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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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an. »Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten des letzten Abends. Aber die Beschuldigungen deines Vaters machten die Sache für mich und deine Schwester ziemlich schwierig, und es war mehr als offensichtlich, dass von dir keine Hilfe zu erwarten wäre. Und Constantia hier hat dich doch so in ihr Herz geschlossen.«
    Die Beschuldigungen deines Vaters . Erinnerungen explodierten in Balthazars Geist wie Schießpulver in einem Pulverfass. Charity war immer häufiger weggelaufen, und bis vor zwei Tagen hatte alle Welt dieses Verhalten ihrer Unbekümmertheit zugeschrieben. Dann jedoch hatte Mama Charity und Redgrave zusammen am Flussufer beobachtet, und auch wenn Redgrave es offenbar zu nichts mehr als einem Kuss hatte kommen lassen, war es doch offensichtlich gewesen, dass er auf mehr aus war. Redgrave gehörte nicht zu den Männern, die sich mit dem Kuss eines jungen Mädchens begnügen.
    Charity hatte geschworen, dass er sie mit einer Art schwarzer Magie verhext und sie dazu gezwungen habe, ihm mehr zuzugestehen, als sie eigentlich wollte. Doch selbst die Gemeindemitglieder, die an schwarze Magie glaubten, kauften Charity ihre Beteuerungen nicht ab.
    Papa hatte Redgrave bei den Kirchenältesten angeschwärzt. Man hatte überlegt, ihn und Constantia aufzufordern, die Stadt zu verlassen, und es hatte sogar Gerüchte gegeben, dass Constantia gar nicht seine Schwester war, obwohl sie zusammenlebten.
    Und dann kam die vergangene Nacht.
    Ich will alles erklären und um Verzeihung bitten , hatte Redgrave auf der Schwelle ihres Hauses gesagt, doch Papa hatte ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Daraufhin hatten die Vampire die Tür eingetreten.
    »Sie sind tot«, sagte Balthazar. Er zerrte an den Seilen und riss immer heftiger daran, getrieben von dem verzweifelten Wunsch, sich zu befreien, um Redgrave zu töten, und dann wollte er unbedingt trinken.
    Mehr als alles andere musste er etwas zu sich nehmen.
    »In der Tat: Deine Eltern weilen nicht mehr unter uns.« Redgrave lehnte sich gegen die Wand der Scheune und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Deine Schwester atmet noch, aber sie ist weit weniger erfreut über ihre Befreiung, als ich es erwartet hätte. Und sie schreckt davor zurück, den nächsten Schritt zu tun.«
    Balthazar zog noch stärker an den Seilen, und endlich gaben sie nach. Zum ersten Mal seit Monaten, so kam es ihm vor, ruhte sein Gewicht wieder, wie es sich gehörte, auf seinen Füßen. Staub und Holzsplitter rieselten auf ihn herab, als er seine schmerzenden Arme sinken ließ. Constantia trat einen Schritt zurück, allerdings nicht erschrocken. Auf ihrem Gesicht lag vor allem ein amüsierter Ausdruck.
    Redgrave flüsterte vertraulich: »Mir gefällt es wirklich gar nicht, die Sache mit Gewalt voranzutreiben. Bei dir haben wir es getan, und es hat Constantia so glücklich gemacht. So etwas mache ich, um ihr einen Gefallen zu tun. Aber Charity wollte ich gerne überzeugen. Allerdings ist das gar nicht so einfach.«
    Charity war am Leben. Das war gut. Es gab Balthazar ein wenig Auftrieb, aber es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren. Er musste irgendetwas essen … oder trinken. Es war ein übermächtiges Verlangen in ihm. Mit begehrlichem Blick sah er in den Pferdetrog; er war hungrig genug, um Getreide oder Stroh zu essen. Aber das war eigentlich nicht das Richtige. Was war es nur, was er brauchte?
    »Wir werden ein kleines Spiel spielen«, sagte Redgrave. Constantia eilte nach draußen wie jemand, der eine Überraschung hereinbringen wollte.
    »Gestern waren Constantia und ich so gesättigt, dass wir erst heute Morgen wieder unseren Durst gestillt haben. Ich habe versucht, Charity zu zeigen, wie leicht alles sein kann, aber der Anblick schien sie zu schockieren. Constantia hat sich derweil um eine Besucherin im Haus deiner Eltern gekümmert; um jemanden, der besorgt war, weil er dich an jenem Morgen nicht gesehen hatte. Ich sollte dich vielleicht warnen: Constantia neigt zu Eifersucht.«
    Wieder wurde die Tür zur Scheune geöffnet, und Constantia stieß zwei Mädchen mit solcher Heftigkeit hinein, dass sie zu Boden stürzten. Beiden waren die Hände zusammengebunden worden, ihre Kleidung war zerrissen, sie weinten und waren blutüberströmt.
    Blut .
    Der Gedanke daran erfüllte Balthazar wie eine alles überrollende Welle, und seine ganze Welt wurde rot.
    Aber – Charity. Seine kleine Schwester hatte niemals mehr so ausgesehen, wie die Dorfbevölkerung sie beschimpfte: wie eine

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