Ballard, James G.
–, und die Aussicht auf ein kümmerliches
Mahl, das dieser kleine Fisch ergeben würde, ließ Ransom vor der Tür des
Schuppens umkehren. Judith schlief, weil die Auseinandersetzung mit Grady ihre
schwachen Kräfte völlig erschöpft hatte. Ransom ging auf den Strand zu und wich
dabei den seichten Brackwassertümpeln aus, auf denen der frische Wind kleine
Wellen erzeugte.
Langsam wurde der Boden unter seinen
Füßen fester. Er stieg zu den Salzhalden hinauf, die sich wie weiße Pyramiden
vor den Hügeln erhoben. Die Überreste einer großen Destillationsanlage ragten
aus dem Salz, das die hohen Kühltürme zerfressen hatte, so daß die
Messingventile auf bizarr geformten Stalagmiten zu hängen schienen. Ransom ging
vorsichtig über das rostbraune Dach der Wellblechhütte, das unter seinen Füßen
nachgab, kletterte dann an einem Stapel Autowracks vorbei und schritt weiter.
Als er den höchsten Punkt der Halde erreicht hatte, suchte er nach Philip
Jordans Spuren, aber das trockne Salz war durch die Schlittenkufen der
Grubenarbeiter aufgewühlt.
Jenseits der Salzhalden erstreckte
sich der ehemalige Strand. Die ursprünglichen Dünen lagen unter dem Salz
begraben, das Stürme an Land gespült hatten. Nur hier und da wuchsen noch
vereinzelte Grasbüschel, zwischen denen Metallteile und andere Abfälle aus dem
Untergrund ragten. Irgendwo zu Ransoms Füßen lagen Tausende von Autos und
Wohnwagen begraben. Einzelne Motorhauben und Windschutzscheiben waren nur dünn
mit Sand bedeckt, während gelegentlich zwei oder drei morsche Dachbalken
anzeigten, daß hier früher ein Haus gestanden haben mußte.
Etwa vierhundert Meter rechts von
Ransom begann die ausgetrocknete Flußmündung, an der er vor zehn Jahren
erstmals den Strand erreicht hatte. Die Flußufer waren teilweise hinter der
Grube nicht sichtbar und im Laufe der Zeit eingestürzt oder von losem Gestein
verschüttet worden, das gelegentlich von den Hügeln herabpolterte. Ransom ging
am Rand der Grube entlang und bewegte sich langsam durch die Wüste aus alten
Fahrgestellen und verbogenen Stoßstangen, die sich dort erstreckte.
Links von ihm führte eine steile
Rampe in die Grube hinab, deren Boden durch den ursprünglichen Strand gebildet
wurde. Aus den sandigen Steilwänden ragten Dutzende von Autos und Wohnwagen,
die Ransom an Versteinerungen schwer gepanzerter Urwelttiere erinnerten. Hier
in der Grube waren die Männer der Siedlung damit beschäftigt, Autowracks
freizulegen und wertvolle Schätze zu bergen – Reifen, Sitze und alte
Kleidungsstücke.
Nicht weit von der Grube entfernt
befand sich zwischen den Dünen eine Senke, über die das ausgebleichte
Leinwanddach eines alten Karussells ragte, dessen Pferde wie verzauberte Wesen
bewegungslos im Schatten standen. Dicht daneben erhob sich eine bunt bemalte
Hütte, an deren Außenseite Wäschestücke hingen. Ransom folgte einem Fußpfad in
die Senke hinab. Hier hauste Mrs. Quilter, ohne das Meer und den Strand zu
sehen, und erhielt oft Besuch von Grubenarbeitern und Frauen aus der Siedlung,
denen sie allerlei angebliche Heilmittel verkaufte oder auch die Zukunft
voraussagte. Obwohl der Reverend Johnstone und die Captains diese Besuche nicht
allzu gern sahen und sie gern unterbunden hätten, erfüllten sie nach Ransoms
Meinung einen nützlichen Zweck, indem sie eine gewisse Unsicherheit und
Aufregung in das gleichförmige Leben dieser Menschen brachten, die sonst an der
Eintönigkeit ihres Daseins zerbrochen wären.
Als er die Senke erreichte, saß Mrs.
Quilter in der Tür ihrer Hütte und flickte ein altes Umschlagtuch. Sobald seine
Schritte hörbar wurden, legte sie Nadel und Faden beiseite, schloß die untere
Hälfte der bemalten Tür und öffnete sie dann wieder, als sie Ransom erkannte.
In den zehn Jahren zwischen den Dünen war sie kaum gealtert, sondern ihr
Gesichtsausdruck war sogar weicher geworden, so daß sie jetzt Ähnlichkeit mit
einer freundlichen Eule hatte. Ihre Kleidung bestand aus Stofffetzen, die
Grubenarbeiter mitgebracht hatten – Rechtecke und Quadrate aus Baumwolle,
Leinen, Seide, Cordsamt und Tweed waren zu einer losen Robe zusammengenäht
worden, die an den Ärmeln und am Kragen mit Damaststreifen besetzt war, wodurch
offenbar eine Spitzenverzierung angedeutet werden sollte.
Neben Mrs. Quilter stand ein großer
Glasballon mit Fischöl. Ein Dutzend Heringe, Teil eines Honorars, trocknete
unter dem Dach in der Sonne. Vor ihr im Sand waren Fünfecke und andere magische
Figuren mit
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