Ballade der Liebe
seufzte. „Wie schön für sie!“
Flynn nahm einen neuen Anlauf. „Um auf den Marquess zu kommen …“
„Ach ja, der Marquess.“ Ihre Stimme klang wieder gepresst. „Er hat Sie geschickt. Sie sind ja auch nicht gekommen, um mit mir über die Heimat zu sprechen.“
Heimat. Heimat. Das Wort hallte wie ein Echo in ihm nach.
„Der Marquess hat den Wunsch, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss O’Keefe. Er möchte Ihr Freund werden.“
„Mein Freund?“ Sie wandte den Blick ab. „Das weiß er bereits, obwohl er mich nur ein paar Lieder singen hörte?“
Er öffnete den Mund, um sie mit Komplimenten zu ködern, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Schließen Sie rasch Freundschaften, Mr. Flynn?“
„Ob ich rasch Freundschaften schließe?“, wiederholte er wie ein Einfaltspinsel. Es gefiel ihm keineswegs, dass sie ihn so mühelos abzulenken vermochte und er darüber vergaß, seinen Auftrag auszuführen.
Flynn zwang sich, ihrem Blick zu begegnen. „Seien Sie versichert, Miss O’Keefe, der Marquess wählt eine Freundin mit Bedacht und wird Sie nicht enttäuschen.“
Unbeirrt hielt sie seinem Blick stand. „Und schickt er jedes Mal Sie vor, um eine neue Freundin von ihrem Glück in Kenntnis zu setzen?“
Flynn zog die Brauen hoch. Sie schien sich keineswegs über Tanners Interesse zu freuen. Warum nur? Ihr Vater und dieses Frauenzimmer waren doch ganz begeistert von dieser Aussicht.
Es galt, sie davon zu überzeugen, dass sie mit Tanner als Gönner ein sorgenfreies Leben erwartete, in dem sie gewiss mehr Freiheiten genoss als im Haus ihres Vaters, wo sie offensichtlich von der keifenden Miss Dawes schikaniert wurde.
Er gab sich innerlich einen Ruck. „Der Marquess schaltet mich als Vermittler ein, um eine Dame von seinen aufrichtigen Absichten zu überzeugen.“ Er griff in die Innentasche seines Gehrocks. „Um seine Absichten deutlich zu machen, möchte der Marquess Ihnen ein kleines Geschenk überreichen.“
Flynn zog eine kleine Samtschatulle hervor. Mit einem ängstlichen Blick zur Tür, hinter der sie Miss Dawes und ihren Vater vermutete, legte Rose ihre Fingerspitzen abwehrend auf seinen Handrücken. „Keine Geschenke“, flüsterte sie, und ihr Blick flog erneut zur Tür. „Bitte.“
Flynns Arm verharrte in der Bewegung, die Berührung ihrer Finger schien seine Haut zu versengen. Er nickte stumm und schob das Etui wieder ein.
„Wie reizend. Über eine kleine Aufmerksamkeit würde ich mich freuen“, sagte sie nun honigsüß und mit erhobener Stimme.
„Es wird nicht lange auf sich warten lassen“, murmelte Flynn.
Rose faltete die Hände wieder im Schoß, ihr Atem ging flach und gehetzt. Ihre Finger prickelten von seiner Berührung, und ihr war, als würde sie innerlich schmelzen wie Bienenwachs.
Zu ihrer Erleichterung hatte er augenblicklich begriffen, dass ihr Vater und Miss Dawes nichts von einem Geschenk erfahren sollten. Hätte er ihren Wink nicht verstanden, würde Letty ihr tagelang in den Ohren liegen, sie müsse dem Marquess ein weiteres Geschenk abschwatzen. Und ihr Vater würde sie um des lieben Friedens willen bitten, Letty den Gefallen zu tun. Alle anderen Geschenke ihrer Verehrer landeten in Lettys Besitz oder wurden verschachert, um anderen billigen Tand zu kaufen, der ihr besser gefiel.
Rose wollte Mr. Flynn ihre Dankbarkeit mit einem Blick zeigen, musste sich aber abwenden, um der Strahlkraft seiner leuchtend blauen Augen nicht zu erliegen.
Als Letty vorhin in ihre Kammer gestürmt war und erklärt hatte, der Sekretär des Marquess besuche sie, hatte Rose erleichtert aufgeatmet, da sie auf diese Weise nicht gezwungen war, dem Marquess ihre Absage persönlich zu erteilen. Denn sie hatte befürchtet, es handle sich um den Herrn, der ihr in Vauxhall aufgefallen war. Doch dann stellte sich heraus, dass der Mann, der sie bezaubert hatte, der Sekretär des Marquess war, aus Irland stammte und sich auch noch als Verbündeter erwies, was seinen Reiz auf sie nur noch erhöhte.
Er war ein blendend aussehender Mann mit seinem fesselnden Blick. Haar und Brauen waren dunkelbraun. Seine markant geschnittenen Gesichtszüge gefielen ihr, seine entschlossene Kinnpartie ließ auf Standhaftigkeit schließen, und sein voller Mund auf sinnliches Feingefühl. Was würde sie empfinden, wenn ihre Lippen die seinen berührten?
Rose schalt sich im Stillen. Sie durfte sich nicht in romantischen Schwärmereien verlieren. Dieser Mann war nicht gekommen, um ihr den Hof zu machen. Er war
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