Ballast oder Eva lernt fliegen
stand Bernd und machte ein besorgtes Gesicht.
„Ariane, das ist... phantastisch!“
Die angespannte Stille platzte, als die Freundinnen sich plappernd und lachend in die Arme fielen und die Männer hörbar ausatmeten.
„Wie hast du das nur geschafft?“, fragte Eva und drückte zugleich Bernd die Blätter in die Hand, damit er sie lesen konnte.
„ Irgendwas musste ich ja machen, solange du dich auf dem Dach der Welt rumgetrieben hast!“ Ariane strahlte stolz. „War auch gar nicht so schwer, die waren to-tal scharf auf dein Buch. Ich hoffe bloß, du bist mit den Konditionen einverstanden. Ich hätte vielleicht noch andere Angebote abwarten sollen, aber ich fand es so genial, dass der Verlag hier in der Stadt ist. Das hat doch Vorteile, findest du nicht? Und endgültig unterschrieben ist ja noch nicht.“
Eva schüttelte ungläubig den Kopf und starrte ihre Freundin an. „Du bist genial! Ich hätte das nie alleine geschafft. – Aber du hast doch hoffentlich nicht verschwiegen, dass du das meiste an dem Buch geschrieben hast? Im Vertrag stehst du nur als Agentin.“
„Ich musste behaupten, du hättest mich offiziell als Agentin engagiert. Sonst hätte ich denen dein Manuskript ja gar nicht anbieten dürfen.“
„ Wenn es dir Freude macht: Du bist ab sofort meine höchst offizielle Agentin. Aber das ändert nichts an der Tatsache…“
„ Es ist dein Buch, Eva, inhaltlich. Ich hab es doch nur abgetippt.“
Eva akzeptierte Arianes Opfer, die in Wahrheit ihre unzusammenhängenden Gedanken erst richtig in Form gebracht hatte. Schließlich hatte ihre Freundin Recht: Die eigentliche Botschaft, die nackte, ungeschminkte Wahrheit, die in dem Manuskript zum Ausdruck kam, die war alleine Evas Anteil.
Zum Nachtisch hatte Heinrich ein Grapefruit-Sorbet zubereitet. Ariane verlangte eine große Portion und verdrehte beim ersten Löffel die Augen.
„Das muss ich ihr jetzt fast jeden Tag machen, sie kann gar nicht genug davon bekommen!“, verriet Heinrich mit zärtlichem Blick, wurde gleich darauf aber fast so rosa wie sein Sorbet. Ariane ließ den Löffel sinken und errötete ebenfalls.
„ Na, da lacht doch das Emanzenherz!“, tönte Bernd jovial. „Das ist doch genau dein Ding, Ariane: Männer in die Küche, Frauen an die Macht.“
„ Ein paar Frauen mehr in der Regierung täten diesem Land ganz gut!“, versetzte die spitz.
„ Also, ich fühle mich in der Küche wohl“, versicherte Heinrich. „Ist doch viel appetitlicher als Politik.“
„ Dein Sorbet jedenfalls ist himmlisch!“, säuselte Eva und pfiff Bernd mit den Augen zurück, bevor er in Fahrt kommen konnte. Sie war wieder bester Stimmung und nicht bereit, seine ständigen Sticheleien hinzunehmen. In dem darauf folgenden Schweigen warfen Ariane und Heinrich sich fragende Blicke zu.
„ Hm...“, machte Heinrich.
„ Also...“, setzte Ariane an.
„ Wir wollten...“, druckste Heinrich herum.
„ Ichbinschwangerundimherbstheiratenwir!“, platzte Ariane heraus.
Stille.
Eva sah Ariane an.
Ariane starrte in ihre Dessertschale.
Und Bernd platzte vor Lachen. „Das gibt’s doch nicht! Ausgerechnet Ariane. War ja klar! Erst tönen, von wegen die Ehe dient der Unterdrückung der Frau...“
Ariane schien in ihrem Bodenkissen zu versinken.
„Du wirst ja wohl zugeben müssen, dass die Ehe sehr oft genau das tut!“, versetzte Heinrich.
Ariane warf ihm einen dankbaren Blick zu und ging in den Angriff über. „Es hängt von Mann und Frau ab, was sie daraus machen. Du würdest es auch ganz ohne Ehering schaffen, Eva zu unterdrücken, wenn sie dafür nicht viel zu selbstbewusst wäre!“
Eva, die inzwischen den ersten Schock überwunden und, um nicht die Beherrschung zu verlieren, in den Kinomodus gewechselt hatte, fand plötzlich aller Augen auf sich gerichtet. Das ist ein Kinofilm, dachte sie und lächelte.
„ Wir haben uns das mit dem Heiraten sehr gut überlegt...“, fing Heinrich an, wurde aber von Ariane unterbrochen: „Natürlich tun wir’s nicht wegen dem Kind. Ein Kind kann man heutzutage Göttin sei Dank ja auch ohne Trauschein aufziehen.“
Bernd schnaubte, wie immer, wenn Ariane mit ihrer Göttin anfing.
„Wir hätten ja auch einen Vertrag schließen können“, fuhr Heinrich fort. „Damit wären wir in den meisten Dingen mit Verheirateten gleichgestellt. Aber ich sehe nicht ein, was daran besser sein soll. Tatsächlich ist es unkomplizierter, einfach zu heiraten.“
„ Standesamtlich!“, betonte Ariane. „In so
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