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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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ihnen könnte die Flucht gelingen, wenn sie zusammenhalten würden. Charity jedoch spielte an einem Spitzenband herum, das sich von einem Ärmel ihres Kleides gelöst hatte, und schien so gedankenlos und unbeteiligt wie ein Kind.
    Könnte er ohne sie gehen? Sie noch einmal Redgrave ausliefern? Balthazar wusste, dass er wohl dazu gezwungen sein würde, aber es fiel ihm nicht leichter als beim ersten Mal.
    Lorenzo setzte sich in Bewegung und marschierte an Balthazar vorbei. »Ich würde sagen, es wird Zeit, dass wir herausfinden, was sich hinter dieser Tür verbirgt, meinst du nicht, Redgrave?«
    »Nein!«, schrie Balthazar, aber es war schon zu spät. Lorenzo hatte die Tür des Lagerhauses aus den Angeln gehoben. Die anderen Vampire drängten ihm hinterher, und auch Balthazar rannte ihm nach. Dann sah er, dass das Lager leer war. Die Hintertür stand noch immer offen.
    Richard hat die Chance genutzt , dachte Balthazar, und tiefe Erleichterung durchströmte ihn. Richard hatte von Anfang an vorgehabt, die Leute im Keller der nahe gelegenen Post zu verstecken, doch Balthazar war das nicht sicher genug vorgekommen. Während er nun mit Redgrave diskutiert hatte, hatte Richard die Gruppe still und leise an den neuen Ort geführt. Das Donnern auf den Straßen draußen hatte ihren Lärm erstickt.
    Redgrave holte tief Luft, und seine Nasenflügel bebten. »Ah, es sind viele. Sie haben Angst. O ja, ihre Angst ist köstlich. Sie sind fort, aber nicht weit. Sollen wir ihnen folgen?«
    Balthazar antwortete ihm, indem er ihm seine Faust ins Gesicht rammte.
    Es war erst das zweite Mal, dass er es wagte, seinen Erschaffer anzugreifen, und selbst mit der neu erworbenen Stärke und Erfahrung der inzwischen vergangenen zweihundert Jahre wusste Balthazar, dass er gegen Redgrave noch immer kaum eine Chance hatte. Aber er konnte sich mittlerweile selbst verteidigen. Und er konnte dem Bastard Schmerzen zufügen.
    Hoffnungslos ineinander verkeilt, stürzten sie auf die rauen Bodenbretter. Ein hervorstehender Nagelkopf bohrte sich in Balthazars Rücken, während er nach Redgraves Ohr und seinem Kinn griff. Mit einem Ruck zog er Redgraves Kopf auf den Boden, aber der hob ihn ein Stück hoch und schleuderte ihn mit einer einzigen Bewegung weg, die so heftig war, dass Balthazar über den Boden rutschte. Holzsplitter rissen ihm auf der ganzen linken Seite die Haut auf. Er prallte mit solcher Wucht gegen die Wand, dass einige seiner Rippen brachen. Zwar würden sie schnell wieder heilen, aber das bedeutete nicht, dass es weniger schmerzhaft wäre.
    Balthazar stöhnte auf und hörte Constantia freudig erregt rufen: »Hier entlang. Los, kommt.«
    Redgrave sah grinsend zu Balthazar hinab. Ihm war klar, dass er Balthazar stärker verletzen konnte, wenn er den Leuten, die Balthazar hatte beschützen wollen, etwas antat, als wenn er ihm selbst noch weitere körperliche Schmerzen zufügte. Von einer Sekunde zur nächsten war er verschwunden, und die anderen Vampire waren ihm durch die Hintertür gefolgt, noch ehe Balthazar sich wieder aufgerappelt hatte.
    Mühsam kam er auf die Beine und rannte ihnen hinterher, ungeachtet der Tatsache, dass ihm das Blut das Gesicht hinablief und ihm stechende Schmerzen durch die Seite fuhren. Die Vampire erreichten den Eingang zur Post nur Sekunden vor ihm, aber dieser Vorsprung reichte aus, um die Tür mit einem schrillen, metallischen Kreischen, das den Lärm des Chaos ringsherum übertönte, aus den Angeln zu heben. Mit einem Satz waren sie im Gebäude verschwunden. Balthazar schrie auf – ein hilfloser Ausbruch seiner Wut, für den er keine Worte fand – und stürmte hinterher.
    Im Inneren war es eiskalt.
    »Was zur …« Balthazar verstummte, als ihm klar wurde, dass die Treppe in den Keller, auf der sie nun standen, zu kalt war. Dies ließ sich nicht damit erklären, dass sie sich im Innern eines Hauses auf dem Weg in tiefer gelegene Bereiche befanden. Es war nicht so, dass einfach nur die drückende Julihitze fehlte; es war so kalt wie mitten im Januar oder als ob man die Tür eines Eisschranks geöffnet hätte.
    Außerdem war alles in ein gespenstisch glühendes, blaues Licht getaucht, obwohl keine Fackeln brannten und keine Laternen hochgehalten wurden.
    Richard starrte wie die anderen, die er hierhergebracht hatte, in einer Mischung aus Sorge, Zorn und Verwirrung zu ihnen empor. In seinen Augen war die Frage zu lesen: Was geschieht hier ? Aber Balthazar konnte ihm keine Antwort geben.
    Dann entdeckte er

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