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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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man der Polizei ja helfen.«
    »Sicher. Der eine Kriminalbeamte hat mir extra eine Karte mit den ganzen Telefonnummern dagelassen.«
    Marianne war auf einmal sehr schweigsam und saß mit zusammengekniffenen Augen am Tisch. Sie sah so konzentriert aus, dass Gesche glaubte, es in ihrem Kopf arbeiten zu hören. Etwas entfernt unter den Obstbäumen spielten Thea und Lisamarie. Schon den ganzen Vormittag flochten sie Kränze aus Blumen und Blättern. Eigentlich hatte Gesche nach dem gestrigen Nachmittag, als die Matthiesens ihre Enkelin abgeholt hatten, nicht geglaubt, dass Lisamarie wieder zum Spielen auf den Graswurzelhof kommen dürfte. Doch nach dem Frühstück hatte das Mädchen freudestrahlend wieder vor der Tür gestanden und ihrer Oma, die am Auto geblieben war und ihr nachwinkte, keinen Blick mehr geschenkt.
    »Ach, deine Oma hat dir erlaubt, heute wieder herzukommen?«, hatte Gesche vorsichtig gefragt.
    »Klar. Die freut sich doch, wenn ich jemanden zum Spielen habe. Außerdem will sie mit Opa zum Shoppen nach Lübeck. Da nerve ich nur«, hatte das Kind mit großem Realitätssinn festgestellt und war auf seine Freundin zugestürzt.
    »Thea! Du wolltest mir doch zeigen, wie man Kränze macht!«
    Das Bild der beiden Mädchen, die da so friedlich auf dem Rasen spielten, hatte fast schon etwas Kitschiges. Thea saß in einem fliederfarbenen Kleidchen an den Baumstamm gelehnt, einen Kranz aus bunten Blüten auf den weißblonden Locken, und Lisamarie lag auf dem Bauch daneben, in einem pinkfarbenen Top und weißen Shorts, ebenfalls einen Blütenkranz im langen, offenen Haar. Auch Nero, der sich bei ihnen niedergelassen hatte, war blumenbekränzt. Der gutmütige Neufundländer ließ sich von den Kindern fast alles gefallen. Thea und Lisamarie hatten um Erlaubnis gefragt, auch Blumen aus dem Garten nehmen zu dürfen, und waren nun eifrig dabei, noch mehr Kränze zu produzieren, die sie verschenken wollten.
    »Hallo! Ich wollte nicht stören«, grüßte Tilde die beiden Frauen am Gartentisch. »Ich wollte nur die Zange zurückgeben und noch mal Danke dafür sagen.«
    »Du störst doch nicht, Tilde! Grüß dich!«, antwortete Gesche erfreut.
    Marianne, die in den letzten paar Minuten nur noch stumm am Tisch gesessen hatte, erhob sich.
    »Ich muss jetzt sowieso los, ihr zwei. Bis bald! Und Tilde, vielleicht wird es ein bisschen später, aber ich komme morgen Abend auf jeden Fall zu deiner Ausstellungseröffnung.«
    »Das ist schön. Da freu ich mich!«
    »Ach, und Gesche: Wenn mir was einfällt, komm ich wegen der Telefonnummern noch mal rüber zu dir.«
    »Kein Problem, Marianne! Und vielen, vielen Dank für das Öl! Und du?«, wandte sich Gesche dann an die Malerin. »Alles fertig für den großen Abend? Setz dich doch einen Moment!«
    »Ja, fast alles fertig«, nickte Tilde und nahm neben ihr Platz. »Wenn ich den Abend doch schon hinter mir hätte.«
    Sie sah ein wenig unglücklich aus.
    »Aber warum denn?«, fragte Gesche erstaunt. »Das ist doch toll, dass du morgen schon deine erste Ausstellung hier oben eröffnen kannst! Alle Leute werden dich und deine Bilder bewundern, du wirst der Star des Abends sein!«
    Die Malerin lächelte etwas gequält.
    »Das ist ja das Problem. Malen ist das eine, die Bilder den Blicken so vieler fremder Leute auszusetzen, das andere. Eigentlich male ich ja für mich«, sie seufzte. »Und mich auch noch selbst auszustellen, das mag ich erst recht nicht.«
    Sie saßen einen Moment schweigend da und beobachteten die beiden Mädchen.
    »Ist das nicht ein schönes Bild, wie die beiden Hübschen da so romantisch im Gras sitzen, blütenbekränzt?«, fragte Gesche halb ernst, halb spöttisch. »So was solltest du malen. Das verkauft sich bestimmt.«
    »So etwas male ich nicht«, antwortete Tilde unerwartet schroff.
    »Oh, tut mir leid, im Vergleich zu dir verstehe ich sowieso nichts von Malerei. Ich dachte nur, das wäre irgendwie ein schönes Motiv«, bemühte sich Gesche zu erklären. »Ich wollte dir keine Ratschläge erteilen.«
    »Entschuldige, so habe ich das nicht gemeint. Du hast recht, es ist ein zauberhafter Anblick«, sagte die Malerin mit einem wehmütigen Blick auf die Kinder und stand auf.
    »Es liegt an mir. Wir sehen uns morgen Abend, ja?«
    »Ja, natürlich, versprochen! Ich komme auf jeden Fall!«, nickte Gesche.
    Tilde ging ein paar Schritte, dann drehte sie sich noch einmal um.
    »Eure Tochter ist wirklich ein bezauberndes Kind. Passt gut auf den kleinen Schatz auf«, sagte

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