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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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diese Erregung wieder zu spüren.
    Er hatte Rose beobachten lassen, hatte sie auch in King’s Theatre auf der Bühne gesehen und bei ihren Liederabenden in Vauxhall. Er begehrte die irische Rose, die von den Männern angeschmachtet wurde, wenn sie ihre Liebeslieder in Vauxhall sang. Heute Abend hatte sie besonders verführerisch gewirkt. Er begehrte sie, nicht zuletzt, weil der Marquess of Tannerton es gewagt hatte, sich mit ihm zu messen. Er würde dem dreisten Lümmel zeigen, dass ein Greythorne niemals unterlag.
    Nur ein einziges Mal war er gescheitert. Er hatte einen Diamanten verloren, aber er würde diesen Verlust nicht beklagen, denn er war unbedeutend verglichen mit den Wonnen, die ihn erwarteten.
    Greythorne spazierte über den Grand Walk in den Park zurück, und sein Verlangen wuchs wieder. Er hätte Ausschau nach einem willfährigen Mädchen halten können, das er mit ein paar Münzen in die Falle locken würde, oder aber die Glut bis zur Feuersbrunst schüren und im richtigen Moment zuschlagen.
    Er entschied sich dafür, den Park zu durchstreifen. Vielleicht traf er das rothaarige Flittchen wieder, mit dem er noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Und wenn er sie nicht antreffen sollte, würde er seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich das ausmalen, was er in wenigen Tagen tun würde, wenn er seine Vergeltung an Tannerton vollendete.
    Er lachte laut, worauf ein paar Spaziergänger die Köpfe nach ihm umdrehten. Finster starrte er sie an, bis sie sich eilig entfernten. Wenn der Teufel nach Rache lechzte, konnte ihn nichts aufhalten, schon gar nicht dieser Tannerton.
    Flynn ließ Rose ungern in der Obhut von Madame Bisou und ihren Dienern zurück. Mittlerweile vertraute er keinem Menschen außer sich selbst, auf sie aufzupassen. Aber es gab viel zu tun, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Er bedauerte lediglich, dass es zu spät war, noch heute den Magistraten aufzusuchen.
    Allerdings wusste er, dass der Beamte, der zugleich Friedensrichter war, nicht viel unternehmen konnte, bevor Greythornes Aufenthaltsort ausfindig gemacht war und ein Zusammenhang zwischen dem abgeschnittenen Finger und dem Earl hergestellt werden konnte. Flynn schauderte bei dem Gedanken, welches Verbrechen Greythorne begangen haben mochte, aber über das Schicksal von Mr. O’Keefe und seiner Lebensgefährtin gab es kaum noch Zweifel, das hatte auch Rose deutlich gemacht.
    Flynn hatte die Gefahr, die von Greythorne ausging, leichtfertig unterschätzt, und seine Schuldgefühle wegen Roses Vater und Miss Dawes plagten ihn. Er hätte sich darum kümmern müssen, auch sie bewachen zu lassen.
    Wenig später betrat er Tanners Stadthaus und hielt das Etui mit dem grausigen Geschenk zwischen spitzen Fingern. Wiggins öffnete die Tür.
    „Ist Lord Tannerton zu Hause?“, fragte Flynn.
    „Bedaure, Mr. Flynn“, antwortete der Diener.
    Flynn überreichte ihm Hut und Handschuhe. „Wenn er nach Hause kommt, sagen Sie ihm bitte, ich warte in der Bibliothek und muss ihn dringend sprechen.“
    Wiggins nickte und folgte dem Sekretär in die Bibliothek, um die Lampen zu entzünden. Flynn legte das Etui auf den Schreibtisch und dankte dem Diener, der sich zurückzog.
    Er schenkte sich ein Glas Brandy aus der Karaffe auf dem Beistelltisch ein. Wirre Gedanken darüber, wie man Greythorne ausfindig machen und Rose vor dem Unhold in Sicherheit bringen könnte, schwirrten ihm durch den Kopf.
    Nach etwa einer Stunde betrat Tanner die Bibliothek. „Flynn? Wiggins sagt, Sie wünschen, mich zu sprechen.“
    „Rose … Miss O’Keefe erhielt heute nach ihrem Auftritt ein Geschenk.“ Flynn hielt es für angebracht, den Marquess ohne Umschweife mit dem Grauen zu konfrontieren. „Es liegt auf Ihrem Schreibtisch.“
    Neugierig zog Tanner die Brauen hoch, trat an den Tisch, öffnete die Schachtel und schlug das Tüchlein zurück.
    Er starrte lange auf den grausigen Inhalt. „Es handelt sich, wie ich annehme, um den Ring, den Sie für Miss O’Keefe besorgt haben?“
    „Richtig.“ Flynn schenkte Tanner ein Glas Brandy ein und stellte es vor ihn hin. „Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Finger der Lebensgefährtin ihres Vaters gehörte. Der zweite Gegenstand ist das Mundstück einer Oboe, vermutlich das Instrument von Mr. O’Keefe.“
    Angewidert machte Tanner den Deckel zu. „Grauenhaft. Abstoßend.“ Er säuberte sich die Hände an seinem Taschentuch, obgleich seine Finger keines der Dinge berührt hatten. „Es ist anzunehmen, dass Greythorne

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