Balthazar: Roman (German Edition)
sich, lächelte Balthazar verschlafen an und rief zurück: »Beinahe. Was ist denn los, Mom?«
Balthazar war drauf und dran, aus dem Bett zu flüchten, aber Skye hinderte ihn daran. Stattdessen flüsterte sie: »Sie spricht nur durch die Tür mit mir. Wenn sie allerdings hört, dass jemand hier bei mir ist …. Dann garantiere ich für nichts.«
Einerseits schien es der beste Plan zu sein, einfach mit Skye im Bett liegen zu bleiben, andererseits war das gefährlich unklug.
»Kannst du ein paar Sachen für uns bestellen und dann tagsüber hier sein, wenn sie geliefert werden? Wir haben schon wieder kein Hafermehl mehr. Du weißt ja, was wir sonst noch so brauchen.«
»Na klar«, antwortete Skye. Offenbar war das die einzige Art der Unterhaltung, die es zwischen Tochter und Eltern im Augenblick noch gab. Skyes hellblaue Augen sahen zu Balthazar hinauf, und in ihnen lag nichts als Vertrauen. Einen Moment lang sah Balthazar, der nackt neben ihr lag, ihre Wärme spürte und ihre dunklen Haare auf dem Kopfkissen ausgebreitet sah, all das vor sich, was er mit ihr haben könnte. Alles, was er sich mit ihr wünschte.
Aber der Biss in ihren Hals und die Erinnerungen, die er gerade noch einmal durchlebt hatte, machten ihm klar, dass nichts davon je würde sein können.
»Wir haben dir die Karamellbonbons mitgebracht, die du so gerne magst«, rief Mrs Tierney ihr auf dem Flur über das Zischen einer Haarspraydose hinweg zu. »Sie liegen auf dem Küchentisch.«
»Vielen Dank!« Skye seufzte, dann flüsterte sie: »Manchmal bringen sie mir Geschenke mit. Dann fühlen sie sich nicht so schlecht, weil sie nie hier sind.«
Balthazar konnte nichts antworten. Er war sich so vieler Dinge lebhaft bewusst, Dinge, an die er in diesem Moment ganz sicher nicht denken wollte. Zum Beispiel, wie lange es her war, dass er mit einem Mädchen im Bett gelegen hatte.
»Einen schön Tag, Süße«, rief ein Mann, der vermutlich Mr Tierney war.
»Euch auch!«, antwortete Skye. Schritte die Treppe hinab waren zu hören, dann drehte sich Skye zu Balthazar herum, sodass sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt lagen. Als die Vordertür zugeworfen worden war, murmelte sie: »Fühlst du dich jetzt besser?«
»Ja.« Er schob langsam die Bettdecke weg, erinnerte sich aber dann daran, dass er nackt war, und schaute sich im Zimmer um. »Vielleicht könntest du mir meine Klamotten holen?«
Skye zuckte mit den Schultern. Das Lächeln, das auf ihren Lippen spielte, war genau die Art von Lächeln, die ihn verrückt gemacht hätte, wenn er es zulassen würde. Aber das war nicht der Fall. »Ich habe schon alles gesehen. Du musst dich also meinetwegen nicht schämen.«
Na schön. Balthazar schlüpfte aus dem Bett, schnappte sich seine Unterhose und begann, sich anzuziehen. Er bemerkte, dass Skye verletzt aussah. Noch ein paar Minuten zuvor hatte sie glücklich gewirkt, und Balthazar wusste, dass er unverzeihlich kühl dem Mädchen gegenüber war, das ihm gerade das Leben gerettet hatte. »Danke für gestern«, sagte er und hasste sich für seine abgehackten, herausgepressten Worte. »Wir müssen zur Schule.«
»Ich weiß. Aber Balthazar, ich dachte, wir …«
»Lass uns eins klarstellen. Letzte Nacht ist nichts zwischen uns passiert, und es wird auch nichts geschehen.« Balthazar fand sein Hemd an der Türklinke hängen; der Stoff war noch klamm. »Ich weiß, ich habe zugelassen, dass es zwischen uns … etwas verworren geworden ist, aber das war ein Fehler von mir.«
Skye richtete sich kerzengerade auf und stützte ihre Hände hinter sich ab. »Entschuldige mal: verworren ?«
Er musste sogar noch deutlicher werden. Er musste mehr tun, als die Tür zuzuknallen – er musste sie sozusagen zunageln. »Ich liebe dich nicht. Und du solltest dankbar sein, dass ich das nicht tue. Die einzige Frau, die ich je wirklich geliebt habe, ist deswegen gestorben.«
Daraufhin wurde Skye blass, aber sie ließ nicht locker. »Als du dieses Mal von meinem Blut getrunken hast, was hast du da gesehen? Was hat das mit dir gemacht?«
»Ich habe mich an die letzten Augenblicke meines Lebens erinnert und an die erste Stunde als Vampir.« Balthazars nasser Mantel fühlte sich wie Eis an, aber er zog ihn sich trotzdem über. »Ich habe mich daran erinnert, wie ich meine kleine Schwester getötet habe. Ich habe sie eigenhändig umgebracht. Alles Blut aus ihr herausgesogen.« Das war’s. Nun wusste Skye, was für ein Schuft er in Wahrheit war.
Skye klappte der
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