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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Jeuk
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bedenken, „und dann dieses Theater mit der Hochzeit... Na ja, ich gebe zu, das läuft mir ein bisschen aus dem Ruder, wird irgendwie alles doch viel aufgeblasener als ich eigentlich wollte.“
    „Das schaffen wir“, versicherte Eva erleichtert. „Ich habe schon alles fertig im Kopf. Wenn ich nur genug Zeit finde“, fügte sie seufzend und mit Blick auf die Schüsseln und Platten hinzu, die Bernd und Heinrich gerade auf den Tisch stellten. „Ich bin in der Küche ja nicht die Schnellste. Das macht mir doch etwas Bauchschmerzen.“
    „ Ich könnte ja...“, begann Heinrich schüchtern, verstummte aber sofort, als die anderen ihn ansahen.
    „ Was könntest du?“, fragte Eva mit aufmunterndem Lächeln.
    „ Für dich kochen“, antwortete Heinrich. Dann wurde er sehr lebhaft. „Ich wollte mir ohnehin Elternzeit gönnen. Der Laden wirft so wenig ab, und Ariane verdient jetzt ja genug für uns beide – uns drei, wollte ich sagen. Da ist eine junge Frau, die den Laden übernehmen möchte, die könnte ich...“
    „ Findest du das nicht unverantwortlich?“, fiel ihm Bernd ins Wort. „Du willst eine dreiköpfige Familie von Evas Erfolg als Bestsellerautorin abhängig machen? Außerdem“, fügte er errötend hinzu, „ist das gar nicht nötig. Ich habe in Zukunft viel mehr Zeit für Eva. Also kann ich ihr jeden Abend etwas Schönes kochen, das würde mir sogar Spaß machen!“
    Die überraschten Blicke galten nun Bernd. „Ich wechsle intern auf eine andere Stelle“, erklärte der nervös. „Keine Dienstreisen mehr, dafür gibt es allerdings auch deutlich weniger Geld.“
    Während die Männer sich um das Vorrecht stritten, Eva zu verwöhnen, sahen die Frauen sich betreten an. Keiner von beiden gefiel diese Entwicklung. Schließlich beendete Eva den Streit. Heinrich habe genug damit zu tun, Ariane zu entlasten, beschied sie, schließlich sei diese schwanger und arbeite unermüdlich an Evas Buch und Karriere.
    Doch auch Bernd bekam einen Korb. „Wie soll ich mich auf mein Buch konzentrieren, während ich dich gleich nebenan weiß? Ich wäre in Gedanken die ganze Zeit bei dir in der Küche und könnte mich nicht entscheiden, ob ich zuerst dich oder deine Leckereien vernaschen soll. Nein, ich fürchte, das ist keine gute Idee.
    Aber ihr bringt mich da auf einen anderen Gedanken!“
    Eva schlug den beiden vor, von Zeit zu Zeit ein oder zwei zusätzliche Portionen zuzubereiten, die sie sich dann einfrieren wollte. Als Notfallrationen. Falls sie einmal tatsächlich keine Zeit fand, sich selbst etwas zu kochen. Die beiden Männer erklärten sich sogleich bereit, Eva mit ethisch und moralisch einwandfreier Tiefkühlkost zu versorgen. Und alles war gut.
    Nur Bernd stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

    „ Ich wünschte, die Lesungen wären öfters am Wochenende.“
    Die vorüber huschende Landschaft lächelte im Sonnenlicht. Eva ruhte müde und zufrieden im Beifahrersitz und genoss die leichte Brise, die zu dem kleinen Spalt über ihrem Fenster hereinwehte.
    „Wenn Du wieder einmal in einer reizvollen Stadt liest, nehmen wir beide uns einfach zwei Tage Urlaub.“
    „ Ja, vielleicht sollten wir das machen.“ Eva schloss die Augen. Es war ein herrliches Wochenende gewesen. Sie waren früh angereist, um möglichst viel von der Stadt zu sehen, und auch den Vormittag hatten sie sich noch gegönnt. Sonst bekam sie auf ihren Lesereisen nicht besonders viel zu sehen.
    „ Daheim ruhst du dich aus, solange ich uns etwas Gutes koche. Ich habe Entenbrust gekauft.“
    „ Klingt verführerisch!“
    „ Kannst du jeden Abend haben. Wenn du nur willst.“
    Eva antwortete nicht. Die Straßen und Häuser waren ihr vertraut von ihren vielen Spaziergängen. Als sie an Boskops Haus vorüberkamen, reckte sie sich, um einen Blick in seinen Garten zu werfen. Für einen Augenblick erspähte sie seinen schmalen Rücken, dann wischte eine große Kastanie das Bild weg.
    „Wir könnten beide Wohnungen behalten, für alle Fälle, falls du mal deine Ruhe haben möchtest. Überleg es dir. Hörst Du?“
    „ Ja. Ja, ich überlege es mir. Versprochen.“
    Vor dem Haus zögerte Eva. Die Eingangstür starrte sie an wie die Schlinge einer Falle.
    „Bernd, Lieber, die lange Autofahrt... Macht es dir etwas aus, wenn ich noch einen kleinen Spaziergang mache? Zum Appetit anregen?“ Sie versuchte halbherzig ein zweideutiges Lächeln.
    „ Mach das. Wird dir gut tun.“ Bernd küsste sie zart auf die Stirn. „Es war ein anstrengendes

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