Balthazar: Roman (German Edition)
antwortete Balthazar, als ob das eine logische Erklärung wäre. »Das war eine Art Scherz, wo er doch so faltig aussah. Aber wie bist du auf Ebs Namen gekommen? Der ist schließlich auch ungewöhnlich.«
»Oh.« Das war ihr ein wenig peinlich. »Nun ja, ich habe ihn bekommen, als ich zwölf war. Und damals dachte ich, es wäre cool und romantisch, ein Pferd … tja, also … Ebony Wind zu nennen.«
Balthazar lachte nicht. »Warum auch nicht?«
»Inzwischen finde ich es ziemlich albern. Außerdem habe ich schon in der ersten Woche angefangen, ihn Eb zu nennen.«
»Dann wusstest du also von Anfang an, wie er heißen sollte.«
Balthazars Lächeln gab Skye das Gefühl, als ob irgendetwas in ihr schmelzen und auf wunderbare Art flüssig und weich werden würde. Sie hätte sich am liebsten zu ihm hinübergebeugt – ihre Pferde ritten so nahe beieinander –, um ihn hier und jetzt zu küssen. Sie war sich sicher, dass er den Kuss erwidern würde.
Aber das tat sie nicht. Das nächste Mal, wenn sie sich küssten, würde Balthazar die Initiative ergreifen müssen. Skye war wild entschlossen, was diesen Punkt anging, aber es war hart, nicht schwach zu werden. Warum nur musste Balthazar über so viel Willensstärke verfügen?
Balthazar sagte: »Es ist gut, dass du zu den Basketballspielen gehst, aber das musst du nicht. Auch wenn du mit mir dort bist: Zu Hause ist es für dich immer noch sicherer.«
»Und auch langweiliger.«
»Ja, aber … Ich weiß, dass es schwer für dich ist.« Balthazar setzte sich in seinem Sattel zurecht und schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, weil er Skye so viel abverlangte, und sah schuldbewusst aus, obwohl er doch nur ihr Bestes im Sinn hatte. »Und dann ist auch noch Craig da. Und Britnee.«
Skye zuckte mit den Achseln. Der kalte Wind, der um sie herumpfiff, schmerzte an ihren Wangen, und sie band sich ihren Schal fester um den Hals. »Die beiden zusammen zu sehen, das ist nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Ich meine, ich bin immer noch wütend. Aber … ich will nichts mehr von Craig. Ich schätze, ich habe mich weiterentwickelt.«
»Aha.« Das war alles, was Balthazar sagte, aber Skye wusste, dass er sich freute, das zu hören.
Skye war davon überzeugt, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie Redgrave das nächste Mal gegenüberstehen würde, und so nutzte sie die Zeit, um zu lernen, wie sie sich selbst verteidigen konnte.
Und natürlich hatte sie dafür den idealen Lehrer.
»Okay, du musst dich breitbeiniger hinstellen.« Balthazar trug normale Alltagskleidung; Skye hatte eine Yogahose und ein Trägerhemdchen an. Sie befanden sich im Keller ihres Elternhauses im ungenutzten »Partyraum«, in dem beinahe keine Möbel standen, der aber mit flauschigem Teppichboden ausgelegt und deshalb der perfekte Sparringsraum war. »Wenn du breitbeiniger stehst, hast du mehr Festigkeit im Stand.«
Skye stellte ihre Füße weiter auseinander. »Und was jetzt?«
»Du willst deine Kehle schützen. An sich kann dich ein Vampir überall beißen, aber wir neigen dazu, uns die Kehle auszusuchen und auf die Halsschlagader loszugehen. Das ist ein mächtiger Instinkt.« Balthazars Blick war starr auf ihren nackten Hals gerichtet, und Skye dachte kurz, dass sie das beunruhigen sollte, was es aber nicht tat. Sein schwarzes T-Shirt lag so eng an seiner breiten Brust und seinen festen Bauchmuskeln an, dass es wie draufgemalt aussah.
»Und wie mache ich das?« Balthazar hob demonstrativ die Hände, doch Skye schüttelte den Kopf.
»Es reicht nicht, wenn du mir alles nur zeigst. Ich muss es selber machen. Nur so werde ich es lernen.«
»Du meinst …«
»Ja.« Skye warf ihr Haar zurück und sah Balthazar fest in die Augen. »Greif mich an. Und halt dich nicht zurück.«
Schneller, als sie es mit den Augen verfolgen konnte, ja beinahe schneller, als sie denken konnte, war Balthazar bei ihr, und ihre Körper prallten so heftig zusammen, dass sie beide zu Boden fielen. Skye riss die Arme hoch, um ihre Kehle zu schützen, nur einen winzigen Augenblick, ehe Balthazar mit dem Mund an ihrem Hals war.
Lange blieben sie reglos so liegen. Balthazars Lippen waren nur Zentimeter von ihren Händen entfernt, seine Beine waren rechts und links von ihren, und sein riesiger Körper bedeckte sie fast gänzlich. »Gut«, sagte er leise. »Das hast du gut gemacht.«
»Aber das reicht nicht.« Skye versuchte, ihre Stimme vom Zittern abzuhalten und ihre Gedanken davon, auf Wanderschaft zu gehen. Das war
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