
„Versuchen Sie es noch einmal, Sir“, rief O’Keefe ihm nach.
„Ich werde den Marquess davon unterrichten“, warf Flynn ihm über die Schulter zu und eilte im Laufschritt zu den wartenden Mietdroschken.
Kurz darauf betrat er Tanners Stadthaus in der Audley Street und tauchte ein in die Pracht des Herrenhauses eines englischen Hocharistokraten.
„Seine Lordschaft erwartet Sie im Billardzimmer“, ließ der Diener, der ihm die Haustür öffnete, ihn wissen.
Es blieb ihm also keine Zeit, sich zu sammeln und sich eine plausible Erklärung für diese haarsträubende Begegnung mit Miss O’Keefe zurechtzulegen.
„Danke, Smythe.“ Flynn reichte ihm Hut und Handschuhe und begab sich den Flur entlang zum Billardzimmer.
Tanner stand über den Tisch gebeugt und bereitete sich auf einen Stoß vor. Flynn blieb auf der Schwelle stehen, bis der weiße Ball gegen einen roten stieß, der über die grüne Filzbespannung rollte und zielgenau in der linken Tasche am anderen Ende verschwand.
„Flynn!“ Tanner winkte ihn zu sich. „Erzählen Sie! Ich platze vor Neugier. Konnte kaum einen anderen Gedanken fassen.“
Tanner machte es sich in einem Ledersessel vor dem Fenster bequem und wies Flynn mit einer Handbewegung an, zwei Gläser aus der Karaffe auf der Anrichte einzuschenken.
„Und? Haben Sie mit ihr gesprochen?“, fragte er, als Flynn ihm ein Glas Rotwein reichte. „Dumme Frage, natürlich, sonst wären Sie längst zurück. Was hat sie gesagt? Hat ihr das Geschenk gefallen? Was haben Sie eigentlich für sie gekauft?“
Flynn schenkte sich selbst ein Glas ein, ohne sich zu setzen. „Ein goldenes Armband.“
„Und?“
Flynn hob das Glas, bevor er antwortete. „Sie lehnte es ab.“
Neugierig beugte Tanner sich vor. „Sie lehnte es ab?“
„Ich fürchte ja, Mylord“, bestätigte Flynn.
Tanner machte eine wegwerfende Handbewegung. „War wohl das falsche Geschenk. Aber Sie haben ihr hoffentlich versichert, dass weitere Geschenke folgen. Und wie sieht es mit einer Verabredung aus?“
Flynn wandte den Blick ab.
Der Marquess lehnte sich zurück. „Sagen Sie bloß nicht, sie weigert sich, mich kennenzulernen.“
„Sie hat sich eigentlich nicht direkt geweigert, aber auch nicht zugestimmt.“
Flynns diplomatisches Geschick, das ihn bei Miss O’Keefe so gründlich im Stich gelassen hatte, stellte sich im Gespräch mit seinem Dienstherrn allmählich wieder ein.
Ungeduldig zog Tanner die Brauen hoch. „Was, zum Teufel, ist dann passiert? Worüber haben Sie mit ihr gesprochen?“
Über unser Zuhause. Über Irland. Flynn hütete sich allerdings, ihm diese Antwort zu geben. „Ich legte ihr die Vorzüge Ihrer Freundschaft dar, und sie hörte mir zu.“
„Ist das alles?“ Verständnislos zog der Marquess die Stirn kraus.
„Das ist alles.“
Tanner nahm einen Schluck Wein und noch einen und leerte das Glas, bevor Flynn daran genippt hatte. Er griff nach der Karaffe. „Darf ich nachschenken, Sir?“
Tanner schüttelte zunächst den Kopf, dann jedoch hielt er seinem Sekretär das leere Glas hin. „Die Dame spielt um hohe Einsätze. Ein Goldarmband? Sie waren zu geizig, mein Guter. Sie will mehr und weiß, dass sie es bekommt!“ Er lachte. „Bringen Sie ihr ein wertvolles Geschenk.“
Flynn füllte Tanners Glas, scheute sich aber, ihm zu erklären, dass es nicht so einfach sei, Miss O’Keefe ein Geschenk zu überreichen.
„Bringen Sie ihr beim nächsten Besuch Smaragdschmuck, passend zu ihren Augen. Einen Smaragdring!“ Tanners Augen blitzten vergnügt. „Ach, zum Teufel, bieten Sie ihr eine Apanage an – eine großzügige Summe. Machen Sie ihr klar, dass ich bereit bin, ihren Preis zu bezahlen.“
In einer normalen Geschäftsverhandlung hätte Flynn ihm geraten, kein überhöhtes Angebot zu machen und in kleinen Schritten vorzugehen. In Gedanken an Rose O’Keefes Situation wünschte er sich freilich, das junge Mädchen möglichst schnell aus den Klauen dieser tyrannischen Miss Dawes zu befreien.
Flynn nickte. Sein Herz klopfte schneller bei der Aussicht, sie wiederzusehen, wenn auch nur als Vermittler. Er konnte ihr Bild nicht aus seinem Gedächtnis verbannen, die sinnliche Anmut ihrer schlanken Figur, ihren verführerischen Kirschmund, ihre strahlend grünen Augen; alles an ihr hatte ihn in ihren Bann gezogen.
Kurz darauf zog er sich zurück. Es gab viel zu tun, um den nächsten Schritt der Werbung des Marquess um die schöne Sängerin vorzubereiten.
Bereits am nächsten
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