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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Na gut, immerhin gewann man ja auch nicht täglich im Lotto.
    »Wie viel bringt denn der Sechser in dieser Runde ?« , Palinski musste verdammt aufpassen, dass nicht etwas von dem Neid, den er jetzt langsam zu empfinden begann, in seiner Stimme mitschwang.
    »Keine Ahnung«, Juri prostete ihm zu, »ich weiß nicht. So eine knappe Million, schätze ich. Der Fünfer bringt auf jeden Fall 943,77 Cent. Das ist nicht sehr viel, aber ich chabe bisher noch nie etwas gewonnen. Und so bin ich einfach glücklich darüber .«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Palinski kapierte. Zu verstehen glaubte, welch fatalem Irrtum er anfangs offenbar erlegen war. Einen Moment lang fühlte er sich, als ob ihm ein Pferd …, nein, das war kein Pferd gewesen, also als ob ihm ein Esel kräftig in den Bauch getreten hätte, und dachte schon, er müsste kotzen. Aber das war rasch wieder vergangen.
    »Heißt das, dass du gar nicht den Lotto-Sechser gemacht hast ?« , flüsterte er. »Sondern nur einen Fünfer?«
    »Was cheißt nur«, polterte der alte Russe, »das bedeutet immerhin fast 950 Euro. Das ist weit mehr als eine Mindestrentnerin in eurem kapitalistischen Musterländchen bekommt .« Er blickte sein Gegenüber einen Augenblick lang ernst an. » Ihr jungen Leute seid immer so unzufrieden.Wenn ich mir vorstelle, 950 Euro seinerzeit in meiner Kindheit in Kasan – da hätte meine Familie ein Jahr lang fürstlich leben können. Oder noch länger. Aber ihr braucht immer mindestens einen Sechser, um glücklich zu sein .« Er schüttelte den Kopf, winkte neuerlich der Serviererin und gab ihr zu verstehen, dass es Zeit für eine weitere Flasche Schampus war. Und das, obwohl die erste noch halb voll grüßte.

     
    * * *

     
    Kurz vor 23.00 Uhr, die meisten deutschen Spieler hatten bereits ihre Zimmer aufgesucht und in das wunderschöne Schlosshotel am Hang des Hermannskogels kehrte allmählich Ruhe ein, machten sich Anselm Wiegele und Rudi Barberini, einer seiner Securities auf, um noch ein wenig zu joggen. Seit der Hauptkommissar mit Marianne zusammen und damit quasi in geregelten Verhältnissen lebte, hatte er sich dem regelmäßigen Laufen verschrieben, um dem Speck um die Leibesmitte keine Chance zu geben. Obwohl, wenn sein Schatz, die Kinderpsychologin, weiter so gut kochte …
    Die Nacht war hell, die Luft mild und der vorher ausgesuchte Rundkurs auch für Ortsfremde nicht zu verfehlen. Als die beiden Männer aus dem Lift traten, konnten sie gerade noch erkennen, wie zwei Personen, vermutlich ebenfalls männlichen Geschlechts, in ein vor dem Haupteingang wartendes Taxi stiegen und abfuhren. Obwohl sich außer den Spielern, Trainern, Betreuern und einigen Funktionären keine Gäste im Haus befanden, dachte sich Wiegele nichts weiter dabei. Wahrscheinlich handelte es sich um Mitarbeiter des Hauses, deren Auto nicht anspringen wollte oder gerade bei der Inspektion war. Wiegele blickte Barberini fragend an, der reagierte mit einer ebenso unverbindlichen Geste, die als ›Ich auch nix wissen‹ verstanden werden konnte.
    Also setzten sich die beiden Männer in Bewegung und fanden schon bald ihren gewohnten Laufrhythmus.
    Eine halbe Stunde später, die beiden hatten eben die Straße überquert und waren in einen Forstweg eingebogen, sahen sie etwa 200 Meter vor sich einen Wagen mit eingeschalteten Leuchten. Als sie auf etwa 100 Meter an das Fahrzeug herangekommen waren, sprang eine Gestalt aus dem Unterholz links vom Weg, setzte sich hinter das Steuer und fuhr mit nunmehr voll aufgeblendeten Scheinwerfern auf die beiden Jogger zu. Barberini brüllte noch: »Mensch, der Kerl spinnt ja komplett«, dann konnte ihn nur mehr ein entschlossener Sprung ins Unterholz vor Schlimmerem bewahren.
    Bei dem Fahrzeug schien es sich um einen dunkelfarbenen Geländewagen zu handeln. Um einen dieser allradbetriebenen CO 2 - spuckenden Monster, mit denen sich gut betuchte Trendsetter so gerne überall zeigten.
    Vom Kennzeichen hatte Wiegele lediglich die Buchstaben GF am Anfang erkennen können sowie zwei Dreier. Die aber auch Achter gewesen sein konnten. Na, hoffentlich gab es in GF nicht allzu viele Fahrzeuge dieses Typs, mit Sicherheit waren es aber weniger als in W. So gesehen konnte man fast von Glück sprechen. Alles war eben relativ.
    »Den Arsch holen wir uns«, murrte Barberini und hatte schon sein Handy gezückt, um Verbindung mit dem für sie zuständigen Kontaktmann beim Kommissariat in Döbling herzustellen.
    Während sein Kollege auf das Gespräch

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