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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Jeuk
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Menschen auf der Welt, dem sie sich anzuvertrauen wagte. Seit der Geschichte mit der Giftschlange schrieb sie ihrem Sohn jeden Freitag einen elektronischen Brief, den er zuverlässig beantwortete.

    >> hi mum,
    hört sich nach einem harten brocken an, meinst du, du kriegst ihn klein? fänd ich echt genial und würd ja auch gut passen zu dem, was du so machst. hab gestern dein buch gekauft, die übersetzung natürlich. nach dem, was hinten drauf steht, musst du in deutschland ja echt kult sein. wahnsinn! jedenfalls, das mit dem kochen ist schon heftig. früher hab ich meine kumpels ja beneidet, weil deren mütter kochen konnten und sie nicht dauernd rohes grünzeug futtern mussten. aber jetzt, so mit eigener bude... bei all dem junk food, das ich verdrück, täten mir ein paar rohe rüben ganz gut.
    penny kann übrigens gut kochen: meinst du, ich sollte sie heiraten? ;)
    chris <<

    >> Lieber Christian,
    das mit dem rohen Grünzeug ist nicht nett von Dir. Es gab immer auch etwas Gekochtes, Du hättest es nur zu essen brauchen.
    Es ist ein harter Brocken, Du hast Recht. Wenn es wenigstens nicht jetzt gleich sein müsste... Ich bin wirklich überzeugt, dass selbst zubereitete, natürliche Nahrung gesünder ist (und damit meine ich nicht nur Rohkost), und wenn Heinrich kocht schmeckt es auch viel besser als die Feinkostmenüs mit all den Aromen drin, aber wenn ich selbst koche ist das Ergebnis entsetzlich fade. Und ich vergeude eine Menge Zeit in der Küche, die ich dringend für mein neues Buch brauche.
    Schlimm ist, dass Bernd, Ariane und Heinrich mich für die größte Lügnerin aller Zeiten halten müssen. Ich bin total deprimiert.
    Wenn Du in der Küche nach mir kommst, solltest Du Penny unbedingt einen Antrag machen. Ich schick Dir im Anhang die Planung für meine letzte geplatzte Hochzeit samt Flitterwochen. Vielleicht hast Du ja Verwendung dafür.
    Liebe Grüße
    Mama <<

    >> du hast mit ihnen immer noch nicht geredet? nicht mal mit bernd? gib dir doch mal selbst einen von deinen eva-idengart ratschlägen! <<

    >> Lieber Christian,
    dass Du fast an einem Schlangenbiss gestorben wärst, gibt Dir noch lange nicht das Recht zu diesem Tonfall! Danke für den Schubs. Ich weiß nicht, was ich ohne Dich tun würde. Bis nächstes Wochenende habe ich die Sache im Reinen, versprochen.
    Du hast nicht geschrieben, wie Du meine, oder besser: Deine Hochzeit findest.
    Ich habe Dich sehr lieb,
    Mama <<

    >> hi mum,
    tut mir leid, dass ich erst heute schreibe, wir waren in den bergen. diesmal hatte ich hohe stiefel an, hat sich aber auch kein schlangenvieh sehen lassen.
    die hochzeit ist doch eher dein stil, ich meine, der von früher. aber deine checkliste ist perfekt, ich hatte keine ahnung, um was man sich alles kümmern muss. sobald das thema mal akut sein sollte (so in zehn oder zwanzig jahren, penny hat mir den laufpass gegeben, was mir eigentlich ganz recht war), wird die liste zum einsatz kommen, versprochen;)
    susan hat dein buch gelesen und ist absolut begeistert. du hättest dad’s gesicht sehen sollen, als sie ihn gefragt hat, warum er dich eigentlich verlassen hat.
    wie steht es an der fast-food-front?
    bye, chris <<

    Christians schonungslos verständnisvolle Art, mit ihrem Konflikt umzugehen, erleichterte Eva den Schritt, den zu wagen sie nicht länger hinausschieben durfte. Die Vorräte an Tiefkühlkost nahmen stetig ab und es war für sie ein Ding der Unmöglichkeit, unerkannt in den Supermärkten die Tiefkühltruhen zu plündern. Eva musste von der Theorie in die Praxis gehen, und sie wollte es auf ihre ureigene Art tun: mit einer Liste.
    Doch das war diesmal gar nicht so einfach.
    Tiefkühlschrank und Mikrowelle waren eingebaut. Und selbst wenn Eva sie hätte entfernen lassen, so machten die beiden doch noch keine Liste. Außerdem sprach ein Tiefkühlschrank an sich nicht gegen gesunde, selbst gekochte Kost. Der Blick hinein und in den Vorratsschrank zeigte die wahren Übeltäter. Diese wurden also herausgeholt und aufgelistet.
    Das Ergebnis war deprimierend. Kaum eine viertel Seite kam so zustande, da Eva seit zwei Wochen nicht mehr gewagt hatte, für Nachschub zu sorgen, und in den Wochen davor hatte sie mangels Zeit aufs Einkaufen ganz verzichtet. Sie packte die Sachen alle wieder zurück, machte sich einen Seelentröster zurecht (wobei sie ein leiser Anflug von schlechtem Gewissen plagte, da sie nicht recht wusste, ob Instant-Schokolade ebenfalls auf ihre Liste gehörte) und verzog sich auf ihre Relaxliege,

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