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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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mir nicht vorstellen, dass es so einfach gewesen sein soll. «
    Balthazar hatte ihr von seiner Auseinandersetzung mit Redgrave erzählt und auch berichtet, dass er ihm eine Art Antidrogenpredigt gehalten hatte. Irgendetwas jedoch, was Redgrave daraufhin erwidert oder getan hatte, hatte Balthazar ihr verschwiegen: Skye konnte spüren, dass er etwas verschwieg. Und gleichgültig, was es auch gewesen sein mochte: Skye glaubte nicht daran, dass ein einziges, ernsthaftes Ins-Gewissen-Reden ausreichen würde, sie zu retten.
    Sie simste: » Worauf wartet er denn? «
    » Ich weiß es nicht. Er kann sehr geduldig sein, wenn er etwas will. Und er ist super darin, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. «
    Als Skye Balthazars Antwort las, lief ihr ein Schauer über den Rücken, und sie lehnte sich in ihrem Büchereistuhl zurück. Dieser Ort schien so alltäglich und zugleich so behaglich, als müssten Redgrave und jeder andere, der auch nur annähernd so angsteinflößend wie er war, beim Betreten der Bibliothek zu Staub zerfallen oder in Flammen aufgehen, wie man es von Vampiren in Filmen kannte, wenn sie von einem Sonnenstrahl getroffen wurden. Und doch konnte Redgrave jeden Augenblick hier auftauchen.
    »Wem schreibst du denn da dauernd?«, flüsterte Madison, allerdings nicht leise genug. Die Leute an den Tischen in der Nähe, unter ihnen Balthazar, hatten jedes Wort gehört.
    »Pst. Nur, äh, einem Freund von mir von meiner alten Schule.«
    Skye konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn schließlich entsprach das voll und ganz der Wahrheit.
    Irgendjemand am Nachbartisch murmelte: »Mit anderen Worten: Sie schreibt jemandem, den sie nicht überflüssig findet.«
    Madison lief vor Zorn so tiefrot an, dass ihre Sommersprossen vollkommen zu verschwinden schienen. Skye fuhr das andere Mädchen an: »Die Einzige, die hier überflüssig ist, bist du selbst.«
    »Also bitte.« Balthazar erhob sich von seinem Platz am Pult und schlenderte auf sie zu. Wie war es nur möglich, dass er so scharf aussah, obwohl er eine Brille aufhatte und ein Sakko trug? Aber die Brille veränderte irgendwie sein Gesicht und ließ seine Wangenknochen noch schärfer hervortreten. Außerdem gab es anscheinend kein Kleidungsstück, das nicht fantastisch aussah, wenn man es über diese Schultern zog. »Freiarbeit bedeutet, dass gearbeitet wird, meine jungen Damen. Nicht, dass man sich herumstreitet. Bitte mäßigen Sie sich, ja?«
    Skye musste den Blick abwenden, um nicht laut aufzulachen. Als Balthazar zurück zu seinem Tisch ging, schrieb sie ihm rasch eine Nachricht: »Meine jungen Damen???«
    »Ich versuche, wie ein Lehrer zu klingen. Übertreibe ich es etwa?«
    »Du bist zum Totlachen. Aber ich glaube, die anderen kaufen dir deine Rolle ab. «
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, und im gleichen Moment schielte er zu ihr hinüber. Sie hätte erwartet, dass es ihr nun noch schwerer fallen würde, nicht zu kichern, aber dieser Zufall hatte einen ganz anderen Effekt. Als sich ihre Blicke kreuzten, dachte Skye an ihre beiden leidenschaftlichen Küsse. Sie erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, in Balthazars Armen zu liegen, und sie war sich vollkommen sicher, dass auch Balthazar diese Momente Revue passieren ließ.
    Rasch sah sie weg und wandte sich wieder ihren Büchern zu, auch wenn ihr Mathematik niemals weniger spannend erschienen war. Madison flüsterte: »Liegt es an mir, oder sieht er mit jedem Tag noch besser aus?«
    »Es liegt nicht an dir.« Skye zwang sich dazu, auf ihre Matheaufgaben zu starren.
    »Also, ich glaube, ich brauche gleich ’n frisches Unterhöschen.«
    »Madison!« Skye gluckste gegen ihren Willen.
    Wieder vibrierte ihr Handy. »Bitte mäßigen Sie sich, meine junge Dame.«
    Woraufhin Skye nur noch mehr lachen musste.
    Die Tage gingen ins Land, und Redgrave kam nicht. Skyes und Balthazars Tagesablauf war inzwischen zur Routine geworden. Er beobachtete sie aus der Ferne, wie sie morgens in den Bus stieg. Zwar begegneten sie sich um diese Uhrzeit nicht und sprachen deshalb auch nicht miteinander, aber Skye wusste, dass Balthazar da war, um sie zu beschützen, wenn es sein musste.
    Sie sahen sich jeden Tag in der ersten Stunde, wenn er ihren Namen auf der Anwesenheitsliste abhakte und versuchte, sich professionell zu geben. Wenn sie einen Rock trug, versuchte er angestrengt, nicht auf ihre Beine zu starren. Skye wusste, dass sie ruhig häufiger Jeans hätte anziehen können, um Balthazar die Sache leichter zu machen;

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