Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Widerspruch bemerkt hatte.
Es war bei der Fahrt vom Flughafen nach Wien gewesen, als der junge Kehl diesen Doktor, wie hieß er noch, ach ja, Samum, auf Valentinis aufmerksam gemacht hatte. Woher wollte der Mann diesen speziellen Laden, der erst ein knappes Jahr zuvor eröffnet hatte, eigentlich kennen, wenn er, wie er selbst angegeben hatte, seit 20 Jahren nicht mehr in Wien gewesen war?
»Nun ja, deine Theorie hat einiges für sich«, gab Wiegele jetzt zu. »Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir den Kerl am besten überführen .«
»Was meinst du mit überlegen ?« , wollte Harry wissen. »Wieso kann man ihn nicht einfach verhaften lassen ?«
»Einfach deswegen, weil wir Kehl das alles auch beweisen müssen. Die wichtigste Frage lautet also: Wo wird der nächste ›Wumm‹ stattfinden? Ich habe da allerdings einen Verdacht .«
* * *
Kai Uwe Kabella, der deutsche Teamchef, gab in seiner heutigen Pressekonferenz endlich die Aufstellung seiner Mannschaft für das Spiel gegen Österreich bekannt. Für Insider nicht ganz überraschend war die Nominierung von Lutz Lederer anstelle von Tobias Nachen im Tor.
»Diese Änderung unserer Standardaufstellung erfolgt in Abstimmung mit unserer Nummer eins«, stellte Kabella ausdrücklich fest. »Erstens ist Toby durch das nach wie vor ungeklärte Schicksal seiner Tochter nicht konzentriert genug, zweitens möchte er sich nicht dem Verdacht aussetzen, unter Druck gesetzt den Ausgang des Spieles zu beeinflussen.« Nachen würde daher nur auf der Reservebank sitzen und lediglich im Falle des Falles zum Einsatz kommen.
Abschließend appellierten sowohl der Teamchef als auch Kapitän Bleiheimer und natürlich Toby Nachen selbst an die Entführer, endlich ihre Forderungen zu stellen oder besser noch, die kleine Sabine freizulassen. Einfach so, weil es menschlich wäre.
So etwas von naiv, dachten sich die meisten der anwesenden Reporter. Wer machte heute schon etwas, nur weil es menschlich war? Aber es klang gut, würde den Sehern und Lesern gefallen.
›Verzweifelter Vater appelliert an Menschlichkeit der Entführer‹, na, wenn das keine Schlagzeile war! Am besten für den Chronikteil.
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Wilma hatte die Gunst der Stunde genützt und Palinski nach dem Frühstück im ›Imperial‹ zu einem Bummel durch die Innere Stadt überredet. Die Kärntner Straße, die Fußgängerzone von der Staatsoper bis zum Stephansplatz, war voll mit Menschen der verschiedensten Nationalitäten, wobei die deutschen Schlachtenbummler in der Über- und die Wiener eher in der Unterzahl zu sein schienen.
Zwischendurch wieselten einige kleine, als Trix und Flix verkleidete Menschen herum wie Trolle im Sommernachtstraum und trieben ihre harmlosen Scherze mit den auf Emotionen wartenden Massen. Die man ihnen versprochen hatte, die sich aber noch nicht so recht einstellen wollten.
Ein etwas größer gewachsener, ein rotes Leiberl mit der Nummer 20 tragender Maskott versuchte einer älteren Frau die Handtasche zu entreißen. Der böse Räuber wurde aber rasch von einem Paar echter ›Trix und Flixs‹ gestellt, die sofort erkannt hatten, dass mit dem Kollegen etwas nicht stimmen konnte. Hatten die original roten T-Shirts doch alle ausschließlich die 8 am Rücken.
Wie auch immer, Wilma genoss das pulsierende Leben um sich herum und war rundum glücklich. In dem Ausmaß, in dem sie sich immer wohler fühlte, überkam Palinski mehr und mehr Unbehagen.
Diese schwitzenden, ungehobelten Menschen, die einen ständig anrempelten und danach so taten, als gehörte das zum guten Ton, widerlich! Er konzentrierte sich auf sein Handy, suggerierte ihm förmlich, doch endlich zu klingeln und ihm einen Vorwand zu liefern, sich aus dieser zunehmend unangenehmer werdenden Situation verabschieden zu können. Ohne die geliebte Frau an seiner Seite zu vergrämen. Doch vergebens.
Kurz vor Erreichen des Grabens machte sich aber Wilmas Mobiltelefon bemerkbar. Aufgeregt nahm sie das Gespräch an, es war Tina. »Hallo, mein Schatz, du bist schon in Wien ?« , wollte sie mit strahlendem Gesicht wissen. »Das ist aber schnell gegangen .«
Plötzlich erstarrten die Gesichtszüge seiner Schönen fast, schien es Palinski.
»Was ist passiert? Du hast eine Ente kaputt gemacht .« Verwirrt starrte sie Mario an und hielt ihm das Handy hin. »Sprich du mit ihr, irgendetwas mit einer Ente stimmt nicht. Ich verstehe kein Wort .«
Palinski nahm das kleine Gerät und hielt es ans Ohr. »Hallo, Liebes, ich
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