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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Schlafen gequält, bis Balthazar ihr Einhalt geboten hatte, indem er seinerseits in ihren Träumen aufgetaucht war. Es war ein schlimmes Spiel gewesen, und Balthazar wurde noch immer schlecht, wenn er nur daran dachte.
    Allerdings wurde ihm noch übler, als ihm dämmerte, dass Redgrave Charitys Beispiel nachkam. Von nun an würden sich in jeder Nacht seine Träume in Folterkammern verwandeln. Der Schlafende konnte die wahre Natur des Traumes nicht verstehen, ehe dieser nicht vorüber war, und bis dahin waren die Angst, die Verwirrung und der Schmerz real.
    Noch einmal dachte Balthazar an den Anblick von Charity und Jane, Seite an Seite. Er erinnerte sich daran, wann er sie zum letzten Mal so gesehen hatte, und wollte diesen Moment um nichts in der Welt noch einmal erleben müssen.
    Wenn allerdings die einzige Möglichkeit, diesen Träumen ein Ende zu bereiten, darin bestand, Skye an Redgrave auszuliefern, nun, dann würde Redgrave schon bis zum Äußersten gehen müssen.
    Balthazar wusste, was er anstellen musste, um wie ein Einundzwanzigjähriger auszusehen, wenn es darauf ankam. Dieses Wissen hatte er sich schon vor langer Zeit angeeignet, auch wenn es in den letzten Jahren eigentlich nur noch wichtig gewesen war, wenn er Bier kaufen wollte. Er verstand ohnehin nicht, warum man das Mindestalter, um Alkohol zu kaufen, derart heraufgesetzt hatte. Da er zu einer Zeit aufgewachsen war, da man Fünfzehnjährige wie Erwachsene behandelt hatte, fand er die modernen Vorschriften im Hinblick auf Ehe und Alkohol geradezu lächerlich puritanisch, und das sagte er als einer, der immerhin selbst ein Puritaner gewesen war.
    Auf jeden Fall konnte er mühelos älter aussehen, als er zum Zeitpunkt seines Todes gewesen war, nämlich neunzehn. Wenn er sich nur einen Dreitagebart wachsen ließ, war die Sache schon zur Hälfte erledigt. Teure, gut geschnittene, konservativ aussehende Kleidung zu tragen, na ja, das half auch eine Menge.
    Aber wie vierundzwanzig aussehen zu wollen, das war schon ein ganz anderes Kaliber.
    Sein Anzug war in Ordnung. Der Bart war genug gesprossen, ließ ihn aber nicht ungepflegt aussehen. Balthazar betrachtete sich ausgiebig im Spiegel, ehe er eine beachtliche Menge Gel in seinen Haaren verteilte, was ihm angeblich zu »endlosem Halt« verhelfen sollte – ein reichlich vorschnelles Versprechen, wie er fand. Er kämmte sich so lange, bis seine Locken verschwunden und zu einer harten, nach hinten gestrichenen Masse geworden waren. Dann holte er eine Brille mit Gestell aus Schildpatt heraus, deren Gläser eine moderne, rechteckige Form hatten. Sie bestanden nur aus Fensterglas, aber er hatte gehört, dass solche Fassungen dieser Tage viel getragen wurden, und er hatte sie sich schon vor einer Weile gekauft, um mal eine Veränderung zu wagen. Hoffentlich würde sie ihm nun als Tarnung gute Dienste leisten.
    Als er einen letzten Blick auf sein Handy warf, sah er, dass Lucas ihm die gefälschten Dokumente geschickt hatte, die er benötigte. Vermutlich würde es irgendwo in der Stadt einen Kopierladen geben, der rund um die Uhr geöffnet hatte; er würde die Unterlagen ausdrucken und wusste, dass Lucas und seine anderen Freunde zur Verfügung stehen würden, falls telefonische Rücksprachen nötig wären.
    Die Sache könnte tatsächlich klappen, wenn er seine Rolle gut spielte. Es hing jetzt alles von ihm ab.
    »Was für ein Glück, dass Sie sich ausgerechnet heute bei uns vorstellen«, sagte die Schulleiterin, Direktorin Zaslow, über ihren Schreibtisch hinweg in ihrem gemütlichen Büro in der Darby Glen High School. »Gestern Abend hat es einen Autounfall gegeben, und wir müssen mindestens die nächsten zwei Monate auf unseren Geschichtslehrer verzichten. Ich hatte keine Ahnung, wo wir so schnell eine geeignete Vertretungslehrkraft herbekommen sollten, die so lange einspringen und sofort beginnen kann.«
    Balthazar warf ihr ein strahlendes, selbstbewusstes Lächeln zu. »Na also, dann bin ich ja genau der richtige Mann für Sie.«

8
    »Erinnert ihr euch noch an die Geschichte, die vor einer Weile herumging? Es hieß, dass Gang-Mitglieder als eine Art Initiationsritus wahllos Leute zusammenschlagen würden. Wenn ein entgegenkommendes Fahrzeug aufblendete, musste man zusehen, dass man Land gewann, dann hatten sie einen nämlich herausgepickt. Ich bin mir sicher, das ist es, was mit Mr Lovejoy passiert ist.«
    »Sei nicht albern. Er hatte einen Verkehrsunfall.«
    »Ich habe gehört, dass er betrunken Auto

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