Balthazar: Roman (German Edition)
Mein Exfreund und seine blöde Freundin machen sich überall in dieser Schule breit und bilden sich ein Urteil über mich. Lösung: keine. Skye gestand sich ein, dass dieses Problem im Augenblick nicht eben zu ihren vordringlichsten gehörte, was allerdings nicht bedeutete, dass es ihr nicht gehörig auf die Nerven ging.
Problem: Ich sehe meine Mom und meinen Dad kaum noch. Ich weiß, dass sie hart arbeiten müssen und ein bisschen Abstand zu unserem Haus und unserer Familie brauchen, damit sie über Dakotas Tod hinwegkommen können. Aber wie soll ich die Sache allein auf die Reihe kriegen? Ich muss mit irgendjemandem über Dakota sprechen. Ich muss mich manchmal an ihn erinnern können. Lösung: Such dir jemanden, mit dem du sprechen kannst.
Skye fragte sich, ob Madison vielleicht die Art von Freundin werden könnte, mit der sie diese Dinge bereden könnte, aber sie bezweifelte es. Letztes Jahr in Evernight war Clementine ihr Fels in der Brandung gewesen, an den sie sich jederzeit hatte anlehnen können. Clem hatte immer gespürt, wenn Skye traurig war oder ihre Unterstützung brauchte. Per SMS sah die Sache schon schwieriger aus.
Nichts würde jemals die Gespräche mit ihren Eltern ersetzen. Sie waren die Einzigen, die Dakota ebenso wie sie geliebt hatten und die sich daran erinnern konnten, was für eine glückliche Familie sie einmal gewesen waren. Den Sommer über war Skye wie betäubt gewesen, und so hatte ihr die Entfernung zu ihren Eltern nicht so viel ausgemacht. Außerdem hatte sie sich damals auch noch Craig anvertrauen können. Sie hatte daran geglaubt, dass Mom und Dad früher oder später wieder ins Leben zurückkehren würden. Sich wieder an sie erinnern würden. Bislang war das allerdings noch nicht geschehen.
Balthazar schien jemand zu sein, der zuhören konnte …
Problem: Der Typ, in den ich mal schwer verknallt war, ist nun undercover als mein Vertretungslehrer an meiner Schule aufgetaucht und hängt ständig bei mir zu Hause herum. Ich mag ihn jetzt schon tausend Mal mehr als vorher. Außerdem ist er ein Vampir, was alles nur noch … komplizierter macht. Wie soll ich denn, bitte schön, damit umgehen?
Ein Lächeln huschte über Skyes Gesicht, als sie einen Lichtblick inmitten des ganzen Schlamassels ihres Lebens entdeckte.
Lösung: Du musst Balthazar für dich gewinnen.
9
Balthazar war schon in so manchen Hinterhalt von Vampirjägern geraten. Das hatte ihn mit weniger Furcht erfüllt, als jetzt das Lehrerzimmer der Darby Glen High zu betreten.
»Oh, aber hallo.« Eine blonde Frau mit rotem Rock, der definitiv zu kurz war, um ihn im Unterricht zu tragen, warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. »Sind Sie die Vertretung für Sterling? Nun, das nenne ich mal Glück. Für Sie jedenfalls, für Sterling eher weniger.« Sie lachte ein bisschen zu laut über ihren eigenen Scherz. »Ich bin Tonia Loos. Anatomie und Sexualkunde.«
Hatte sie tatsächlich das Wort Sex betont? Balthazar steuerte die Tee- und Kaffee-Ecke an. »Hallo, alle zusammen«, sagte er und machte überdeutlich, dass er alle Leute im Raum in seine Begrüßung mit einschloss. »Balthazar More. Und ja, ich bin der Ersatz für Mr Lovejoy. Bei der Gelegenheit: Wie geht es ihm denn?«
»Der arme Kerl«, seufzte ein stämmiger Typ in buntem Hemd mit Schlips. »Ich will ihm heute nach der Schule ein paar Blumen vorbeibringen. Ich bin Rick Bollinger, Musik, Drama und Debattierkurs. Willkommen an Bord. Kein schlechter Platz hier.«
»Wenn man gerne leidet«, sagte eine Frau, die wie eine Leichtathletiktrainerin aussah.
»Nun jagen Sie dem guten Mann mal keine Angst ein«, sagte Tonia, die sich aber ganz und gar nicht an ihren eigenen Rat hielt, sondern sich wieder vertraulich in Balthazars Nähe schob. Mit einem Finger wickelte sie eine ihrer Lockensträhnen auf und fügte hinzu: »Mal sehen – was müssen Sie alles wissen? Zaslow ist gar nicht mal so übel, wenn man sich gut mit ihr stellt. Wir haben einen Teekocher, eine Mikrowelle und eine Kochplatte, und an jedem ersten Freitag im Monat feiern wir die letzten Geburtstage mit einem Kuchen. Rauchen Sie? Dann ist der beste Ort für eine Zigarette gleich hier hinten, den Gang raus. Da wird man auch nicht von Schülern beobachtet.«
Mit etwas Wehmut in der Stimme entgegnete Balthazar: »Ich versuche eigentlich gerade, mir das Rauchen abzugewöhnen.«
»Guter Vorsatz«, bemerkte die Sportlehrerin. »Das Zeug macht Ihnen nur die Lunge kaputt.«
Das traf zwar auf Balthazars Lunge
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