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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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Unvermutet schlug er einen sachlichen Ton an. „Zurück zum Marquess …“
    Rose aber wollte diese neue, berauschende Stimmung festhalten. Sie fasste Mut und legte ihm die Hand auf den Arm. „Lassen Sie uns jetzt nicht über den Marquess sprechen und lieber die wunderschöne Nacht genießen.“
    Er starrte auf ihre Hand, dann hob er langsam den Kopf. „Ihr Vater …“
    „Ich sage meinem Vater einfach, ich hätte Sie mit meiner Antwort auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet.“ Sie drückte seinen Arm. „Was meinen Sie? Wollen wir einen Spaziergang durch den Park machen? Ich habe noch kaum etwas von Vauxhall gesehen. Eigentlich kenne ich nur den Musikpavillon und die Rotunde.“
    Wieder sah er sie in seiner seltsamen Art an und atmete hörbar aus. „Wie Sie wünschen.“
    Mit klopfendem Herzen leerte sie ihr Champagnerglas, nahm ihn bei der Hand und zog ihn aus der Loge. Unter den Arkaden bot er ihr seinen Arm. „Haken Sie sich bei mir unter, Rose. Ich muss Sie beschützen.“
    Seine Vorsicht war nicht unbegründet. Bei Nacht war der Vergnügungspark für Frauen ohne männliche Begleitung ein gefährlicher Ort. Rose nahm gern seinen Arm, nicht weil sie sich ängstigte, sondern weil sie es genoss, das Spiel seiner Muskeln unter dem Stoff zu spüren.
    Sie tauchten in den Strom der Flaneure ein, die in dieser lauen Sommernacht Erholung und Zerstreuung suchten. Die Klänge des unermüdlich spielenden Orchesters wehten leise im Abendwind herüber. Die bunten Lampions und Gaslaternen leuchteten wie Sterne. Flynn führte sie durch einen weiteren Arkadengang, dessen bemalte Holzwände die Ruinen von Palmyra darstellten, und zeigte ihr einen Tempel mit allegorischen Figuren aus Gips. Sie spazierten einen Kiesweg entlang, vorbei an dem großen Springbrunnen, dessen Fontänen im Licht der bunten Lampions glitzerten wie Kristallregen. Alles, was Flynn noch vor zwei Abenden als billige Jahrmarktskulisse erschienen war, übte nun einen magischen Zauber auf ihn aus. Er stand wieder unter dem Bann dieser jungen Frau, wobei ihm die letzten Worte ihres Vaters zu denken gaben, der sie behandelte, als habe sie noch bis vor Kurzem die Schulbank gedrückt.
    Als sei sie eine Unschuld.
    Sollte sie tatsächlich noch unberührt sein, wären die Verhandlungen am Ende. Selbst wenn Tanner ein unberührtes Mädchen akzeptierte – was auszuschließen war –, würde Flynn sich weigern, den Vermittler zu spielen. Der Gedanke war irgendwie erleichternd. Es wäre das Ende seiner Schwärmerei, die ohnehin zu nichts geführt hätte.
    Sie blieben am Springbrunnen stehen, und Rose tauchte die Finger ins kühle Wasser, in einer spielerisch lasziven Geste, die Flynn den Gedanken an ihre Unschuld verwerfen ließ.
    „Rose! Rose!“ Eine junge Frau, deren wogender Busen aus dem tiefen Ausschnitt zu springen drohte, eilte ihr entgegen. Unter ihrem bunten Blumenhut quoll eine flammend rote Lockenfülle hervor. Ein Herr reiferen Alters versuchte, Schritt mit ihr zu halten. „Rose, wie schön, dich endlich zu sehen!“ Die beiden jungen Frauen umarmten einander. „Ich hörte dir jeden Abend zu, seit du hier singst. Doch ich habe es nie geschafft, mit dir zu sprechen.“
    „Katy.“ Rose presste ihre Wange an die ihrer Freundin. „Du hast mir gefehlt.“
    Katy löste sich aus ihren Armen und musterte Flynn, der sich vorkam wie eine Sahnetorte in einer Konditorei, von Kopf bis Fuß. „Und wer ist dein Begleiter?“
    „Das ist Mr. Flynn.“ Rose wandte sich ihm zu. „Meine beste Freundin, Katy Green.“
    Flynn schaffte es irgendwie, sich seinen Schreck nicht anmerken zu lassen. Auf ihre Freundin passte keine treffendere Bezeichnung als ein Mädchen von der Straße – eine Dirne. Kein unberührtes Mädchen würde eine Frau wie Katy Green mit solcher Herzlichkeit begrüßen.
    Er verneigte sich. „Ich bin entzückt, Miss Green.“
    Die junge Frau lachte kehlig und wandte sich wieder an Rose. „Wo hast du den denn aufgegabelt? Ein richtig feiner Pinkel, darauf wette ich.“
    „Oh, Mr. Flynn ist ein sehr bedeutender Mann.“ Rose warf ihm einen amüsierten Seitenblick zu. „Aber es ist nicht so, wie du denkst, Katy.“
    „Ist es nicht?“ Die Dirne machte ein skeptisches Gesicht. „Wie schade …“
    Während die Freundinnen über Bekannte plauderten, stand Flynn verlegen neben dem älteren Herrn. Er kannte den leicht verlotterten Aristokraten, über den gemunkelt wurde, er stecke in finanziellen Schwierigkeiten. „Guten Abend, Sir

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