Ballade der Liebe
gotteslästerlich, M’lord.‘“ Tanner ahmte dessen breiten Dialekt perfekt nach.
Flynn beäugte Tanner scharf, dem seine vorherige Bemerkung jetzt erst bewusst wurde. „Sie haben jemanden zu Greythornes Haus geschickt?“
Gelassen schlug Tanner die Beine übereinander und lehnte sich zurück. „Gelegentlich raffe ich mich dazu auf, mir ein paar Gedanken zu machen. Hätte Greythorne Schaden angerichtet, wollte ich möglichst rasch Maßnahmen ergreifen.“
Maßnahmen, die darin bestanden, einen anderen vorzuschicken, der sich den Kerl vornahm, überlegte Flynn.
Tanner wippte zerstreut mit dem linken Bein und machte nicht den Eindruck, als würde er sich den Kopf zermartern, was als Nächstes zu tun sei. Flynn verlor die Geduld mit ihm, obgleich sein Dienstherr sich nicht anders verhielt als sonst.
Seine Erwiderung klang schärfer als beabsichtigt. „Wir müssen Pläne machen, Mylord. Mit Greythorne ist nicht zu spaßen. Ich könnte schwören, er versucht es wieder. Und außerdem dürfen wir Miss O’Keefe nicht zu ihrem Vater zurückbringen. Er ist zu schwach, um sie zu beschützen.“
Tanner schmunzelte. „Ach, von Greythorne droht uns im Moment keine Gefahr.“
Er hat leicht reden, denn er hat ja nicht gesehen, mit welcher Brutalität Greythorne über Rose hergefallen ist, dachte Flynn und runnzelte die Stirn. „Er ist ein unvorhersehbarer Gegner. Der Kerl wird sich nicht wie ein Gentleman benehmen.“
Tanner lachte. „Was Sie nicht sagen!“
„Etwas mehr Ernst wäre gewiss angebracht, Sir.“ Flynn begann, unruhig hin und her zu wandern. „Es geht schließlich um Miss O’Keefes Sicherheit.“
Geradezu aufreizend wippte Tanner mit dem überschlagenen Bein auf und ab, auf und ab. „So schlimm ist die Situation nicht. Erschrecken Sie nicht, mein lieber Flynn, wenn ich Ihnen sage, dass ich Greythorne bereits aus dem Weg geschafft habe, sozusagen.“ Er richtete den Blick zum Himmel. „Ich habe eine glänzende Lösung gefunden, wenn ich das hinzufügen darf.“
Flynn hielt in seiner Wanderung inne. „Was haben Sie getan?“
Tanner ließ endlich dieses enervierende Wippen sein und beugte sich vor. „Ich bat Seine Königliche Hoheit, den Duke of Clarence, Greythornes Begleitung anzufordern.“ Er zog seine goldene Taschenuhr und klappte den Deckel auf. „Die Herren dürften sich zu dieser Stunde bereits auf der Landstraße nach Brighton befinden.“
Mit offenem Mund starrte Flynn ihn an. „Sie baten Seine Königliche Hoheit, was zu tun?“ Er lachte hohl. „Greythorne begleitet den Herzog nach Brighton?“
Tanner schmunzelte. „Seine Königliche Hoheit ist ein unverbesserlicher Romantiker, müssen Sie wissen, deshalb war er gerne bereit, Greythornes höchst unfeine Einmischung in meine Interessen zu vereiteln, und Greythorne reagierte wie eine wütende Hornisse darauf. Ich traf ihn zufällig im Club.“
Flynn hatte sich immer noch nicht erholt. „Ich bin voller Bewunderung. Ein wahres Meisterstück, Sir.“
Tanners Miene wurde wieder nachdenklich. „Vielleicht nicht wirklich meisterlich. Ich fürchte, mein Intrigenspiel veranlasste Greythorne, überstürzt zu handeln. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so tief sinken würde.“
Flynns Miene verfinsterte sich. Gottlob wussten beide nun die Situation richtig einzuschätzen, um Rose zu bewachen.
„Ich muss mit ihrem Vater sprechen.“ Flynn nahm seine Wanderung wieder auf, immer noch beunruhigt und leicht verärgert über Tanner. „Dieses Frauenzimmer, Miss Dawes, ist nämlich das eigentliche Problem.“
Der Marquess zuckte mit den Schultern. „Geben Sie den beiden Geld.“
Unwirsch wandte Flynn sich ab.
Tanner bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick. „Schauen Sie mich an, Flynn. Miss Dawes ist von Habgier zerfressen und der Vater ein Schwächling. Wenn wir die beiden nicht zufriedenstellen, bleibt die Frau immer noch ein Stachel in unserem Fleisch und belästigt uns, Miss O’Keefe und ihren Vater so lange, bis das Mädchen volljährig geworden ist. Ich schlage vor, wir geben dem Vater eine hohe Geldsumme und schicken die beiden nach Bath oder sonst wohin; erst dann haben wir unsere Ruhe.“
Tanners Vorschlag klang Erfolg versprechend, gab es doch kaum ein Problem auf dieser Welt, das mit hohem Geldeinsatz nicht zu lösen wäre. Allerdings gehörte es zu Flynns Aufgaben, eine weniger kostspielige Lösung zu finden.
Flynn hätte Greythorne – und Miss Dawes – am liebsten in eine Strafkolonie verfrachtet,
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