Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
stand.
„Ja, danke.“ Dankbar sah sie zu, wie er ihre Tasse erneut auffüllte. Sie fühlte sich noch immer wie zerschlagen, weil sie so unruhig geschlafen hatte, und konnte diese Stärkung gut gebrauchen. Das reiche Angebot an Speisen jedoch rührte sie nicht an, weil sie nicht sicher war, ob sie etwas hinunterbringen konnte, solange Nikos mit diesem düsteren Ausdruck auf dem Gesicht neben ihr saß.
„Sie essen ja gar nichts, geht es Ihnen nicht gut?“, erkundigte sich Panaiotis besorgt.
„Doch, doch. Ich habe nur … schlecht geschlafen“, versicherte sie ihm und errötete, als der ältere Mann wissend lächelte.
„Schlecht oder wenig?“, fragte er belustigt, und Helena spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg. Es war klar, was der Reeder dachte, und so falsch lag er damit ja auch gar nicht. Eigentlich. Dass in Wirklichkeit jedoch alles ganz anders war und sie allen etwas vorgespielt hatten, durfte sie ihm ja nicht verraten. Sie war nicht Nikos’ Freundin, sondern nur eine Mechanikerin aus Piräus, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war und dem falschen Mann zu tief in die Augen gesehen hatte. Einem Mann, den sie jetzt vielleicht heiraten musste …
Hastig trank sie einen Schluck Kaffee, um sich von diesem Gedanken abzulenken, und sah sich um. Es war später Vormittag, und die Gäste, die im Haus oder in den Kabinen der Jachten übernachtet hatten, saßen gemeinsam an einer langen Tafel auf der Terrasse. Die Spuren des gestrigen Festes und auch das Podest, auf dem die Band gespielt hatte, waren inzwischen entfernt, und die Sonne, die schon strahlend am Himmel stand, versprach einen weiteren wunderschönen Tag.
Nach der langen Feier waren viele noch müde, doch die Unterhaltungen an dem großen Tisch wurden dennoch rege geführt. Nur Nikos schwieg hartnäckig. Auch am Morgen hatte er nur das Allernötigste zu ihr gesagt, eigentlich nur, dass sie sich für den erneuten Besuch im Haus umziehen sollte und wann sie dort erwartet wurden. Den dunklen Rändern unter seinen Augen nach zu urteilen, war auch ihm nur wenig Nachtruhe vergönnt gewesen, und die Tatsache, dass er missgelaunt war, konnte niemandem am Tisch entgehen.
Athina, die mit ihrem Vater ebenfalls anwesend war und nicht weit von Nikos und Helena entfernt auf der anderen Seite saß, versuchte mehrfach, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch er gab nur einsilbige Antworten, bis sie es mit einem vorwurfsvollen Blick in Helenas Richtung schließlich aufgab und sich Angelos zuwandte, der auf ihrer anderen Seite saß.
Panaiotis’ Neffe schien wesentlich gesprächiger, aber Helena beobachtete mit einem unguten Gefühl, wie sein Blick immer wieder zu ihr und Nikos hinüberglitt. Das Glitzern in seinen Augen war so feindselig, dass Helena unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief.
„Ist dir kalt?“
Nikos sah sie scharf an, und Helena schüttelte unglücklich den Kopf.
„Nein.“
Für einen Moment verlor sie sich in seinen dunklen Augen, die sich in ihre zu bohren schienen, dann unterbrach er abrupt den Blickkontakt und erhob sich.
„Entschuldigt mich, ich muss noch mal telefonieren.“
Er verschwand im Haus, und Helena sah ihm mit einem erneuten Anflug von Verzweiflung nach. Heute war er wieder eher leger gekleidet, trug eine weiße Hose und ein passendes weißes Hemd, das den Kontrast zu seinen dunklen Haaren und der gebräunten Haut erhöhte. Aber eigentlich, dachte Helena seufzend, konnte er anziehen, was er wollte, er sah immer gut darin aus. Vielleicht war es auch seine Unnahbarkeit und die Gefährlichkeit, die manchmal in seinem Blick lag, die ihn so anziehend machte, denn Helena bemerkte, dass Athina Herodias ebenfalls beobachtete, wie er durch die Terrassentür in das große Wohnzimmer trat.
Athina passt mit ihrem ebenfalls weißen Sommerkleid viel besser zu Nikos als ich, dachte Helena unglücklich und blickte an sich hinunter. Jetzt ärgerte sie sich fast, dass sie sich in der Boutique in Athen nicht für ein weiteres Kleid, sondern für die Kombination aus einer kurzen marineblauen Hose und einer leichten Sommerbluse mit schrägen blauweißen Streifen entschieden hatte. Beides stand ihr gut, aber gegen die elegante Brünette mit ihrem auffälligen Schmuck, die ihre Schönheit selbstbewusst präsentierte, kam sie sich in diesen Sachen beinahe unscheinbar vor.
Doch was hätte ein verführerisches Kleid schon geändert? Ganz sicher wäre Nikos deshalb jetzt nicht besserer Laune gewesen, und die
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