Balthazar: Roman (German Edition)
mir ab, ja? Ich hätte gedacht, letzte Nacht wäre deutlich geworden, dass wir gar nicht vorsichtig genug sein können.«
»Ich habe den ganzen Tag versucht, mich davor zu drücken! Ich wäre auch nicht gegangen. Ich habe nämlich gar keine Lust dazu.«
Verdammt , dachte Balthazar. Jetzt hatte er Tonia Loos am Hals und noch dazu die Basketballaufsicht, und das alles ohne guten Grund. »Offenbar bin ich derjenige, der sich mit dir absprechen sollte. Nun, jetzt habe ich mich festgelegt. Kannst du trotzdem zum Spiel kommen? Ich will dich im Augenblick so wenig wie möglich allein lassen.«
Nachdem Skye die Nachricht gelesen hatte, sah sie niedergeschlagener aus, als Balthazar erwartet hatte, denn schließlich ging es doch nur um ein Basketballspiel, oder? Sie textete zurück: »Klar. Das bedeutet allerdings, dass ich mit Madison im Café Keats herumhängen muss, bis das Spiel anfängt. «
»Ich sorge dafür, dass du sicher dort ankommst«, versprach Balthazar.
Skyes rothaarige Freundin, vermutlich Madison, beugte sich zu ihr und begann, sich im Flüsterton mit ihr zu unterhalten, und so bekam Balthazar erst mal keine weiteren Nachrichten mehr. Er zwang sich dazu, den Blick von Skye abzuwenden und sich wieder vordringlicheren Dingen zu widmen. Er war hier, um dieses Mädchen zu beschützen, also wurde es langsam Zeit, weniger über das Mädchen und mehr über die Frage, wie er es beschützen konnte, nachzudenken.
Nun, wo er dafür gesorgt hatte, dass er die meiste Zeit über in Skyes Nähe sein konnte, war er in einer guten Position, Redgrave aufzuhalten, wann immer dieser ihr nachstellen sollte. Jetzt galt es, in die Offensive zu gehen und herauszufinden, was Redgrave mit Skye vorhatte und was der schnellste und beste Weg war, ihn für alle Zeiten unschädlich zu machen.
Wie sich herausstellte, war es nicht besonders schwer, Skye zum Café Keats zu folgen. Balthazar war nur einer von vielen Lehrern und Schülern, die sich auf den Weg zum Marktplatz machten, welcher ganz in der Nähe der Darby Glen High School lag. So fiel wohl niemandem auf, dass Balthazar zufällig die ganze Zeit über drei Meter hinter Skye und Madison hertrottete. Es gab auch eine direkte Route zum Stadtzentrum: einen Pfad, der zwar ein Stück durch eine Senke führte, aber trotzdem leicht zu bewältigen aussah. Da er aber von allen gemieden wurde, vermutete Balthazar, dass er aus irgendeinem Grund für uncool gehalten wurde.
Das Café Keats war ein einladend aussehendes Kaffeehaus. Die Wände waren in leuchtendem Türkis gestrichen, die Tische und Stühle waren glänzend weiß, und im Hintergrund gab es eine kleine Bühne mit einem dunkelroten Klavier. Die Schüler strömten hinein, aber offensichtlich hatten andere bereits die besten Tische mit Beschlag belegt. Der Raum platzte aus allen Nähten, und Skye würde hier in Sicherheit sein. Egal, wie kühn Redgrave auch war, er würde auf keinen Fall an einem Ort zuschlagen, der so gut besucht war. Nein, er würde darauf warten, dass er Skye erwischte, wenn sie alleine unterwegs war, und Balthazar hatte nicht vor, es dazu kommen zu lassen.
Einen Moment lang beobachtete Balthazar Skye, wie sie mit ihrem Kaffee in der Hand herumstand, gemeinsam mit Madison über irgendetwas lachte und aussah wie das ganz normale Teenager-Mädchen, das sie eigentlich zu sein verdiente. Er hoffte, dass sie sich wenigstens eine Zeit lang auch so fühlte.
Dann drehte er sich um und verließ das Café. Ehe er sich voll und ganz darauf einlassen konnte, Skye zu beschützen, gab es noch eine grundsätzliche Sache zu erledigen.
»Sie unterrichten also an der Highschool?«, fragte ihn seine neue Vermieterin, die Mrs Findley hieß. »Meine Tochter Madison ist dort im Abschlussjahr.«
»Ich glaube, sie ist in meinem Kurs.« Balthazar unterschrieb den Mietscheck, ohne sich über seine Höhe Gedanken zu machen. Da er in den letzten Jahrhunderten klug investiert hatte, war Geld seine geringste Sorge. »Aber das sollte eigentlich kein Problem sein. Ich bleibe hier eher für mich.«
»Und wir werden Sie nicht daran hindern, keine Angst. Madison ist fast nie zu Hause, und mein Mann und ich lassen unsere Mieter machen, was sie wollen, solange wir keine Schreie hören oder Feuer sehen.« Offenbar hatte Mrs Findley diese Bemerkung als Scherz gemeint, aber Balthazar hatte das ungute Gefühl, dass er keine der beiden genannten Einschränkungen ausschließen konnte. »Hier ist Ihr Schlüssel. Kommen Sie erst mal richtig an und
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