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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Zwei Verbrechen, die scheinbar völlig unabhängig voneinander stattgefunden und nichts miteinander zu tun hatten, erwiesen sich plötzlich möglicherweise als Teil eines Ganzen. Das war schon etwas Seltenes in diesem Sumpf an simplen, einfallslosen, nur von Gewalt und dumpfen Trieben bestimmten Alltagsverbrechen.
    Wie sahen also nun die Fakten aus, die er zur Erfassung und zum gleichzeitigen Suchen nach Entsprechungen eingeben würde. Palinski ließ die einzelnen Punkte wie einen Film vor seinem geistigen Auge abspulen:

     
    - In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni wurde der
       Schiedsrichter Arthur Mellnig im Schlafwagen
       Wien–Zürich ermordet. Der Tat verdächtig war
       eine attraktive Frau, die mit ihm im Speisewagen ge-
       sehen wurde (Phantombild).
    - Am Abend des 3. Juni wurde der Schweizer Archi-
       tekt Urs Immenseh im Wienerwald schwer verletzt
       aufgefunden. Er starb auf dem Transport ins Kran-
       kenhaus. Besonders auffallend: Seine Schamhaare
       wurden bis auf einen kleinen horizontalen Streifen
       oberhalb des Penisansatzes (Menjou-Bärtchen) völ-
       lig abrasiert.
    - Bei dem Fahrzeug, mit dem Immenseh in den Wald
       gebracht worden war, handelte es sich um einen
       Mitsubishi Pajero, der auf den ›Freizeit- und Well-
       nessklub Eggenbach‹ zugelassen ist. Der Wagen
       wurde an dem Abend vom Eigentümer des Klubs,
       Herbert Rosselic, gefahren. Rosselic hat mit der Tat
       aber nichts zu tun. Vielmehr war das Fahrzeug
       ordnungsgemäß in Betrieb genommen worden,
       während Rosselic im Restaurant ›Jägerhof‹ zu
       Abend gegessen hatte.
    - Da ein Schlüssel zum Wagen im Club so gut wie frei
       zugänglich war, konnte jeder Mitarbeiter den Wagen
       gefahren haben. Zumindest jeder, der gewusst hatte,
       dass er an diesem Abend am Parkplatz des ›Jäger-
       hofes‹ abgestellt sein würde.
    - Die Frauen der beiden Ermordeten kamen als Täte-
       rinnen nicht infrage, da sie für die jeweilige Tatzeit
       ein überzeugendes Alibi haben.
    - Nach Aussage Anna Baders, der Schwester Mellnigs,
       war ihr ermordeter Bruder schwul und hatte seit ei-
       nigen Monaten einen Freund. Er weigerte sich aber,
       sich zu outen, da er erhebliche nachteilige Auswir-
       kungen auf seine Tätigkeit als Schiedsrichter be-
       fürchtete.
    - Die Schwester war der Meinung, dass sich Mellnig
       mit dem angeblichen Wissen nur wichtig machen
       wollte, weil er bei der Nominierung für die
       EURO 08 nicht berücksichtigt worden war.
    - Der Freund Mellnigs, ein gewisser Serge Hiebler, ar-
       beitet als Fitnesstrainer beim ›FWC Eggenbach‹,
       dem Klub, dessen Geschäftsführer Rosselic ist.
    - Derselbe Serge hat an einem Videofilm mitgewirkt,
       der vor einem Jahr in Köln aufgenommen worden
       ist. In dem Film spielte auch eine Evy Immen mit.
       Hinter diesem Künstlernamen verbirgt sich Evelyn
       Immenseh, die Frau des in Wien ermordeten
       Schweizer Architekten.
    - Laut Hiebler hatte Mellnig ihm von dem anonymen
       Anruf berichtet, der der Anlass für die Reise des
       Schiedsrichters in die Schweiz war.
    - Laut Schreiben Mellnigs, das er beim Notar hinter-
       legt hatte, war der anonyme Anruf aber von Hiebler
       entgegengenommen worden. Der Schiedsrichter
       war von seinem Freund Hiebler über den Inhalt des
       Anrufes informiert worden.
    Bis auf den Widerspruch zwischen der Aussage Hieblers und Mellnigs Schreiben ließen sich sämtliche Punkte durchaus zu einem schlüssigen Ganzen verknüpfen.
    Andererseits konnte das alles natürlich auch nur reiner Zufall sein, wusste Palinski. Aber sein inzwischen auf einiger Erfahrung basierendes Gefühl sagte ihm, dass das sehr unwahrscheinlich war.
    Man konnte also davon ausgehen, dass sich der Freund des ersten und die Frau des zweiten Mordopfers kannten.
    Egal, wie gut und wie weit diese Bekanntschaft ging, damit war die entscheidende Grundlage für völlig neue Überlegungen gegeben. Wenn es sich, was durchaus denkbar war, in beiden Fällen um »getauschte Morde« handelte, dann waren die wunderbaren Alibis der beiden zum Zeitpunkt des Mordes an Freund bzw. Mann keinen Cent mehr wert.
    Folgte man dieser Überlegung konsequent, so kam auch Mellnigs Frau Daniela als Täterin infrage. Allerdings wies derzeit nichts darauf hin, dass die Frauen der beiden Opfer in der Vergangenheit jemals Kontakt zueinander gehabt hatten.
    Palinski hatte das

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