Ballade der Liebe
hat eine kleine Überraschung vorbereitet.“
„Aber …“ Rose starrte Flynn entgeistert an.
Ratlos zuckte er mit den Schultern. Davon hatte er nichts gewusst.
Tanner, liebenswürdig wie immer, rettete die Situation. „Mit dem größten Vergnügen. Wie reizend von Madame.“
Die beiden Herren und ihre Begleiterinnen wurden in einen privaten Salon geführt, wo Madame Bisou ihre Gäste erwartete.
„Wie schön, Sie zu sehen, mon chèr. “ Sie bot Tanner die Wange zum Kuss. „Sie haben uns lange nicht mit Ihrer Anwesenheit beehrt.“
„Ja, ich gestehe.“ Er lächelte reumütig. „Das muss ich wohl ändern, wie?“
Tanner plauderte mit Madame Bisou wie mit einer alten Freundin, während sie die Gäste einlud, Platz zu nehmen, und sich gleichfalls setzte.
Es wurde kalter Braten gereicht, Wildpastete, Früchte und Kuchen, dazu gab es Wein. Tanner aß und trank mit gutem Appetit und taute sichtlich auf.
„Und wie gefällt Ihnen unsere Rose?“, fragte Madame Bisou den Marquess nach einer Weile.
Rose hielt den Blick scheu auf ihren Teller gerichtet, ihre Wangen hatten sich rosig überhaucht.
Tanner lächelte sie an. „Ich finde sie ebenso schön wie ihren Namen.“
Flynns Eingeweide krampften sich zusammen.
Ohne den Blick von Rose zu wenden, fragte Tanner: „Werden Sie morgen Abend wieder in Vauxhall singen?“ Dann verbesserte er sich mit einem Blick auf die Kaminuhr, deren Zeiger bereits nach Mitternacht standen. „Vielmehr heute Abend.“
„Ja, Sir“, antwortete sie schüchtern.
„Würden Sie mir die Ehre erweisen, mit mir nach der Vorstellung zu soupieren?“, fuhr er munter fort. „Das lässt sich doch arrangieren, Flynn, nicht wahr?“
Flynn nickte. Es ließ sich alles arrangieren, was Lord Tannerton wünschte. So etwas gehörte schließlich zu seinen Aufgaben.
Rose streifte Flynn mit einem flehenden Blick, den er nicht zu deuten wusste.
An Tanner gerichtet, sagte sie tapfer: „Würde es Sie stören, Sir, meine Freunde gleichfalls einzuladen? Miss Green, Mr. Flynn und Madame Bisou?“
Flynn bewunderte ihr Geschick – ob bewusst oder unbewusst –, die Einladung so aussehen zu lassen, als lege Tanner schlechte Manieren an den Tag. Allerdings fand Flynn ihre Zurückhaltung seinem Dienstherrn gegenüber befremdlich. Nun, da sie ihn kennengelernt hatte, noch dazu anlässlich einer glanzvollen Opernaufführung, dürfte sie eigentlich keine Einwände mehr gegen ihn haben.
Flynn bemerkte, wie Katy, die Roses Verhalten offenbar ebenso wenig begriff wie er, ihre Freundin mit tadelnden Blicken bedachte,.
Tanner machte zwar ein enttäuschtes Gesicht, antwortete jedoch in seiner gewohnt liebenswürdigen Art: „Aber gern, wenn Sie es wünschen, Rose.“
Katy verdrehte die Augen zum Himmel.
Madame Bisou tätschelte Tanners Arm. „Reizend von Ihnen, auch mich einzuladen, mon chèr , aber leider bin ich morgen Abend vergeben. Eine wichtige Besprechung.“ Sie stand auf. „Wenn Sie mich entschuldigen, ich muss im Spielsalon nach dem Rechten sehen.“ Stolz lächelte sie in Roses Richtung. „Ich würde unsere Rose zu gerne wieder einmal singen hören.“
Die Vertrautheit zwischen Rose und der Besitzerin des Spielsalons entging Flynn keineswegs. Es hatte ganz den Anschein, als sei die junge Frau irgendwann der strengen Zucht ihres Vaters entflohen und habe Zuflucht bei Madame Bisou gesucht. Die ganze Sache war irgendwie rätselhaft. Aber das eigentlich Rätselhafte war, dass Flynn sich so sehr daran störte.
Die Herren erhoben sich, um sich von der Gastgeberin zu verabschieden. Madame Bisou küsste den Marquess auf beide Wangen und fragte beiläufig: „Hätten Sie Lust, später noch ein Spielchen zu wagen, Lord Tannerton? Ich glaube, Ihr Freund Lord Pomroy ist auch hier.“
„Pomroy?“, fragte Tanner interessiert.
Bevor die Herren sich wieder setzten, stand Katy auf und unterdrückte verstohlen ein Gähnen, das nicht ganz echt wirkte. „Wenn die Herren verzeihen, möchte auch ich mich zurückziehen“, sagte sie matt, spitzte den Mund wie eine vornehme Dame und versank vor Tanner in einen tiefen Knicks. „Es war mir ein Vergnügen, Sir.“
Tanner schenkte ihr ein charmantes Lächeln. „Ich hoffe sehr, Sie heute Abend wiederzusehen, Miss Green.“
Katy lächelte huldvoll. „Ich freue mich darauf.“
Rose hatte sich ebenfalls erhoben. „Auch ich möchte mich verabschieden.“
Tanner machte ein enttäuschtes Gesicht. „Wie schade. Müssen Sie wirklich schon fort?“
Sie nickte.
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