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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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nicht zu, aber er hatte festgestellt, dass das Rauchen in den letzten zehn Jahren zunehmend mühsamer geworden war. Mittlerweile war es überall verboten: in Theatern, in öffentlichen Verkehrsmitteln und in fast allen öffentlichen Gebäuden, selbst in Kneipen. Was sollte das? Unglücklicherweise konnten auch Untote süchtig sein, aber Balthazar versuchte wirklich, davon loskommen. Deswegen kaute er inzwischen Kaugummi, benutzte Nikotinpflaster und hatte sich eine »elektrische Zigarette« besorgt.
    Tonia hatte offenbar Angst, dass sie seine Aufmerksamkeit verlieren könnte, und fuhr eilig fort: »Nun, wir wollen, dass Sie sich hier wirklich willkommen fühlen. Wenn es irgendetwas gibt, das Sie brauchen, Balthazar … Sie wissen schon, wenn ich Ihnen mal zeigen soll, wo’s langgeht …«
    War das eine sexuelle Anspielung gewesen? Bitte, lass es keine Anzüglichkeit gewesen sein . Rasch wandte sich Balthazar an Rick und sagte: »Tatsächlich suche ich noch nach einer Unterkunft für die nächste Zeit, in der ich hier unterrichte. Ich … komme nicht von hier. Ich hatte gehofft, irgendwas am Fluss zu finden, in der Nähe des staatlichen Areals vielleicht.«
    »Sie mögen es wohl abgeschieden?« Tonia warf ihm zwischen halb geschlossenen Lidern hindurch einen Blick zu, den sie vermutlich für verführerisch hielt. Balthazar jedoch fiel nur das verklumpte Mascara auf ihren Wimpern auf.
    »Ich wandere und reite gerne; solche Sachen eben.« Tatsächlich wollte er in der Nähe von Skye sein, um sie besser beschützen zu können, aber das konnte er schlecht als Grund angeben. Die Anwesenden gingen davon aus, dass er ein erwachsener, männlicher Lehrer war, der unter überhaupt gar keinen Umständen jemals irgendein privates Interesse an einem seiner weiblichen Schützlinge zeigen sollte, und schon gar nicht darauf aus sein sollte, der neue Nachbar von einem der Mädchen zu werden.
    Eine grauhaarige Frau, deren Pausenbrote quer über ihrem Algebra-II-Buch lagen, sagte: »Wenn Sie etwas zur Miete suchen, dann versuchen Sie es doch mal mit dem Macrossan-Haus. Das ist zwar mitten in der Stadt, aber beim nächsten Schneefall werden Sie es gar nicht so schlecht finden, ein bisschen näher an allem dran zu wohnen, vertrauen Sie mir.«
    »Das wäre schon in Ordnung«, sagte Balthazar. »Und ich brauche auch nicht viel Platz; ich habe nicht so viel Kram.« Er hatte auch nicht vor, allzu viel Zeit in seinem neuen Zuhause zu verbringen, denn er würde, wann immer möglich, in der Nähe von Skye sein. Er brauchte vor allem eine Adresse, an die die Darby Glen High seine Gehaltschecks schicken konnte: Auf keinen Fall würde er Klassenarbeiten korrigieren und jeden Tag seinen Dienst tun, ohne dafür Geld zu bekommen.
    »Wenn das Wetter schlecht ist, wird das Pendeln wirklich zum Problem werden«, bekräftigte Tonia. »Und wenn Sie mitten im Schneesturm mit der Aufsicht beim Basketball dran sind, ist das echt kein Vergnügen.«
    Aufsicht beim Basketball stand also auch auf dem Programm? Na toll . Allerdings hatte Balthazar auf dem Weg zu seiner ersten Unterrichtsstunde Skye davon sprechen hören, an diesem Abend zu einem Spiel zu gehen. Das war ein ganz schön leichtsinniger Plan, aber wenigstens würde er nun dafür sorgen können, dass er ebenfalls da wäre. »Wo wir gerade beim Thema sind: Ich will meinen kollegialen Anteil übernehmen. Heute Abend findet doch ein Spiel statt, oder?«
    »Ja, aber das ist schon in Ordnung. Nola und ich sind dran, stimmt’s?« Tonia warf der Trainerin ein ziemlich unechtes Lächeln zu, doch Nola machte sich nicht die Mühe, es zu erwidern. Wenn nicht gerade ein Neuling im Raum gewesen wäre, hätten die beiden vermutlich nicht einmal so getan, als würden sie wenigstens leidlich miteinander auskommen.
    »Machen Sie heute mal frei«, sagte Balthazar. »Ich werde zum Spiel gehen und meine erste Schicht übernehmen.«
    Tonias Miene hellte sich auf, und zu spät dämmerte es Balthazar, dass es so geklungen hatte, als ob er mit ihr flirten wollte. »Ach, sind Sie süß. Ist er nicht der Süßeste von allen?«
    »Wie ein Snickers, in Ahornsirup getunkt«, bemerkte die Mathelehrerin trocken und warf einen säuerlichen Blick in Tonias Richtung. »Viel Glück, More.«
    Das werde ich brauchen , dachte er.
    Während der Freiarbeitsstunden, in denen die Schüler eigentlich mit Lernen beschäftigt sein sollten, stattdessen aber eifrig simsten, verschaffte sich Balthazar einen Überblick über das, was er in diesem

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